Im Zweckverband Region Schwäbische Alb haben sich vor einigen Jahren zunächst acht Städte und Gemeinden aus der Region zusammengeschlossen, um Anschluss zu bekommen: Sie vereinbarten den Bau eines Bahnhofs bei Merklingen an der neuen Bahnstrecke zwischen Wendlingen und Ulm. Ende 2022 wurde er mit einem mehrtägigen Fest eingeweiht, aber der Verband macht weiter: An dem Bahnhof ging jetzt ein solarüberdachter Elektroauto-Parkplatz mit 259 Ladesäulen in Betrieb, bei dem es sich nach seinen Angaben um die größte Anlage dieser Art weltweit handelt.
Superlativ für Elektroauto-Parkplatz
Weil für das Projekt viel öffentliches Fördergeld floss, war bei der Eröffnung am Dienstag auch viel Politik vertreten. Baden-Württembergs Verkehrsstaatssekretärin erklärte den Ladepark zum „Booster für die Elektromobilität in der Region“, wie der SWR von dort berichtete. Insgesamt soll er gut fünf Millionen Euro gekostet haben, von denen drei Viertel das Land übernahm.
Gebaut wurde der Elektroauto-Großstandort von der Versorger-Genossenschaft Albwerk, die auch die Ladesäulen betreibt. Ursprünglich sollte er laut einer Presse-Mittelung von diesem Juni sogar 260 Säulen bieten. Laut dem SWR-Bericht können in Merklingen stattdessen jetzt 259 Elektroautos gleichzeitig aufgeladen werden. Strom dafür kommt unter anderem aus einer Photovoltaik-Anlage über den Ladeplätzen, die nach Albwerk-Angaben knapp 1 Million Kilowattstunden pro Jahr liefern soll.
Einen so großen Elektroauto-Parkplatz mit Lademöglichkeit wie in Merklingen gibt es nach Angaben der Betreiber nirgendwo sonst auf der Welt, berichtet der SWR weiter. Der Superlativ hört sich also etwas vorsichtig an, doch tatsächlich bietet der schwäbische Standort einen Ladeplatz mehr als der, den Shell im September zusammen mit BYD im chinesischen Shenzhen eröffnete. Nah am Flughafen befinden sich dort 258 Ladepunkte, was vielfach als Weltrekord für eine öffentliche Station bezeichnet wurde.
Verbrenner dürfen meiste Plätze zuparken
Die 259 Elektroauto-Säulen in Merklingen wurden am Mittwoch zum Beispiel auf der Website ChargeFinder tatsächlich schon als nutzbar angezeigt, aufgeteilt in einmal 126 und einmal 133, von denen gegen Mittag alle bis auf zwei frei waren. Passend zu dem Bahnhof-Standort und anders als bei Shell und BYD in Shenzhen handelt es sich dabei um Wechselstrom-Säulen mit 11 Kilowatt Leistung für Laden über mehrere Stunden. Ohne Vertrag kostet das nach Albwerk-Angaben 50 Cent pro Kilowattstunde.
Eine zeitliche Gebühr gibt es offenbar nicht – gut für Pendler, die mit dem Elektroauto bis zu dem Bahnhof fahren und erst nach einem ganzen Arbeitstag zurückkehren. Einstweilen rechnet der Betreiber auch nicht damit, dass die 259 Säulen annähernd ausgelastet sind: An den meisten der solar überdachten Ladeplätze dürfen bis auf Weiteres auch Verbrenner-Autos parken. In etwa zehn Jahren würden aber voraussichtlich mehrheitlich Elektroautos dort stehen, sagte laut SWR ein Vertreter des Zweckverbands. Die Anlage in dieser Größe zu errichten, sei deshalb wichtig gewesen.
Noch mehr Ladesäulen bei Tesla Grünheide
Den Titel für den öffentlichen Parkplatz mit den meisten Elektroauto-Ladesäulen könnte ansonsten auch Tesla in Anspruch nehmen: Am südlichen Rand des deutschen Gigafactory-Geländes in Grünheide bei Berlin sollten nach den ersten Tesla-Plänen gut 3000 Parkplätze mit 615 Wechselstrom-Säulen entstehen, also mehr als doppelt so viele wie in Merklingen. Nach Angaben des lokalen Beobachters @tobilindh wurden in einer späteren Version 548 Ladeplätze daraus, die nach seiner Einschätzung auch sämtlich gebaut wurden. Die Stromspender an der Tesla-Fabrik sind hauptsächlich für ihre Beschäftigten gedacht, können aber kostenlos auch von Externen genutzt werden.