Wie am Mittwoch bekannt wurde, hat Tesla die Erwartungen für Gewinn und Umsatz im vierten Quartal 2024 verfehlt und die Prognose für 20-30 Prozent mehr Elektroauto-Verkäufe in 2025 nicht wiederholt – die Aktie zeigte sich davon allerdings unbeeindruckt. Enormes Wachstum sagte CEO Elon Musk zudem mit dem humanoiden Roboter Optimus voraus. Ansonsten beschäftigte er sich weiterhin mehr mit Politik und empfahl Deutschland erneut die AfD, was der Beliebtheit der Marke Tesla zunehmend schadet. Auf der anderen Seite unterstützt der Brandenburger Landesverband der Partei jetzt die Gigafactory in dem Bundesland, die er bislang kritisiert hatte.
Neues Tesla Model Y weltweit synchron
Laut den am Mittwochabend veröffentlichten Geschäftsdaten machte Tesla in Q4 2024 rund 25,7 Milliarden Dollar Umsatz und verdiente bereinigt 73 Cent pro Aktie. Beides lag unter den Erwartungen von Analysten. Die von ihnen eng beobachtete Marge im Auto-Geschäft ohne die weiter hohen Einnahmen aus dem Verkauf von CO2-Guthaben fiel sogar auf 13,6 Prozent, den niedrigsten Wert seit fünf Jahren. Gleichzeitig wurde das mit deutlich weniger Personal-Aufwand als im Vorjahr erreicht: Nach eigenen Angaben hatte Tesla Ende 2024 knapp 126.000 Beschäftigte, rund 10 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.
Neben den Q4-Zahlen hatten Anleger von dem Tesla-Bericht eine Elektroauto-Prognose für 2025 erwartet. Die bekamen sie, doch das Unternehmen stellte nur allgemein Wachstum im Vergleich zu 2024 in Aussicht, während CEO Elon Musk im Oktober 2024 konkreter 20-30 Prozent mehr Verkäufe vorhergesagt hatte. Als einen der Gründe dafür nannte Tesla jetzt die Umstellung auf das überarbeitete Model Y, das ab Februar in allen vier Fabriken weltweit produziert werde. Dies sei bei einem derartigen Bestseller beispiellos und werde in Q1 zu mehreren Wochen Produktionsausfall führen, sagte Finanz-Vorstand Vaibhav Taneja.
Weiterer Tesla noch im 1. Halbjahr
Das erweckt den Eindruck, als hätte CEO Musk bei seiner Prognose im Oktober nicht berücksichtigt, dass Tesla Anfang des neuen Jahres die Auffrischung des Model Y offiziell machen würde, über die lange im Vorfeld spekuliert wurde. Eine weitere mögliche Wachstumsbremse nannte der CEO in der Telefon-Konferenz zu den Q4-Zahlen selbst: Eine Beschränkung für Tesla sei derzeit die verfügbare Batterie-Kapazität, weshalb man abwägen müsse, ob sie für Elektroautos oder das weiterhin stark wachsende Energie-Geschäft verwendet werden sollen.
Wiederholt wird in dem Q4-Bericht wie seit April 2024, dass Tesla noch im ersten Halbjahr 2025 mit der Produktion neuer Elektroautos beginnen will, darunter bezahlbarere als bisher. Genaue Informationen dazu gab es auch in der Telefon-Konferenz nicht, aber CFO Taneja wurde zumindest etwas konkreter: Man sei im Plan, in der ersten Jahreshälfte mit einem bezahlbareren Elektroauto zu starten, sagte er im Singular. Damit scheint klar, dass vor diesem Juli nicht nur das Model Y in überarbeiteter Form ausgeliefert, sondern auch ein wirklich neuer Tesla wohl im kompakteren Format vorgestellt wird. Anschließend soll die Palette laut Taneja noch weiter wachsen.
Autonomes Tesla-Fahren ab Juni in Austin
Eine Konkretisierung früherer Ankündigungen kam in der Konferenz auch von CEO Musk, in diesem Fall in Bezug auf autonomes Fahren: Im Juni werde Tesla einen bezahlten Robotaxi-Service ohne Fahrer in der US-Stadt Austin starten, sagte er. Hochpräzise Karten des Gebiets werde man dafür anders als andere Anbieter nicht brauchen. Zuvor hatte der Tesla-Chef erste autonome Dienste nur ohne Monatsangabe für dieses Jahr angekündigt, allerdings breiter für die Bundesstaaten Texas und Kalifornien. Dazu erklärte er jetzt, so bald wie möglich würden auf Austin weitere US-Städte folgen, voraussichtlich mehrere bis Jahresende.
