In den strengeren Regionen der Tesla-Welt ist der US-Mechaniker Rich Benoit ohnehin schon in Ungnade gefallen. Seine zunehmende Kritik wegen Supercharger-Sperren für ehemalige Schrott-Fahrzeuge oder schlechter Verfügbarkeit von Teilen führte im vergangenen Juli sogar dazu, dass Tesla ihm alle Prämien für Weiterempfehlungen strich, die er in den Jahren zuvor mit seinen Videos gesammelt hatte. Zwischendurch wollte er den Elektroautos aus dem Unternehmen ganz den Rücken kehren, wandte sich dann aber einem Projekt mit Provokationspotenzial zu: dem Umbau eines Model S auf V8-Antrieb. Vor vier Wochen präsentierte er das Ergebnis auf einer Auto-Messe, jetzt war er damit zum ersten Mal unterwegs.
Zwei Teslas und V8-Motor vereint
Andere Tesla-Umbauten auf Verbrenner-Antrieb mag es in sozialen Medien schon gegeben haben, erklärt Benoit in seinem Beitrag von der Ausfahrt mit seinem laut röhrenden Model S. Aber keiner sei so ernst gemeint wie seiner und werde auch nach der Präsentation noch gefahren. Mehrere Spezialisten unterstützten ihn bei dem Projekt, dessen Umsetzung nach seinen Angaben etwa ein Jahr dauerte. Den Kern bildet ein bei einer Auktion gekauftes Model S, das vorher unter Wasser stand. Und weil Tesla ihm keinen neuen Akku und Antrieb dafür verkaufen wolle, sagt Benoit in einem Seitenhieb, kam eben ein V8-Motor aus einem Chevrolet Camaro SS hinein.
Streng genommen brauchte es sogar noch einen Spender-Tesla, um das Model S aus dem Wasser an verschiedenen Stellen zu verstärken und kaputte Komponenten zu tauschen. Durch den Wegfall der Batterie blieb immerhin Platz, um am Unterboden eine vierrohrige Auspuff-Anlage mit seitlichem Austritt zu verlegen. Wenn man so etwas mag, sind die Szenen von der Beschleunigung des V8-Tesla auf einer Schnellstraße akustisch beeindruckend. Allerdings macht das in Bronze folierte ehemalige Model S P85 dabei einen etwas langsamen Eindruck.
Ohne besondere Vorkommnisse holt Benoit mit Freunden in dem Ex-Elektroauto zwei Kinder von einer Schule ab. Lebhafter wird der Besuch bei einem Chevrolet-Händler. Das Team dort zeigt sich angetan von dem Model S mit V8-Herz, nachdem es mit den Worten „unser Tesla macht ein komisches Geräusch“ vorgestellt und die Frunk-Haube geöffnet wurde. Der Eigentümer kommt dazu und will wissen, ob man damit immer noch Elektroauto-Nummernschilder bekommt. „Nein, aber wir stellen uns jetzt immer auf E-Parkplätze“, scherzt Benoit.
Relativ ernst zeigt er sich später stolz darüber, dass so ziemlich die gesamte Elektronik in dem Tesla wieder funktioniert. Auf dem Fahrer-Bildschirm wird zum Beispiel eine Reichweite angezeigt, und auf dem Display in der Mitte sieht man, wenn eine der Türen einschließlich des jetzt als Motorhaube dienenden Frunk-Deckels geöffnet ist. Der dicke Mitteltunnel vom Motor vorne zum Antrieb hinten ist ungewohnt, aber immerhin im gleichen Ton wie der Innenraum bezogen. Vorne gibt es außerdem einen bei Tesla nicht üblichen Schalthebel, zusätzliche Instrumente und eine Steuerung für die neue Luftfederung.
Model S soll die Zapfsäule freimachen
Natürlich braucht man mit einem Verbrenner-Tesla gelegentlich Benzin – und der Besuch damit an der Tankstelle zeigt, dass die Idee schon andere hatten, jedenfalls als Spaß. Nachdem der junge Mann vom Service eifrig den wie beim Original in der linken Rückleuchten-Einheit versteckten Tankstutzen gezeigt bekommen hat, beginnt der V8-Saft zu fließen. Dann aber mischt sich ein älterer Mann aus dem Tankstellen-Häuschen ein und fordert die filmenden Besucher mit dem Tesla auf, an der Säule Platz für Kunden zu machen. Umgekehrt könnte Benoit diesen Effekt bald an einer Ladestation erzielen. Denn kaum war das Model S mit 6,2 Litern Hubraum fertig, fing er an, eine Corvette von Chevrolet auf Elektroantrieb umzubauen.