Die Halbleiter-Knappheit in der Automobil-Industrie, die zum Ende von 2020 hin immer mehr Hersteller erfasste, schien zunächst von kurzer Dauer und zudem vom Ausmaß her begrenzt zu sein – von Tesla zum Beispiel waren zunächst keinerlei Klagen über zu wenig Chips zu hören. Mittlerweile aber macht die Chip-Krise auch dem vorausdenkenden und viel selbst produzierenden Elektroauto-Unternehmen zu schaffen, wie CEO Elon Musk vor kurzem auf Twitter bekräftigte. Laut einer Übersicht der Investmentbank Goldman Sachs sehen sich aktuell auch die meisten anderen Hersteller noch mit Knappheit konfrontiert – erwarten allerdings, dass sich die Lage bis Jahresende entspannen wird.
Tesla-Chef nennt Zulieferer-Namen
Tesla erwähnte in seinem jüngsten Quartalsbericht anhaltende „Herausforderungen in der Lieferkette“ vor allem in Form von globaler Halbleiter-Knappheit und überfüllten Häfen. Der Mangel an Standard-Chip sei „extrem“, konkretisierte CEO Musk diese Angabe vergangene Woche auf Twitter. Dabei wurde er sogar konkret: Mit Abstand am problematischsten seien derzeit die Zulieferer Renesas und Bosch. Nach Berichten ruhten Teile der Tesla-Produktion im August tageweise sowohl in den USA als auch in China.
CEOs von anderen Auto-Unternehmen sind beim Nennen von Namen zurückhaltender, von dem Problem aber nicht weniger betroffen. Das geht aus Auszügen aus einer Studie von Goldman Sachs hervor, die am Dienstag auf Twitter veröffentlicht wurden. Die Übersicht basiert auf öffentlichen Aussagen der einzelnen Unternehmen zur Chip-Situation und ihren Prognosen.
Goldman recaps automakers’ comments (incl Tesla comments) from the ongoing semi shortage 👇🏻$TSLA pic.twitter.com/FZGz2ZH9in
— David Tayar (@davidtayar5) August 16, 2021
Demnach könnte die Lage im aktuellen Quartal noch einmal schwieriger geworden sein als im zurückliegenden – dafür spricht auch die recht dramatische Formulierung von Tesla-Chef Musk. Vorher hieß es bei Tesla laut Goldman Sachs dazu, dass sich die Lage zu verbessern scheine. General Motors berichtete nach den Angaben aber bereits von einer neu aufgetretenen Herausforderung in Form steigender Covid-Fallzahlen in Malaysia. Daimler erwähnte das Malaysia-Problem ebenfalls als neuerdings erschwerenden Faktor.
Chip-Erholung zum Jahresende erwartet
Die Aussagen so gut wie aller elf Unternehmen enthalten zudem die Einschränkung, dass die zukünftige Entwicklung derzeit schwer abschätzbar sei. Dennoch scheint weitgehend Einigkeit zu herrschen, dass die weltweite Chip-Knappheit ihren Höhepunkt schon überschritten hat oder ihn in diesem Quartal überschreiten wird. Denn zum Beispiel Volkswagen (dort wurde soeben die kleinste Version des Elektroautos ID.3 ausgesetzt) erwartet zwar anders als andere, dass es in diesem Quartal noch einmal schwieriger wird. Im letzten Viertel von 2021 wird aber bei VW und im Rest der Branche tendenziell mit einer Chip-Erholung gerechnet.