Bis zum Jahr 2020 werde Tesla mehr als eine Million autonomer Robotaxis auf den Straßen haben, kündigte CEO Elon Musk im April 2019 an. In den Jahren darauf folgten viele Verschiebungen des großen Autonomie-Ziels, aber in Austin hat am Wochenende zumindest ein Test mit Model Y von Tesla begonnen, die ohne Mensch am Steuer Passagiere befördern und deshalb als Robotaxis bezeichnet werden. Allerdings sind in der Stadt bislang nur etwa zehn davon unterwegs – und schon am zweiten Tag wurde mindestens zweimal eine Intervention von Menschenhand erforderlich.
Tesla-Robotaxis fahren überwacht
Seinen neuesten Autonomie-Termin hat Tesla mehr oder weniger eingehalten: In diesem Januar hatte CEO Musk angekündigt, ab Juni in Austin einen bezahlten Service mit „unüberwachtem FSD“ anzubieten, also einer Version dieser Software, bei der niemand auf dem Fahrerplatz sitzen muss. Später präzisierte er, dass anfangs nur 10-20 autonome Model Y als Robotaxis genutzt werden und dass sie nur in Teilen der Stadt fahren sollen, besonders vorsichtig und unter Vermeidung schwieriger Kreuzungen. Außerdem werden die Elektroautos auf Entfernung überwacht, wie Tesla Analysten wissen ließ.
Wie eng und weitgehend diese FSD-Überwachung aus der Ferne ist, wurde zunächst nicht klar. Es ist aber auch insofern irrelevant, als sich mit den ersten Fahrten am Sonntag zeigte, dass Tesla menschliche Aufpasser sogar direkt in seine Robotaxis gesetzt hat. Sie befinden sich stets auf dem Beifahrerplatz, sodass nur die hintere Bank für Passagiere verfügbar ist. Und schon am Montag als dem zweiten Tag der Tesla-Tests in Austin zeigte sich, dass die menschlichen Aufpasser für das angeblich unüberwachte FSD durchaus gebraucht werden.
Beifahrer in Model Y greift ein
Nachdem der Sonntag ohne solche Interventionen verlaufen war, wurde in der Nacht auf den deutschen Dienstag die erste gemeldet: Eines der von FSD-Software gesteuerten Model Y wollte vorwärts in eine Parklücke am rechten Straßenrand fahren, doch ein UPS-Lieferwagen hatte das Gleiche rückwärts vor und sich bereits in Bewegung gesetzt. Beide Fahrzeuge kommen sich bedenklich nahe, bis der Mann auf dem Beifahrersitz das Model Y mit einem kurzen Tippen auf den unteren Bereich des zentralen Touchscreens stoppt.
This is the first intervention we’ve seen with Robotaxi (via @heydave7): https://t.co/5mp431Z5P8 pic.twitter.com/B9ji3iLa3a
— TESLARATI (@Teslarati) June 24, 2025
Ohne diesen Eingriff wäre wohl der erste Unfall mit einem Tesla-Robotaxi zu registrieren gewesen – wobei die Schuldfrage nicht eindeutig aussieht, weil beide Fahrzeuge die Lücke ungefähr gleichzeitig ansteuerten. Jedoch dauerte es nicht lange, bis auch die zweite Intervention am zweiten Tag des Tests bekannt wurde. Dieses Geschehen ist in einem Video auf X nur von außen gefilmt zu sehen: Ein Model Y will an einer engen Stelle an einem links geparkten Auto vorbeifahren, kommt dabei aber zu nah an es heran und bleibt dann abrupt mit eingeschaltetem Warnblinker stehen.
https://twitter.com/DirtyTesLa/status/1937736544242012174
Nach Angaben des Fahrgasts berührte einer der Reifen des Robotaxis sogar das geparkte Auto, was aber keine Folgen hatte, weil bald darauf der Besitzer eintraf und nach einer kurzen Rückfrage wegfuhr. Das Gleiche machte der fahrerlose Tesla – der dafür aber den Modus wechseln musste: Laut @DirtyTesLa setzte sich der Beifahrer auf den Fahrersitz und bewegte das Model Y ein Stück auf die konventionelle Weise. In diesem Fall soll nicht er das Robotaxi zum Stoppen gebracht haben, sondern eine Intervention auf Entfernung durch Tesla.
Baut Tesla doch spezielle Robotaxis?
Die Bezeichnung „Sicherheitsbeobachter“, die sich manche Fans für die Tesla-Mitarbeiter auf dem Beifahrersitz aller bisherigen Robotaxis ausdachten, scheint also nicht gut zu passen. Wie die zwei Fälle zeigen, werden die Beifahrer nicht nur als aktive Aufpasser gebraucht, sondern können notfalls sogar das Steuer übernehmen. Zudem wurde am Montag berichtet, dass sich die fahrerlosen Model Y anders als von CEO Musk behauptet doch leicht von dem gleichen Elektroauto für normale Kunden unterscheiden.
Auch am Dienstag wurde der Robotaxi-Dienst von Tesla von der Stadt Austin noch als „Test“ kategorisiert. Wie viele Model Y und eingeladene Tester daran teilnehmen, ist nicht bekannt. Tesla-Fans vor Ort zählten jedoch, wie viele Robotaxis mit unterschiedlichen Kennzeichen in Austin zu sehen sind, und kamen so auf die Zahl von elf. Fahrten damit werden derzeit nur von 6-24 Uhr und nur für Personen angeboten, die von Tesla dazu eingeladen wurden.