Fast jederzeit und überall auf der Welt werden Aktien gekauft und verkauft, weil Anleger oder Spekulanten unterschiedliche Ansichten über deren weitere Entwicklung haben. In hohem Maß betrifft das natürlich auch Tesla als ein Unternehmen mit ambitionierten Zukunftsplänen, zu dem fast jeder eine Meinung hat. Insofern ist es wenig sinnvoll, über Entscheidungen einzelner Marktteilnehmer zu berichten, wenn sie nicht besondere Bedeutung haben. Aber zwei Nachrichten von dieser Woche zeigen zumindest deutlich, wie verschieden die Tesla-Einschätzungen immer noch sind.
Computer-Fonds kauft Tesla-Aktien
Zunächst wurde am Montag bekannt, dass ein mit Hilfe von künstlicher Intelligenz verwalteter aktiver Börsen-Fonds bei der Tesla-Aktie kräftig zugegriffen hat. In der ersten Woche habe das Anlagevehikel mit dem langen Namen Qraft AI-Enhanced U.S. Large Cap Momentum ETF für 1,4 Millionen Dollar eingekauft, berichtete Marketwatch ohne Angaben zu den Quellen.
Das ist für Tesla-Börsenverhältnisse nur eine geringe Summe. Aufmerken lässt allerdings, dass der Computer-Fonds laut Marketwatch in der Vergangenheit mehrfach ein gelungenes Timing gezeigt hat. Ende August 2020 habe er alle Tesla-Aktien verkauft, bevor sie zeitweise um rund 25 Prozent fielen. Anschließend griff Qraft AI ab November wieder zu und trennte sich vor Anfang Februar wieder von Tesla, berichtet die Finanzseite – ungefähr zu dieser Zeit begann ein Abstieg, der inzwischen ungefähr ein Drittel ausmacht.
Seit Anfang Mai baute der KI-Fonds wieder eine Tesla-Position auf. Sie soll jetzt 6 Prozent des Volumens ausmachen – was sich wegen der anhaltenden Verluste bislang allerdings nicht gelohnt hat. Genau andersherum dürfte es dagegen bei Scion Asset Management aussehen, gegründet von dem Anleger Michael Burry, der mit korrekten Wetten gegen die US-Immobilienblase reich und bekannt wurde: Nach Angaben gegenüber der Börsenaufsicht hielt die Anlagefirma Ende des ersten Quartals Put-Optionen für 800.100 Tesla-Aktien; solche Verkaufsrechte zu einem vorab festgelegten Kurs gewinnen an Wert, wenn eine Aktie fällt, und verlieren, wenn sie steigt.
Milliardär spekuliert gegen Tesla
Schon Ende 2020 hatte Burry in einer inzwischen gelöschten Twitter-Nachricht eine Short-Position in Tesla bekannt gegeben, berichtete am Dienstag die Nachrichten-Agentur Bloomberg. Er hatte also geliehene Aktien verkauft, in der Erwartung, sie später am Markt billiger zu bekommen und dann mit Gewinn zurückgeben zu können. Solche Leerverkäufe sind ein relativ normaler Aspekt moderner Kapitalmärkte, doch Tesla-CEO Elon Musk hat sich mehrfach für ihr Verbot ausgesprochen, weil die Praxis die Gefahr von Negativ-Manipulationen berge.
Burrry, der dank seiner korrekten Einschätzung der Hypotheken-Blase zum Milliardär wurde, dürfte das nicht weiter stören. Ohnehin ist seine aktuelle Put-Wette gegen Tesla nicht so riesig, wie es sich in manchen Berichten anhörte. Laut Bloomberg gibt Scion das Volumen der Position mit gut 500 Millionen Dollar an. Das dürfte sich aber nicht auf die Optionen selbst beziehen, sondern auf den Wert der von ihnen abgedeckten 800.100 Aktien. Sowohl die Gewinn- als auch die Verlustmöglichkeiten damit sind also deutlich kleiner.
Angesichts eines Minus von etwa 14 Prozent bei der Tesla-Aktie seit Ende des ersten Quartals dürfte Burry mit dieser Entscheidung bislang im Plus liegen – die genauen Kauf- und Ausübungspreise seiner Optionen sind nicht bekannt. Gleichzeitig machte der KI-Fonds von Qraft mit den seit Anfang Mai gekauften Tesla-Aktien höchstwahrscheinlich Verlust. Aber beides kann sich an der Börse wie erwähnt jederzeit wieder ändern.