Beim Design von Tesla scheint das Prinzip des Weglassens eine bedeutende Rolle zu spielen. Anders als bei Model 3 und Model Y verzichtet das Unternehmen bei Model S und Model X zwar noch nicht auf einen Tacho-Bildschirm hinter dem (neuerdings rechteckigen) Steuer, lässt aber die Blinker- und Fahrmodus-Hebel links und rechts davon weg. Roadster und Cybertruck wiederum sollen zumindest nach den bislang gezeigten Prototypen sogar ohne die beiden Außen-Rückspiegel auskommen – und der Besitzer eines Model 3 in den USA hat das bei seinem Tesla schon einmal umgesetzt.
Tesla Model 3 im reduzierten Design
Davon berichtete das Mitglied nullze in dieser Woche in dem Forum Tesla Owners Online. Sein Beitrag ist begleitet vom Front-Fotos eines Model 3, das auf Höhe der Schulterlinie tatsächlich ungewohnt nackt aussieht (s. Foto). Ein weiteres Bild zeigt das Plastik-Element, das der Tesla-Fahrer anstelle der Spiegel-Einheiten links und rechts auf die Seiten seines Model 3 gesetzt hat. Es passt recht gut in die Aussparungen, wirkt aber dennoch etwas unfertig.
Auf die Idee sei er nach einem Software-Update gekommen, seit dem in den Elektroautos von Tesla auch Bilder der seitlichen Autopilot-Kameras auf dem Bildschirm angezeigt werden können, berichtete nullze weiter. Seine eigene Umbau-Arbeit beschränkte sich deshalb darauf, die in den Außenspiegeln verbauten Mobilfunk- und WLAN-Antennen anderswo unterzubringen und die neue Plastik-Abdeckung zu realisieren. Inzwischen habe er 13.500 Meilen mit dem Tesla Model 3 ohne Außenspiegel hinter sich, schrieb das Foren-Mitglied.
Er liebe diese neue Art des Fahrens, informierte nullze außerdem. Zudem habe er wegen seiner Design-Reduktion noch nie Probleme mit der Polizei bekommen. Das ist ein wichtiger Punkt, und in dem Beitrag sind zusätzlich die Vorschriften von 50 US-Bundesstaaten zur automobilen Bespiegelung aufgeführt. In Minnesota, wo das Mitglied mit dem verschlankten Model 3 zuhause ist, gilt demnach zum Beispiel: Seitliche Spiegel sind nur dann Pflicht, wenn der Blick nach hinten durch den Innen-Rückspiegel eingeschränkt ist.
In EU nur 1 Außenspiegel Pflicht?
Also bleiben für nullze nur mögliche funktionale Probleme, und die gibt es nach seiner Darstellung gar nicht. Bilder der seitlichen Tesla-Kameras lassen sich nur einblenden, wenn gleichzeitig größer die der Heck-Kamera angezeigt werden, was einigen Platz auf dem Bildschirm kostet. Wenn er geradeaus fahre, schalte er die Kamera-Ansicht einfach ab, erklärte der Umbauer dazu. Und die begrenzte Blick-Weite der seitlichen Tesla-Augen werde dadurch mehr als ausgeglichen, dass er mit deren Bildern zugleich die der hinteren auf dem Bildschirm habe.
Insofern könnten auch deutsche Besitzer auf die Idee kommen, ihr Model 3 oder anderen Tesla von den Außenspiegeln zu befreien – neben optischen kann das immerhin auch akustische und aerodynamische Vorteile haben. Das scheint aber im Rechtsgebiet der Europäischen Union, wenn überhaupt, nur zur Hälfte legal zu sein: Die deutsche Straßenverkehrs-Zulassungsordnung verweist bei Spiegeln auf einen Anhang und der wiederum auf die EU-Richtlinie 2003/97/EG mit weiteren Anhängen. Für „Fahrzeuge mit Karosserie“ (zu denen aber nur dreirädrige Mopeds und nicht Autos einzeln aufgeführt werden) ist laut dem langen EU-Dokument normalerweise ein Innen-Rückspiegel vorgeschrieben und dann zusätzlich nur ein weiterer außen. Beim eigenen Auto den Außenspiegel auf der Beifahrer-Seite zu entfernen, scheint also in der EU erlaubt zu sein – und das nicht nur bei einem Tesla voller Kameras.