SpaceX hat eine weitere Premiere im Weltraum ermöglicht. Nach ein paar Kommunikationsproblemen und Verzögerungen im Anflug dockte am frühen Samstagnachmittag deutscher Zeit eine Dragon-Kapsel des Unternehmens an der Internationalen Raumstation ISS an. An Bord befand sich die erste rein private Crew, die Gelegenheit bekommt, sich in der Station aufzuhalten. Gut zwei Stunden nach dem Andocken stiegen die vier Mitglieder aus ihrer am Freitag problemlos auf den Weg gebrachten Kapsel in die ISS um: Eytan Stibbe, israelischer Unternehmer und Ex-Kampfpilot, Mark Pathy aus Kanada und Larry Connor aus den USA. Ihr Kommandeur für die Mission, Michael López-Alegría, war schon mehrmals für die NASA im All, ist nun aber im nicht-staatlichen Auftrag dabei.
Weltraum-Startup mit privater ISS-Mission
Organisator des Flugs ist das junge US-Unternehmen Axiom Space aus Houston, das ihn bei SpaceX gebucht hat und damit in den Markt für private bemannte Raumflüge eintritt. Im Rahmen der Ax-1 genannten Mission sollen die vier privaten Raumfahrer nun acht Tage auf der Internationalen Raumstation verbringen, auf der sich bereits sieben professionelle Astronautinnen und Astronauten befinden, darunter der Deutsche Matthias Maurer. Wie das Foto oben von kurz nach dem Umsteigen zeigt, ist es dort also zurzeit ungewöhnlich voll.
Axiom Space betont aber, dass Stibbe, Pathy, Connor und López-Alegría keine Weltraum-Touristen seien, da sie 25 wissenschaftliche und technische Experimente vornehmen würden. Bei einem der Versuche, TESSERAE, werden elektromagnetische Kacheln getestet, die sich schwarmartig zu autonomen Strukturen in der Schwerelosigkeit zusammensetzen – ein revolutionäres mögliches Bauprinzip für künftige Raumstationen. Außerdem bringen die Crew-Mitglieder von Ax-1 auch Projekte aus ihren Heimatländern mit auf die ISS: Larry Connor arbeitet unter anderem mit US-Kliniken zur Zellforschung, Mark Pathy mit der Royal Canadian Geographical Society zur Erdbeobachtung und Klimaforschung, Eytan Stibbe mit der Ramon-Stiftung, um israelische Jugendliche für Wissenschaft und Raumfahrt zu begeistern.
Die Vier sind nicht die ersten Privatleute auf der ISS. Der US-Unternehmer Dennis Tito war schon 2001 dort. Ihm folgten bis 2009 sieben weitere Weltraum-Touristen, die aber stets nur als zahlende Begleiter bei staatlichen Missionen mit Profi-Astronauten mitflogen. Im September 2021 dann ermöglichte Elon Musks SpaceX die erste revolutionäre Verbreiterung des Weltraum-Zugangs: Bei der Mission „Inspiration-4“ flogen erstmals vier Privatpersonen mit privater Rakete und Raumkapsel mehrere Tage in eine Erdumlaufbahn – aber eben noch nicht zur Internationalen Raumstation.
Sechste Crew-Mission für SpaceX-Kapsel
Mit Ax-1 sind jetzt erstmals Rakete, Raumkapsel und Mitreisende samt ISS-Aufenthalt rein privat und kommerziell (auch wenn López-Alegría früher Profi-Astronaut für die NASA war). Axiom Space plant in den nächsten Jahren weitere derartige ISS-Flüge. Das Unternehmen bekommt außerdem Fördergelder von der NASA, um das erste private Stationselement zu entwickeln und an die ISS anzudocken, voraussichtlich 2024. Weitere private Module sollen folgen. Wenn die ISS dann voraussichtlich 2030 ihren Betrieb einstellt, sollen die Axiom-Module sich lösen und eine eigene private Raumstation bilden.
Für SpaceX war es der sechste erfolgreiche bemannte Start mit einer Dragon-Raumkapsel, nachdem 2010 zunächst unbemannte Transport-Missionen zur ISS begannen. Seit Anfang 2020 setzt SpaceX die weiterentwickelte Dragon-2 ein, in der unbemannten Version weiter als Frachter, in der bemannten Version als Crewtaxi für die NASA und für private Raumflüge wie Inspiration-4 und jetzt Ax1-1. Die vier privaten Raumfahrer sollen am 18. April zur Erde zurückkehren. Wenige Tage später, frühestens am 21.4, soll bereits erneut eine Dragon zur ISS starten, dieses Mal wieder mit einer Crew aus Profi-Astronauten.