Nicht sehr häufig, aber einigermaßen regelmäßig bekommt teslamag.de Post von Menschen, die unser unabhängiges Online-Magazin für eine Art Außenstelle von Tesla selbst halten – oder darin jedenfalls die beste Chance sehen, in Kontakt mit dem Unternehmen zu kommen. Eine solche Anfrage von Anfang Juni sollte nach Angaben des Absenders tatsächlich Tesla selbst erreichen und betrifft das nicht unheikle Thema Wasser für die entstehende Gigafactory in Grünheide bei Berlin. Mit seinem Einverständnis berichten wir hier über das so interessante wie ungewöhnliche Angebot.
„2 Mio. Kubikmeter, konstant 12,5 Grad“
Als Fan von Elektro-Antrieben und CEO der SSC hydrovent AG stellte sich in einer E-Mail Lars Gottschligg vor und berichtete, das Unternehmen entwickle zusammen mit Siemens einen Produktionsstandort für grünen Wasserstoff in Blankenburg (Karte s. oben) in Sachsen-Anhalt. Das mag sich zunächst wenig nach dem Geschmack von Tesla-CEO Elon Musk anhören, aber auch für ihn könnte etwas dabei sein: Das Unternehmen besitze auf eigenen Industrieflächen direkt an der Autobahn umfangreiche Rechte „an einem einmaligen Wasservorkommen“, erklärte Gottschligg weiter.
„Ca. 2 Mio. Kubikmeter pro Jahr, reines Bergwasser in Trinkwasserqualität, konstant 12,5 Grad, kein Flächengrundwasser (…) tritt direkt auf unseren Flächen aus“, zählte der CEO in seiner E-Mail Vorteile auf. Und auf Nachfrage von teslamag.de bestätigte er: Ja, die eigenen Wasser-Rechte würden auch einen überregionalen Weiterverkauf zulassen, und ja, Verhandlungen darüber habe er Tesla mit der Kontaktaufnahme anbieten wollen. Der eigene Bedarf zur Wasserstoff-Produktion sei dabei schon berücksichtigt – insgesamt stünden in Blankenburg 3,6 Millionen Kubikmeter pro Jahr zur Verfügung.
Die angebotenen 2 Millionen davon könnte Tesla für seine Gigafactory möglicherweise gut gebrauchen. Vorerst soll es dort zwar trotz neu eingeplanter Batterie-Fertigung bei den maximal 1,4 Millionen Kubikmeter Frischwasser-Bedarf pro Jahr bleiben, wie sie schon im vergangenen Sommer beantragt und dann mit dem lokalen Wasser-Verband WSE vertraglich vereinbart wurden. Aber auf längere Sicht könnte die Tesla-Produktion in Grünheide mit 2 Millionen Elektroautos Kapazität pro Jahr viermal so groß werden wie für die aktuelle erste Phase vorgesehen. Dafür würde fast garantiert mehr Wasser gebraucht. Lokale Vorkommen werden schon erkundet, dürften sich laut der Landesregierung aber wohl nicht vor 2025 nutzen lassen.
Lastwagen-Kolonnen mit Tesla-Wasser?
Angesichts des üblicherweise hohen Tesla-Tempo könnte das zu spät sein – warum also nicht in der Zwischenzeit feinstes Wasserstoff-Wasser aus Blankenburg nutzen? Das ist zum einen eine Frage des Preises, zu dem Gottschligg aber verständlicherweise zunächst keine Angaben machte. Zum anderen stellt sich das Problem, dass sein Wasser-Standort in der Nähe von Mageburg liegt und damit rund 250 Kilometer entfernt von Grünheide. Man könnte wasserintensive Produktionsteile ja dorthin ausgliedern, schlug der hydrovent-CEO auf Nachfrage dazu vor. Oder das Wasser befördern.
Die zweite Option wiederum dürfte auf Straßen-Transporte hinauslaufen. Wenn Tesla das gesamte nicht benötigte Wasserstoff-Wasser aus Blankenburg haben wollte, würde das bei 32.000 Litern pro Stück gut 60.000 Lastwagen-Ladungen pro Jahr bedeuten oder 170 an jedem Tag der Woche. Während jeder von acht Arbeitsstunden müssten dann an die 14 Lieferungen ankommen und abgenommen werden. Das hört sich als Not-Option nicht einmal unmöglich an – wobei schon für das Image dann zu hoffen wäre, dass Tesla einige seiner Elektro-Lastwagen Semi dafür auffährt.
Das jedenfalls ist der Wasser-Vorschlag für Teslas Gigafactory, wie er teslamag.de erreicht hat. Wenn Sie jemanden bei Tesla kennen oder selbst dort arbeiten, geben Sie ihn ruhig weiter.