Anfang März reiste Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach in die USA, um dort die Zentralen von Unternehmen zu besuchen, die in seinem Bundesland angesiedelt sind. An diesem Dienstag war Tesla an der Reihe, wie man einer der Twitter-Nachrichten des Ministers über seine Reise entnehmen kann. Ein Foto (s. oben) zeigt ihn zusammen mit Rohan Patel, dem Politik-Chef des Unternehmens, in der Gigafactory in Texas. Auf dem Tisch liegt ein Blatt Papier mit dem offiziellen Briefkopf von Brandenburg. Und darin soll Dietmar Woidke, der Ministerpräsident des Landes, weit reichende Zusagen für Tesla gemacht haben.
Minister zu Besuch bei Tesla-„Freunden“
Wirtschaftsminister Steinbach schrieb zu dem Tesla-Foto, er sei zu Besuch bei „Freunden in der Gigafactory Austin“ gewesen. Er selbst trägt darauf ein T-Shirt mit der Aufschrift „Giga Berlin-Brandenburg“, Patel neben ihm ist schicker gekleidet, wie er auch in einem gut gelaunten Twitter-Kommentar feststellte. Außerdem drückte der Tesla-Manager dem Team der Brandenburger Staatskanzlei darin einen „aufrichtigen Dank“ aus.
Die Inhalte des bei dem Treffen vorgelegten Briefes spielten zunächst keine Rolle. Doch die Märkische Oderzeitung interessierte sich offenbar näher dafür – und berichtete am Freitag, dass es sich dabei um ein Schreiben von Brandenburgs Ministerpräsident Woidke an Tesla-Chef Elon Musk handelte. Der Brief lag der Zeitung nach ihren Angaben vor, und seine Echtheit wurde von einem Regierungssprecher bestätigt.
https://mobile.twitter.com/joergstb/status/1632966107303751682
Laut dem MOZ-Bericht drückt Woidke darin Dankbarkeit dafür aus, dass der Tesla-CEO an dem Standort im brandenburgischen Grünheide festhält. Er soll von einem „fantastischen Job“ der mittlerweile mehr als 10.000 Beschäftigten in der deutschen Gigafactory geschrieben und erklärt haben, dass sich das Bundesland (oder seine Regierung) mit großer Vorfreude auf die Erweiterung der Fabrik freue. Nach Berichten von Ende 2022 will Tesla seine Gigafactory in Grünheide noch viel größer machen. Zusätzliche Flächen dafür wurden auf dem bestehenden Gelände schon gerodet, außerdem will Tesla ein weiteres Grundstück direkt östlich davon erschließen.
Hilfe bei Gigafactory-Problemen
Ein bislang ungelöstes Problem bei der Erweiterung ist, dass nach Angaben des zuständigen Verbandes WSE schon mit der bisherigen Ausbau-Stufe bei Tesla die Wasser-Vorkommen in der Region weitgehend ausgeschöpft sind. Weiteren Vorhaben mit zusätzlichem Bedarf will er deshalb vorerst nicht zustimmen. Auf diesen Punkt geht Ministerpräsident Woidke laut dem MOZ-Bericht ein und erwähnt zusätzlich, dass der Erweiterung auch ein Energie-Problem im Weg steht. Doch das Land sei engagiert und überzeugt, „Tesla darin zu unterstützen, eine geeignete Lösung beider Probleme vor dem Sommer zu finden“.
Für die lokale Zeitung geht das insofern etwas zu weit, als Woidke damit suggeriert habe, er könne eine Frist für die Lösung der Probleme vorgeben, was aber im Ermessen der zuständigen Behörden liege. Auf Nachfrage der Agentur dpa verteidigte ein Regierungssprecher das Vorgehen des Ministerpräsidenten jedoch: Woidke habe keine Versprechen abgegeben, sondern nur dem größten Industrie-Unternehmen Brandenburgs Unterstützung beim Finden von Lösungen zugesagt. Dies sei auch bei vielen anderen Unternehmen geschehen. Auf weiteren Fotos von der Steinbach-Reise in den USA ist der Wirtschaftsminister allerdings nicht in T-Shirts des Gastgebers zu sehen.