Auf Ebene der Mitgliedsstaaten wie der Europäischen Union (EU) werden derzeit Finanzpakete zur Stützung der durch die Coronavirus-Krise geschwächten Wirtschaft vorbereitet. Wie schon in der Finanzkrise 2008 liegt dabei besonderes Augenmerk auf der Auto-Industrie mit ihren vielen Zulieferern und Arbeitsplätzen. Doch während mit der damals eingeführten deutschen Abwrack-Prämie Autos aller Art gefördert wurden (Tesla hatte zu der Zeit nur den ersten Roadster auf dem Markt), scheint die EU jetzt entschlossen auf Elektroautos zu setzen: Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet von einem internen Papier der Kommission, das neue Hilfen für Industrie und Kunden vorsieht – und eine Streichung der Mehrwertsteuer für Elektroautos.
19% auf Tesla und andere Elektroautos
Die Informationen von Bloomberg basieren auf einem Entwurf für ein EU-Papier, das der Agentur vorgelegen habe. Demnach sollen der Verkauf von Elektroautos und der Aufbau von Lade-Infrastruktur jeweils mit zweistelligen Milliarden-Beträgen gefördert werden. Massive Unterstützung für die Auto-Industrie bedeute, zukünftigen Generationen erhebliche Schulden aufzubürden, zitiert Bloomberg aus der Begründung. Aus diesem Grund müssten die Erwartungen junger Menschen bezüglich Klimawandel und einer gesunden Zukunft bei solchen Hilfen beachtet werden.
Der für Käufer wohl bedeutendste Punkt kommt ganz am Ende des kurzen Beitrags, der zunächst nur im Börsen-Ticker von Bloomberg verbreitet, aber auf Twitter weitergegeben wurde: Autos mit null Emissionen sollen von der Mehrwertsteuer befreit werden. Für Käufer der Elektroautos von Tesla und anderer Marken würde das in Deutschland eine sofortige Preissenkung um den Steuersatz von 19 Prozent bedeuten – wohl zusätzlich zu der Umweltprämie, die in diesem Jahr für Fahrzeuge unter 40.000 Euro Netto-Listenpreis schon auf 6000 Euro erhöht wurde.
https://twitter.com/C_Barraud/status/1262761982983204864
Speziell bei Tesla würde die Steuer-Streichung darauf hinauslaufen, dass das billigste Model 3 in Deutschland zu einem symbolisch interessanten Preis zu haben wäre. Derzeit kostet die Variante Standard-Reichweite plus (SR+) mindestens 45.000 Euro vor Abzug der staatlichen Prämien-Hälfte, also für Käufer letztlich 42.000 Euro. Gut 7000 Euro davon macht die Mehrwertsteuer aus, sodass nach ihrem Wegfall 35.000 Euro übrig blieben. Dies wäre ein Start-Preis bei Tesla, auf den manche schon länger hofften. Denn für die USA hatte Tesla-CEO Elon Musk ein Basis-Model 3 zum Preis von 35.000 Dollar in Aussicht gestellt, das es dort kurz sogar offiziell zu bestellen gab; in Europa dagegen blieb es bislang beim teureren Model 3 SR+.
Rettung für Elektroauto-Markt?
Aber natürlich wäre der EU-weite Verzicht auf die Mehrwertsteuer nicht nur eine klare Stärkung für Tesla, sondern auch für die zunehmende Zahl von anderen Elektroauto-Anbietern – wenn sie denn schnell genug liefern können. Wegen der allgemeinen Wirtschaftsschwäche sagte die Marktforschungsfirma BloombergNEF in dieser Woche schon einen Rückgang der Verkaufszahlen selbst bei Elektroautos in diesem Jahr voraus – verwies aber darauf, dass mögliche neue Förder-Maßnahmen in der Haupt-Prognose nicht berücksichtigt wurden.
Zum zeitlichen Rahmen für die EU-Pläne sind dem Text-Ausschnitt von Börsen-Bloomberg keine Informationen zu entnehmen. Am Mittwoch berichtete aber auch die Süddeutsche Zeitung über Vorbereitungen für ein Auto-Paket – in dem Artikel werden mit Ausnahme der Mehrwertsteuer-Befreiung die gleichen Punkte genannt. Laut diesem Bericht sind die Elektroauto-Maßnahmen Teil eines Gesamt-Hilfspakets, das die Kommission nächste Woche vorstellen werde.