Über sechs Monate lang hat es Jeff Bezos vergeblich versucht. Doch vergangene Woche wies der Bundesgerichtshof der Vereinigten Staaten, der U.S. Court of Federal Claims, die Klage seiner Raumfahrtfirma Blue Origin gegen den von Tesla-Chef Elon Musk gegründeten und geleiteten Konkurrenten SpaceX endgültig ab. Gegenstand des Verfahrens war ein Auftrag der NASA für die Entwicklung eines neuen Mondlanders. SpaceX hatte den Zuschlag über rund 3 Milliarden Dollar in diesem Frühjahr als einziger Anbieter bekommen.
Blue Origin machte SpaceX-Strategie schlecht
Wenig später reichte Blue Origin einen Protest beim Government Accountability Office ein, dem US-Rechnungshof, der staatliche Aufträge überprüft. Ende Juli wurde der Einspruch abgewiesen. Die Behörde bescheinigte der NASA das alleinige Recht zu entscheiden, an wen es einen Auftrag oder Aufträge vergibt. Und da das Budget für die amerikanische Mondstrategie, die unter Trump neu ausgerichtet worden war, stets bescheiden blieb, sah die US-Raumfahrtagentur keine andere Chance, als SpaceX als billigsten Anbieter auszuwählen.
Doch Bezos‘ Firma, deren Angebot doppelt so teuer war, gab nicht auf. In der Presse machte Blue Origin die Strategie von SpaceX schlecht, von dem für zukünftige Mars-Flüge in Entwicklung befindlichen Starship einen Ableger für den Mond zu schaffen. Mitte August reichte Blue Origin zudem die nun abgewiesene Klage beim Bundesgerichtshof ein. SpaceX musste damals alle Arbeiten für das Lunar Starship bis auf weiteres einstellen. Nun kann es in Absprache mit der NASA weitergehen.
Wann das Lunar Starship fliegen und Menschen befördern wird, ist indes unsicher. Noch plant die NASA eine bemannte Mondlandung im Rahmen der Artemis-3 Mission im September 2024 – 50 Jahre nach Ende der Apollo-Flüge. Dann soll das Lunar Starship, das der Starship-Oberstufe entspricht, in einer Mondumlaufbahn auf die NASA-Raumkapsel Orion warten, die vier Astronauten von der Erde aus zum Mond befördern soll. Anschließend sollen, ähnlich wie einst bei Apollo, zwei Astronauten, aber dieses Mal eine Frau und ein Mann, in das Starship umsteigen und damit zur Mond-Oberfläche gelangen. Nach einer Woche Aufenthalt fliegt das Starship zurück in den Mond-Orbit, so der Plan, wo das Landeteam wieder in die Orion-Kapsel umsteigt und zur Erde zurückkehrt.
Starship-Tests warten auf FAA-Entscheidung
Allerdings erlebt das Mond-Programm der NASA namens Artemis seit langem immer wieder Verzögerungen. Die Mission Artemis-1, in der die Orion-Kapsel erstmals unbemannt an der Spitze der neuen NASA- Schwerlastrakete SLS starten und den Mond umrunden soll, hätte ursprünglich schon 2017 stattfinden sollen. Nun wird das wohl im kommenden Februar passieren. Artemis-2 mit der ersten bemannten Mondumkreisung soll dann 2023 abheben. Ob dann schon im Folgejahr Artemis-3 zusammen mit dem Lunar Starship Menschen auf den Mond bringt, erscheint momentan sehr fraglich. Zumal das Geld weiter spärlich fließt. Immerhin wurden der NASA jüngst höhere Budgets für die kommenden Jahre in Aussicht gestellt, auch um langfristig einen zweiten Mondlander zu finanzieren. Bezos‘ Blue Origin könnte dann vielleicht doch noch zum Zug kommen.
SpaceX-Chef Elon Musk zeigte sich nach der Gerichtsentscheidung wortkarg, aber zufrieden. Er stellte ein Foto aus dem Science-Fiction-Film Judge Dredd mit dem Zitat „You have been judged“ auf Twitter ein. Nun muss ihm noch eine weitere staatliche Stelle gewogen sein, die Luftfahrtbehörde FAA, von deren nächster Entscheidung Umweltprüfung abhängt,, wann das Starship-System weiter getestet werden kann. Denn bevor es auf Mond oder Mars aufsetzen kann, müssen laut Musk baldmöglichst viele Testflüge in die Erdumlaufbahn starten.