Die Ansage des lokal zuständigen Wasser-Verbandes Strausberg-Erkner (WSE) war deutlich genug: In diesem März teilte er mit, dass die Tesla-Fabrik in Grünheide nach einer kurzfristig erteilten Duldung durch Landesbehörden doch wie geplant mit Wasser versorgt werden kann, und rettete damit den offiziellen Serienstart Ende des Monats. Gleichzeitig informierte der Verband aber, dass darüber hinausgehende Gewerbe- und Industrie-Projekte in seinem Gebiet damit vorerst nicht mehr möglich seien. Das schien schlecht vereinbar mit verschiedenen Expansionsplänen von Tesla in Grünheide, die in den vergangenen Wochen bekannt wurden – und laut einem Bericht greift das Unternehmen in Wasser-Fragen jetzt zur Selbsthilfe. Aktualisierung: Das Unternehmen soll sogar schon fündig geworden sein (s. ganz unten)
Tesla soll auf eigene Faust suchen
Offiziell ist bereits, dass Tesla am östlichen Rand seines bisherigen Gigafactory-Grundstücks rund 100 Hektar zusätzlich nutzen möchte. Dafür müsste die Gemeinde Grünheide zunächst einen Bebauungsplan aufstellen, was im Mai beantragt, bislang aber nicht beschlossen wurde. Nach Verschiebungen soll die Vertretung jetzt an diesem Donnerstag darüber abstimmen. Im September lud Tesla zu einem Info-Tag darüber nahe der Fabrik ein und erwähnte, wohl weil das Thema seit langem heikel ist, „sehr geringen“ zusätzlichen Wasser-Bedarf.
Für die auf der neuen Fläche geplanten Logistik-Anlagen einschließlich Lager und großem Güter-Bahnhof sowie den Kindergarten hätten die 1,8 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr, die der WSE Tesla nach eigenen Angaben zugesagt hat, wohl noch mit ausgereicht. Den Bedarf für seine deutsche Gigafactory hatte das Unternehmen zuvor auf maximal 1,4 Millionen Kubikmeter beziffert. Doch in diesem November wurde zusätzlich bekannt, dass sich frühere Tesla-Pläne für weitere Produktionsgebäude auf dem bestehenden Gelände konkretisieren: Die genehmigte Kapazität soll von derzeit 500.000 auf mehr als 1 Million Elektroautos steigen, womöglich sogar 1,5 Millionen.
Dafür wäre, wenn Tesla den nach seinen Angaben bereits geringen Wasser-Bedarf pro Auto in Grünheide nicht noch halbiert oder drittelt, gewiss eine deutlich größere als die zugesagte Menge erforderlich. Insofern drohten die Ausbau-Pläne (Anträge dafür sind noch nicht gestellt, wurden aber noch für 2022 erwartet) an einem Veto des WSE zu scheitern. Doch möglicherweise wird er für die Gigafactory-Expansion gar nicht gebraucht: Das Magazin Stern und der TV-Sender RTL berichteten am Mittwoch, Tesla suche jetzt auf eigene Faust nach Wasser ein Stück weiter weg.
Gigafactory-Wasser am Verband vorbei
Das habe die technische Geschäftsführerin des Zweckverbandes Wasserversorgung Fürstenwalde bestätigt, heißt es in einer Presse-Mitteilung von Gruner & Jahr, seit einiger Zeit gemeinsame Mutter-Gesellschaft der beiden Medien. Das Gebiet des Verbands Fürstenwalde grenzt nach dessen Karte direkt östlich an das des WSE an. Tesla scheint also vorzuhaben, Wasser aus einer etwas weiter entfernten Region für seine Gigafactory zu beschaffen, und das unter Beteiligung des für sie zuständigen Verbandes.
Allerdings enthält die Mitteilung über die allgemeine Bestätigung der Geschäftsführerin hinaus keine Informationen über die angeblichen Tesla-Pläne. Das Unternehmen suche „nach geeigneten und ergiebigen Grundwasser-Vorräten“, lautet das Zitat dazu. Damit ist streng genommen nicht einmal bestätigt, dass diese in das Gebiet des Fürstenwalder Verbandes fallen müssen. Die Geschäftsführerin des Nabu Brandenburg sprach in einer Reaktion jedoch bereits von großer Sorge über „das Bestreben von Tesla, selbst Grundwasserressourcen zu erschließen“, und erklärte, weitere Entnahmen würden die Trinkwasser-Versorgung für eine ganze Region gefährden.
Aktualisierung: Laut einem Bericht der Märkischen Oderzeitung (MOZ) sind die eigenen Wasser-Pläne von Tesla schon recht konkret und weit vorangeschritten. Demnach hat das Unternehmen in alten DDR-Unterlagen bereits Vorkommen zwischen Spreenhagen und Storkow entdeckt und will sich vom Landesumweltamt Brandenburgs eine Entnahme daraus genehmigen lassen. Fall das gelingt, werde sie am Wasser-Verband der Region komplett vorbeilaufen, berichtet die MOZ. Als Nutzungsentgelt sei nur 1 Cent pro Kubikmeter vorgesehen, während Verbände derzeit 10 Cent bezahlen und an ihre Kunden weitergeben müssten.