Seit Anfang März unterstützt Elon Musks Raumfahrt-Unternehmen SpaceX die Ukraine, indem es Starlink-Antennen und -Terminals in das umkämpfte Land liefert. Wo klassischer Internet-Zugang nicht mehr funktioniert, kann das Starlink-Netz Privatleute und Beamte über mittlerweile gut 2000 Satelliten von SpaceX mit der Welt verbinden. Dabei und bei anderen Anwendungen helfen außerdem anschlussfertig und geladen als mobile Stromspeicher geschickte Powerwalls von Tesla. Aber Musks Satelliten werden offenbar auch vom ukrainischen Militär genutzt.
Starlink hilft bei Drohnen-Aufklärung
Davon berichtete vergangene Woche die Londoner Zeitung The Times. Eine ukrainische Elite-Drohneneinheit habe zuletzt Dutzende russische Panzer, Kommando-Lastwagen und andere Fahrzeuge zerstört. Die Einheit, genannt Aerorozvidka (Luftaufklärung), operiere nachts und nutze das Starlink-System, heißt es in dem Bericht. „Wenn wir nachts eine Drohne mit Wärmebildkamera verwenden, muss sich die Drohne über Starlink mit dem Artilleristen verbinden und eine Zielerfassung erstellen“, zitiert die Times einen Einsatzleiter der Einheit. Starlink hilft also offenbar an der Schnittstelle zwischen Aufklärung/Identifikation feindlicher russischer Objekte und dem anschließenden Angriff.
Die Aerorozvidka-Einheit wurde 2014 nach Ausbruch des Krieges in der Ostukraine von Modellflugzeug-Enthusiasten und zivilen Technikfreaks gegründet und bald in das ukrainische Militär integriert. Sie verwendet zu Aufklärungszwecken günstige kommerzielle Oktokopter, daneben aber auch schwere Geräte, die mit einer Reichweite von mehreren Kilometern Panzerabwehr-Granaten und kiloschwere Bomben abwerfen können. Bei der Vernetzung der Aerorozvidka-Einheit kommt offenbar auch das NATO-Geheimdienstsystem „Delta“ zum Einsatz.
Ukrainischer Minister lobt SpaceX-System
Die militärische Anwendung von Starlink ist also möglich und wird von SpaceX zumindest toleriert. Vermutlich kann Musk über diesen Weg der Ukraine auch schlagkräftiger helfen als mit dem persönlichen Zweikampf, zu dem er vor einigen Tagen Russlands Präsident Putin herausforderte. Schon kurz nach Kriegsbeginn sagte er dem Land Unterstützung via Starlink zu. In den Wochen darauf kamen nach Aussage des ukrainischen Digitalministers Mychajlo Fedorow mehrere tausend der Empfänger dafür ins Land. Die Starlink-App verzeichnete mehr als 100.000 Downloads. Zusammen mit einer App, die vor Luftangriffen warnt, zählt sie zu den zuletzt am meisten genutzten Apps in der Ukraine.
Der Washington Post sagte Minister Fedorow in einer Video-Konferenz, die von einem geheimen Ort aus über eine Starlink-Verbindung geführt wurde, dass die Qualität des Dienstes ausgezeichnet sei. Und Elon Musk wäre nicht Elon Musk, hätte er der Washington Post, die von ihm eine Stellungnahme erbat, nicht Grüße „an Ihren Puppenspieler Bezos“ inklusive Küsschen-Smiley ausrichten lassen. Dabei bezog sich der SpaceX-Chef auf den Amazon-Gründer Jeff Bezos, dem die Washington Post gehört und mit dem Musk seit Jahren im Raumfahrt-Sektor rivalisiert.