In autonomem Fahren mit der derzeit nur überwacht einsetzbaren Autopilot-Software FSD liegt laut Musk viel mehr Potenzial als im bloßen Elektroauto-Geschäft. Im April 2022 erklärte er zudem erstmals, noch wichtiger als FSD sei für Tesla der humanoide Roboter Optimus, den er ein halbes Jahr zuvor überraschend ins Programm genommen hatte. Im vergangenen Juni schloss sich Musk einer Analyse an, laut der beides zusammen für 25-30 Billionen Dollar an Tesla-Börsenwert sorgen könne. Und in der Q4-Konferenz am Mittwoch legte er einen Schwerpunkt auf die Planung für den eigenen Roboter und sprach ihm ein Umsatz-Potenzial von jährlich 10 Billionen Dollar zu.
Optimus- statt Elektroauto-Wachstum
Von exponentiellem Wachstum im Elektroauto-Geschäft hat Tesla in 2024 offiziell Abstand genommen, aber jetzt soll es laut Musk stattdessen mit Optimus erreicht werden. Für dieses Jahr sind nach seinen Worten von 10.000 Einheiten des humanoiden Roboters geplant. Das werde wahrscheinlich nicht klappen, aber mehrere tausend würden es wohl werden und dann in Tesla-Fabriken für „nützliche Dinge“ eingesetzt. Dabei handele es sich noch um die erste Version. Sie solle als Grundlage für die zweite dienen und möglichst ab dem zweiten Halbjahr 2026 erstmals auch externen Kunden angeboten werden.
Das Ziel von Tesla sei, die Optimus-Produktion schneller hochzufahren, als es je zuvor mit irgendeinem anderen Produkt geschehen sei, sagte Musk weiter. Derzeit bereite man eine Produktionslinie für 1000 Einheiten pro Monat vor, die nächste werde dann für 10.000 Einheiten ausgelegt sein und die übernächste für 100.000. Selbst wenn Tesla diese Steigerungsrate nicht voll erreichen könne, werde es nicht lange dauern, bis jährlich 100 Millionen der eigenen Roboter produziert würden. Langfristig werde dieses Produkt den überwältigenden Großteil des Tesla-Werts ausmachen.
AfD unterstützt jetzt Tesla-Gigafactory
Kurz vor, sofort nach und mindestens einmal sogar während der Q4-Konferenz war Musk ansonsten wie seit einiger Zeit gewohnt auf X vor allem politisch aktiv. Mit Blick auf Deutschland setzte er seinen Einsatz für die AfD fort und bezeichnete sie am Samstag erneut als „einzige Hoffnung“. Dem Absatz von Elektroautos von Tesla in Europa scheint dieses Auftreten des CEO zu schaden. Mehrere deutsche Unternehmen erklärten in den vergangenen Wochen ihre Abkehr von der Marke. Und am Montag rief ein polnischer Minister zum Tesla-Boykott auf, nachdem Musk als Video-Gast bei der AfD gesagt hatte, Deutschland müsse die Fokussierung auf Schuld der Vergangenheit hinter sich lassen.
In Polen startet im Februar eine neue Elektroauto-Förderung mit bis zu rund 9500 Euro Zuschuss. Für Deutschland fordert die AfD in ihrem Wahlprogramm, „die einseitige Bevorzugung von Elektromobilität“ sofort zu stoppen. Sollte sie Teil der neuen Regierung werden, ist mit weiterer Förderung also nicht zu rechnen. Immerhin aber gibt die Partei in Brandenburg ihren Widerstand gegen die Tesla-Fabrik in Grünheide bei Berlin auf. Als einzige im Landtag hatte sie sich im Vorfeld gegen deren Bau ausgesprochen. Am Freitag aber erklärte der wirtschaftspolitische Sprecher der AfD-Fraktion zu einem Konflikt mit dem lokalen Wasser-Verband, Tesla sei ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Region, und forderte Planungs- und Versorgungssicherheit.