Ganz im Sinn von CEO Elon Musk wird Tesla an der Börse zunehmend als KI-Unternehmen bewertet, in der zurückliegenden Woche aber stand das alte Kerngeschäft im Vordergrund. Erst nahm das Unternehmen seine erste Supercharger-Station mit 500 Kilowatt in Betrieb, dann meldete es für das dritte Quartal überraschend Elektroauto-Verkäufe auf Rekord-Niveau. Am Freitag folgte die Einführung von Upgrades für Model 3 und Model Y in Europa, zusätzlich wurde intensiv über das angekündigte billigere Elektroauto spekuliert. Und im laut Musk wichtigeren KI-Bereich zeigte Tesla seinen Roboter Optimus beim Kampfsport-Training.
Tesla-Rekorde im 3. Quartal
Nach zwei Minus-Quartalen in Folge hatten Analysten im Durchschnitt auch für Q3 einen Absatz-Rückgang erwartet, doch am Donnerstag meldete Tesla stattdessen seine höchsten Auslieferungen aller Zeiten: Mit 497.099 verkauften Elektroautos wurde die Konsens-Prognose bei weitem und der alte Höchstwert von Ende 2024 um rund 2000 Stück übertroffen. Neben einer teilweisen Erholung in Europa dürfte dazu vor allem der US-Markt beigetragen haben, auf dem mit dem September der Elektroauto-Kaufzuschuss in Höhe von 7500 Dollar endete.
Zusätzlich meldete Tesla für das dritte Quartal einen Rekord bei der Installation von stationären Speichern wie vor allem dem Industrie-Akku Megapack. Der bisherige Höchstwert von 11 Gigawattstunden stammte ebenfalls von Ende 2024 und wurde jetzt mit 12,5 Gigawattstunden klar übertroffen. Die Börse reagierte allerdings fast paradox auf diese Informationen: Nachdem auch die Tesla-Aktie im Vorfeld der Veröffentlichung fast neue Rekorde erreicht hatte, verzeichnete sie am Donnerstag ein deutliches Minus und am Freitag ein weiteres auf 429,83 Dollar.
Mehr Reichweite für Model 3 & Y
Für das vierte Quartal hat CEO Musk im Juli die breite Verfügbarkeit eines neuen Tesla angekündigt, der zunächst schon in der ersten Jahreshälfte kommen sollte. Anders als zunächst erwartet, soll es sich nach seinen Worten dabei nur um ein Model Y handeln, nach zunehmenden Gerüchten und passend zum in Aussicht gestellten niedrigeren Preis in einer abgespeckten Form. In China wurde ein Tesla Model Y mit Stahl- statt Glasdach schon Juli gesehen, inzwischen gab es wiederholte Sichtungen auch in den USA und offenbar versteckte Hinweise auf der Tesla-Website.
Tesla affordable Y spotted in Texas
byu/ConfidentImage4266 inTeslaLounge
Weil vor dem Wochenende viele bekannte Influencer nach Texas reisten, wurde zudem spekuliert, dass Tesla dort eine exklusive Vorstellung planen könnte, was sich bis Samstagmittag nicht bestätigte. In Europa aber wurden vorher Informationen zu Model 3 und Model Y offiziell, die das Tesla-Programm für Q4 attraktiver machen: Beide bekommen einen etwas vergrößerten Akku und damit mehr Reichweite, beim Model 3 führt Tesla darüber hinaus eine Kamera in der vorderen Stoßstange wie im Rest des aktuellen Programms ein und bringt den Blinker-Hebel zurück, der mit der Auffrischung im Herbst 2023 weggefallen war.
Für die Reichweite bedeutet der neue Akku mit Batterien von LG Energy und der internen Bezeichnung 5M bis zu 750 Kilometer nach WLTP, beim Model 3 in der Long-Range-Ausführung mit Heckantrieb (LR RWD), 7 Prozent mehr als zuvor. Mit Allrad kommt es pro Ladung jetzt ebenfalls mehr als 700 Kilometer weit, die Performance-Version schafft 571 Kilometer. Beim Model Y wurde die neue Performance-Version für Europa von vornherein mit dem größeren Akku angemeldet. Mit normalem Allrad-Antrieb reicht er für 629 WLTP-Kilometer; einzig das Model Y LR RWD mit Heckantrieb wurde noch nicht offiziell darauf umgestellt.
Cybertruck lädt mit 500 Kilowatt
Die maximale Ladeleistung beließ Tesla bei dem neuen Akku bei 250 Kilowatt, die nach den bisherigen Erfahrungen nur sehr kurz gehalten werden. Mehr würden die aktuellen Supercharger des Unternehmens in Europa auch nicht hergeben, denn seit 2023 nutzt Tesla zwar Säulen im neuesten V4-Design für bis zu 500 Kilowatt, aber die Schaltschränke und damit die verfügbare Leistung blieben zunächst die alten. Jetzt aber stellte Tesla die V4-Generation auch seiner Supercharger-“cabinets“ vor und nahm in den USA kurz darauf den ersten Standort damit in Betrieb.
Dieser befindet sich in Kalifornien südöstlich von San Francisco – acht Säulen mit jeweils bis zu 500 Kilowatt Leistung. Anders als in Europa gibt es in den USA mit dem Cybertruck zudem schon einen Tesla, der davon auch Gebrauch machen kann. Nach der Eröffnung am Montag dauerte es nicht lang, bis erste Cybertruck-Besitzer den ersten echten V4-Supercharger ausprobierten. Tatsächlich konnte mindestens einer dort mit bis zu 500 Kilowatt laden, wie ein Video zeigt. Ähnlich wie bei Model 3 und Model Y mit ihren bis zu 250 Kilowatt wird der Spitzenwert allerdings nur für wenige Sekunden erreicht, bevor es rapide abwärts geht.
Tesla-Roboter trainiert Kung-Fu
Vor wie nach der Veröffentlichung des Q3-Verkaufsrekords punktete Tesla bei Kunden also mit weiteren positiven Elektroauto-Neuigkeiten. Dass sich auch Anleger dafür interessierten, ist insofern erstaunlich, als das Potenzial von Tesla laut CEO Musk viel stärker in KI-Produkten liegt als in massenhafter Auto-Produktion. Der 2021 erstmals erwähnte Roboter Optimus soll 80 Prozent des zukünftigen Wertes von Tesla ausmachen, sagte er vor kurzem. Wenn Musk als Tesla-CEO alle Ziele in seinem neuen Bonus-Plan erreicht, wäre das ein zweistelliger Billionen-Betrag.
Just the beginning! Once the AI models for self-driving and Optimus unify it’s going to be 🔥
It’s a great time to join the @Tesla_AI team to work on the coolest products on the planet!!https://t.co/PMpxWUNVSY https://t.co/Ngk4ViSMwB
— Ashok Elluswamy (@aelluswamy) October 4, 2025
Damit hat Optimus autonomes Fahren als den früheren größten Hoffnungsträger des Unternehmens jenseits von bloßen Elektroautos abgelöst. Beides hängt jedoch eng miteinander zusammen, wie jetzt Ashok Elluswamy bekräftigte, laut seinem X-Profil „Führungskraft KI bei Tesla“: Er stellte eine Vereinheitlichung der KI-Modelle für autonomes Fahren und den Roboter in Aussicht, und dann werde es „heiß“ werden, gab er mit einem Emoji zum Ausdruck. Anlass dafür war ein von Musk eingestelltes Video, das Optimus beim Kung-Fu-Training zeigt. „KI, nicht tele-operiert“ informierte der Tesla-Chef dazu auf Nachfrage.