Bild: Morgan Stanley via Twitter
Elektroautos kann man nur dann bauen, wenn genügend Batterien zur Verfügung stehen. Das ist eine Binsenweisheit, hält aber laut CEO Elon Musk weiterhin selbst Tesla von noch schnellerem Wachstum ab und ist auch für alle anderen Elektroauto-Hersteller eine der Kern-Herausforderungen. Einen freien Markt für Batterien im hohen Volumen wird es nach Einschätzung von Marktforschern in den nächsten Jahren deshalb kaum geben – fast jeder versucht, sich mit eigener Fertigung, Joint-Ventures oder engen Partnerschaften Kapazitäten vorab fest zu sichern. Eine Bank hat jetzt einen Überblick über all diese Aktivitäten zusammengestellt.
Tesla plant mit 3 TWh klar am meisten
Nachdem der Westen Batterien einschließlich der Rohstoff-Aufbereitung dafür in der Anfangszeit bereitwillig Asien überließ, ist inzwischen eine Aufholjagd in Gang – oder eher angekündigt. Tesla bildet dabei insofern eine Ausnahme, als das Unternehmern als erstes startete und die Batterie-Fertigung für sein erstes Volumen-Elektroauto Model 3 mit Panasonic in die USA holte. Erst seit dem Start der Produktion in der lokalen Gigafactory kauft Tesla auch kräftig in China ein. Solche Zulieferungen soll es laut CEO Musk weiter geben, und zwar möglichst viel davon, aber parallel dazu hat Tesla im September 2020 den Aufbau eigener Zellproduktion im gigantischen Maßstab bekannt gegeben.
Eine Kapazität von 3 Terawattstunden im Jahr 2030 an Batterien kündigte Musk damals an, und mit dieser Angabe steht Tesla weit an der Spitze einer Übersicht, die jetzt die Investmentbank Morgan Stanley zusammengestellt hat. Sie dürfte Teil einer Studie sein und wurde auf Twitter veröffentlicht. Auch das Tesla-Zwischenziel von 100 Gigawattstunden eigener Batterie-Produktionskapazität pro Jahr Ende 2022 wird darin genannt. 50 Gigawattstunden davon sollen aus der neuen Gigafactory bei Berlin kommen, wie den Anträgen dafür zu entnehmen war. In dieser Woche hat Tesla überraschend einen Förderantrag dafür zurückgezogen – möglicherweise weil die ebenfalls neue Gigafactory in Texas schon früher Zellen produzieren soll.
https://twitter.com/LedouxPedailles/status/1463532425582104581
Im Detail dürfte es noch viele solcher Plan-Abweichungen geben, doch das große Bild von Morgan Stanley zeigt deutlich, wie viel ehrgeiziger Tesla ist. Noch am nächsten kommt bei den Batterie-Vorhaben der Vielmarken-Konzern Stellantis heran, der mindestens 260 Gigawattstunden Jahreskapazität in Joint-Ventures bis 2030 anstrebt. Volkswagen will bis dahin zusammen mit dem Spezialisten Northvolt 240 Gigawattstunden Kapazität haben. Dreistellig planen außerdem auch Ford (mit SK Innovation und 129 GWh schon 2025), Daimler (120 GWh mit ACC, plus eine Kooperation mit CATL) und vielleicht überraschend Toyota. Das Unternehmen hat sich bislang eher mit Elektroauto-Skepsis hervorgetan, will aber jetzt mit mehreren Partnern aus Asien 200 Gigawattstunden Batterie-Kapazität in 2030.
Batterie-Pläne ohne Rohstoff-Strategie
Diese Pläne sind nicht vollständig und gewiss nicht immer aktuell, und während chinesische Batterie-Firmen eine prominente Rolle darin spielen, hat die Bank Elektroauto-Hersteller aus dem Land nicht berücksichtigt. Doch allein die westlichen Projekte ohne die von Tesla laufen auf gut 1,2 Terawattstunden an neuer Produktionskapazität im Jahr 2030 bei Investitionen in dreistelliger Milliarden-Höhe hinaus.
Und so wie Elektroautos Batterien brauchen, lassen sich die nicht ohne die nötigen Rohstoffe produzieren. Wie Simon Moores von der spezialisierten Marktforschungsfirma Benchmark Minerals vor kurzem warnte, werden die neuerdings vielen Gigafactory-Ankündigungen weltweit nicht von entsprechend ambitionierten Rohstoff-Projekten begleitet. Noch am ehesten traute er Tesla zu, sich rechtzeitig auch um diesen Knappheitsfaktor für das erwartete rasante Elektroauto-Wachstum zu kümmern.