Schon kurz nach der Vorstellung des Tesla Cybertruck mit seinem wie angekündigten polarisierenden Design gab Tesla-CEO Elon Musk eine technische Erklärung dafür, warum der Elektro-Pickup aussieht, wie er aussieht. Ein Ingenieur hat sich die Konstruktion des Edelstahl-Kolosses jetzt näher angesehen und berichtet in einem YouTube-Video darüber, warum der Cybertruck mehr ist als das Werk eines Künstlers mit einem Faible für Cyberpunk-Ästhetik ist. Vielmehr sind alle Elemente des Pickup aus Edelstahl und hochfestem Glas notwendige Bestandteile eines strukturellen Ganzen, wie Peter Thomson erklärt. Die folgende Beschreibung und die Bilder sind dem Video entnommen.
Herkömmliche Pickups basieren auf einem schweren und stabilen Fahrgestell aus Stahl, auf dem das gesamte Gewicht lastet und das den Rahmen vor Verwindungen und Stauchungen schützt. Auch Hersteller von Elektrofahrzeugen, darunter Tesla, Rivian oder Atlas nutzen das Prinzip, um die schweren Batterie im Boden und den Rahmen des Fahrzeugs zu tragen.
Der Cybertruck ist dagegen ganz anders aufgebaut: Statt eines Fahrgestells im Boden, das alle Kräfte von Fahrzeug und Beladung trägt, formen Verstrebungen eine Struktur wie bei einer Fachwerkbrücke, erklärt Thomson. Sie tragen alle Lasten, die bei der Fahrt auftreten. Dieser Aufbau macht die Struktur des Cybertruck zugleich leichter und fester als konventionelle Designs.
Allerdings gebe es bei diesem Ansatz ein Problem zu überwinden, berichtet der Ingenieur: Wegen der Ausschnitte für die Räder, besonders die hinteren, kann der Rahmen hinten und vorn das Gewicht der Ladefläche und der Front nicht tragen. Aus diesem Grund wird die Ladefläche nicht vom äußeren Rahmen allein getragen, sondern von zwei zusätzlichen Trägerplatten aus Stahl unterstützt. Den Platz zwischen diesen inneren Platten und dem äußeren Rahmen nutzt Tesla als zusätzlichen Stauraum. Dasselbe Prinzip kommt auch an der Front des Cybertruck zum Einsatz.
Damit wird deutlich, dass das Stahlplattengerüst des Cybertruck weit mehr ist als nur Kosmetik: Es trägt das Gewicht des Rahmens in der Region der Radausschnitte mit. Eine Verstrebungskonstruktion wie diese ist extrem stark und leicht, braucht aber zusätzliche Stützen, um die Querfestigkeit zu gewährleisten und Verdrehungen des Rahmens zu verhindern. Das besorgen die Querplatten, die den Passagier- vom Motor- und Laderaum trennen. Aber auch dann fehlen noch diagonale Elemente in der Dachkonstruktion. Diese werden von der Windschutzscheibe und dem Glasdach mit übernommen — vermutlich der Hauptgrund dafür, dass im Cybertruck ultrahartes Glas verbaut wird, spekuliert Thomson.
Die einzige Schwachstelle sind die vergleichsweise dünnen Metallplatten, die das Batteriepack im Boden verkleiden. Diese Platten müssen ebenfalls diagonale Kräfte aufnehmen. Deshalb werden die von einer Fachwerkkontruktion im Boden unterstützt.
Man sollte den Cybertruck, wenn er Ende 2021 ausgeliefert wird, also nicht modifizieren. Jedes Element des Rahmens ist entscheidend für die Stabilität, jede Veränderung ein erhebliches Sicherheitsrisiko. Insgesamt hält Peter Thomson den Cybertruck für ein brillantes Design, das eine feste und zugleich leichte Fahrzeugbauweise ermöglicht.