Das Thema Wasser begleitet Tesla bei den Planungen für seine deutsche Gigafactory in Grünheide bei Berlin fast von Anfang an, und zwar nicht auf eine positive Weise. Während Politiker von der Bundes- bis zur kommunalen Ebene das Projekt fast durchgängig begrüßten, erklärte Anfang 2020 der zuständige Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE), Versorgung und Entsorgung für Giga Berlin würden „umfangreiche und schwerwiegende Probleme“ mit sich bringen. In einem TV-Bericht erklärte der WSE-Chef mit Blick auf Tesla vor kurzem sogar, die Trinkwasser-Versorgung der Region werde der Wirtschaftspolitik „geopfert“. Das klingt, als hätte sich der Verband auf die Seite der Tesla-Gegner in der Region gestellt – doch laut einer Sprecherin ist dieser Eindruck falsch.
Tesla-Bedarf für erste Phase halbiert
Nach der ersten Alarm-Meldung des WSE vor gut einem Jahr und Protesten von Umweltschützern hatte Tesla den maximalen Wasser-Bedarf für seine deutsche Gigafactory auf 1,45 Millionen Kubikmeter pro Jahr reduziert; vorher ging es um mehr als die doppelte Menge. Im Sommer wurde erneut eine (dieses Mal aber interne) Warnung des Verbandes bekannt, laut der Tesla einen Vertragsentwurf für die Versorgung seit zwei Monaten nicht unterschrieben habe, was das Projekt grundsätzlich gefährde. Im Oktober 2020 wurde der Vertrag endlich geschlossen.
Damit schien das heikle Thema Wasser aus der Welt geschafft, doch in einem Beitrag des ZDF-Magazins Frontal 21 von Mitte März spielte es noch einmal eine bedeutende Rolle. Die Wasser-Versorgung für die Region werde „geopfert auf dem Gabentisch der Wirtschaftspolitik“, erklärte darin der WSE-Vorsteher André Bähler. Für die Tesla-Seite kam CEO Elon Musk mit Interview- und Twitter-Auszügen zu Wort – nach Ansicht mancher Fans manipulativ verkürzt, was Musk dann auch so sah, weshalb er „ZDF Info“ aufforderte, sich zu schämen.
In einem aktuellen Artikel über die Wasser-Problematik in Grünheide macht sich die Wochenzeitung Die Zeit diese Interpretation zu eigen. Eine Twitter-Nachricht von Musk sei in der Sendung „aus dem Kontext gerissen“ worden, heißt es darin. Für den WSE aber erklärte eine Sprecherin, dem Tesla-Projekt keineswegs ablehnend gegenüberzustehen. „Uns ist im Nachhinein aufgefallen, dass das im ZDF-Beitrag falsch herübergekommen ist“, sagte sie, und explizit: „Wir sind keine Gegner von Tesla.“
Bis zu 2 Mio. Elektroautos aus Giga Berlin
Ein Teil der Verwirrung und möglicherweise Verdächtigungen könnte damit zusammenhängen, dass Tesla in Grünheide mehr vorhat als nur den Bau der ersten Phase seiner Gigafactory. Der wurde Mitte 2020 mit veränderten Unterlagen beantragt, unter anderem mit den niedrigeren Angaben zum Wasser-Bedarf. Doch das soll nur der Anfang sein – mit unbekanntem Zeithorizont könnte das deutsche Gigafactory-Projekt auf 2 Millionen Elektroautos pro Jahr einschließlich eigener Batterie-Fabrik erweitert werden.
Bislang geht es um 500.000 Tesla Model Y aus der Giga Berlin pro Jahr, und eine viermal so hohe Produktion dürfte einen entsprechend höheren Wasser-Verbrauch bedeuten. Und bei diesem Volumen kann der WSE tatsächlich nicht mehr mitgehen, wie die Sprecherin jetzt sagte. Es sei dem Verband stets nur darum gegangen, auf dieses längerfristige Problem hinzuweisen, erklärte sie. Anders als Tesla plane die Wasser-Wirtschaft oft 30 Jahre im Voraus, auch weil Genehmigungen für neue Projekt aufwendig seien. Unter diesen Voraussetzungen habe der Verband zu arbeiten.
Dass der WSE die weiteren Phasen des Tesla-Projekts in Grünheide ohne neue Quellen nicht übernehmen kann, ist auch der Brandenburger Landesregierung klar. Das Umweltministerium erwähnte vor kurzem einen möglichen Wasser-Vorrat für bis zu 6 Millionen Kubikmeter pro Jahr in der Region Hangelsberg unweit der Gigafactory-Baustelle. Dieser werde derzeit erkundet und könne möglicherweise das gesamte Gewerbegebiet Freienbrink, in dem auch Tesla angesiedelt ist, versorgen.
5 Jahre warten auf mehr Wasser für Tesla?
Laut dem Zeit-Bericht sind die Vorbereitungen dafür aufwendig, und weder der WSE noch der benachbarte Verband für Fürstenwalde und Umgebung bislang in die Erkundung involviert. Eine Sprecherin des Umweltministeriums sagte, ein neues Wasserwerk in Hangelsberg könne in fünf Jahren an den Start gehen. Das dürfte Tesla allerdings bei weitem nicht schnell genug sein. Das Thema Wasser für die nächsten Stufen der Gigafactory scheint also auch in Zukunft noch einiges Problem-Potenzial zu haben.