In zwei Schreiben am selben Tag hat die US-Verkehrsbehörde NHTSA von Tesla mehr Informationen zu seinem Autopilot-System verlangt. Zum einen geht es dabei um ein Update, das die Erkennung von stehenden Einsatz-Fahrzeugen mit eingeschalteten Rundum-Warnlichtern verbessern soll. Wegen mehrerer Unfälle mit Autopilot-Beteiligung in solchen Situationen hatte die NHTSA vor kurzem eine Untersuchung eingeleitet. Außerdem interessiert sich die Behörde für den Beta-Test mit der als FSD bezeichneten neuesten Autopilot-Software bei Tesla, der nach Angaben von CEO Elon Musk Anfang der Woche um etwa 50 Prozent auf 3000 Teilnehmern erweitert wurde.
Tesla soll Blaulicht-Update begründen
Mit Blick auf das Blaulicht-Update erinnert die NHTSA Tesla daran, dass Autohersteller sie informieren und einen Rückruf einleiten müssen, wenn von ihnen produzierte Fahrzeuge einen Sicherheitsmangel aufweisen. Das gelte auch dann, wenn solche Schwächen über ein Funk-Update behoben werden, schreibt sie.
Zusätzlich zu den mit Beginn der Autopilot-Untersuchung angeforderten massenhaften Daten zu Unfällen stellte die Behörde jetzt konkrete Fragen über die Umstände des Updates zur besseren Erkennung. So soll Tesla exakt beschreiben, welche Ereignisse, internen Besprechungen und Tests den Ausschlag für seine Einführung gegeben haben. Außerdem will die NTSA wissen, welche Fahrzeuge das Update bereits bekommen haben und ob die zwölf von ihr untersuchten Autopilot-Unfälle damit anders verlaufen oder verhindert worden wären.
Auch das Thema FSD-Test spricht die Behörde schon in diesem Schreiben an. Nach mehreren Verzögerungen bekamen ab diesem Montag weitere Tesla-Fahrer diese Beta-Software für das Autopilot-System. Laut CEO Musk erfolgt die Auswahl dabei anhand eines vor gut zwei Wochen eingeführten Safety Score. Die NHTSA will dazu jetzt wissen und dokumentiert haben, welche weiteren Kriterien möglicherweise eine Rolle spielen. Außerdem fordert sie die genaue Zahl der Beta-Tester sowie Informationen darüber an, ob sie Mitarbeiter bei Tesla sind.
Fragen zu Beta-Test mit FSD-Autopilot
Die Behörde scheint sich also sehr für den Test zu interessieren, mit dem Tesla seine Autopilot-Software für selbstständiges (aber einstweilen weiter überwachtes) Fahren vom Beta- in das Produktionsstadium bringen will. Erste neue Tester der neuesten FSD-Version 10.2 meldeten im Prinzip das Gleiche wie die vorigen: teils beeindruckend geschickte Manöver, aber weiterhin auch gefährliche Fehler. Zuvor war bekannt geworden, dass Tesla den bisherigen Test-Teilnehmern in einer Verschwiegenheitserklärung nahelegte, selektiv über ihre Erfahrungen zu berichten, und Auskünfte gegenüber Medien verbietet.
Mit der Beta-Erweiterung wurde dieses NDA, das Tesla-CEO Musk zuvor als eigentlich unnötig bezeichnet hatte, nach Berichten abgeschafft. Die NHTSA will laut ihrem zweiten Schreiben von Mittwoch jetzt aber auch darüber mehr wissen. Sie verlangt die Vorlage möglicher NDAs und Auskunft darüber, ob Tesla auf irgendeine andere Weise Einfluss darauf nimmt, wie und gegenüber wem Tester über ihre FSD-Erfahrungen berichten. Angesichts der gemeldeten Abschaffung des NDA kommt diese Anforderung spät. Aber offensichtlich verfolgt die NHTSA die Autopilot-Aktivitäten von Tesla jetzt deutlich genauer als zuvor.