Eines der ersten Ziele im russischen Überfall auf die Ukraine war Kommunikation, berichtete Tesla-Chef Elon Musk, nachdem er eine erste Ladung Terminals für Starlink-Internet von SpaceX in das Land geschickt hatte: Zuvor sei schon das Satelliten-Netz des US-Betreibers Viasat angegriffen worden, berichtete er. Auch Starlink wurde nach seinen Worten zum Ziel, sobald die Empfänger in der Ukraine eingetroffen und freigeschaltet waren, aber ein Software-Update habe dagegen geholfen. Und wie jetzt bekannt wurde, hat Tesla der Ukraine offenbar zusätzlich gut vorbereitete Notstrom-Versorgungen verschafft.
Kabel aus deutscher Tesla-Fabrik
Schon eine interne E-Mail von Tesla an Beschäftigte in Europa, die in dieser Woche der Finanzsender CNBC veröffentlichte, enthielt Hinweise darauf. Darin bestätigt die Führung für die EMEA-Region, dass mittlerweile alle Supercharger in den Nachbarländern Polen, Ungarn und Slowakei freigegeben sind. Ukrainischen Reservisten unter den Mitarbeitern, die zum Kriegsdienst in die Heimat zurückkehren müssen, wird für vorerst drei Monate die Weiterzahlung des Tesla-Gehaltes zugesagt. Und das Unternehmen informierte, dass sein Energie-Team die Starlink-Lieferung mit „einer Flotte Powerwalls“ ergänzt hat.
Einen Beitrag dazu leistete laut der E-Mail Material aus der neuen Gigafactory bei Berlin, aus dem insgesamt 40 Tesla-Freiwillige aus ganz EMEA Stromkabel hergestellt hätten. Das klang relativ abstrakt, aber dann tauchte ein Video auf, das anschaulich zeigt, was sie für die Ukraine vorbereitet haben: Die Powerwalls kommen mit allen Kabeln in passender Länge, die nur ineinander gesteckt werden müssen, um sofort Starlink oder andere Verbraucher mit Strom zu versorgen. Verpackung dient dabei gleichzeitig als Gehäuse und Isolierung.
Das YouTube-Video wurde nicht von Tesla selbst veröffentlicht, sondern ohne weitere Kommentare von dem erst wenige Tage alten Kanal MobilePowerwall. Es ist auch nicht in dessen Video-Liste zu sehen, sondern nur über einen direkten Link abrufbar. Ein Hinweis darauf wurde dem Blog Electrek gegeben. Der kriegerische Zusammenhang wird unter anderem dadurch deutlich, dass das Gesicht der erklärenden Person unkenntlich gemacht ist. Außerdem ist der Karton mit der Powerwall mit einem blauen Aufkleber versehen und der mit dem Wechselrichter mit einem gelben.
In 5 Minuten zum Powerwall-Strom
Ohne Worte, aber mit erklärenden Text-Einblendungen zeigt die Person, wie aus zwei von drei Kisten innerhalb von etwa fünf Minuten eine Notstrom-Versorgung entsteht. Im Prinzip müssen die schon an den Geräten angeschlossenen Kabel nur noch miteinander verbunden werden, zum Starten des Systems braucht man dann allerdings eine externe 12-Volt-Quelle. Offenbar hat Tesla die Powerwalls voll geladen in die Ukraine bringen lassen. Für den Fall, dass sie nachgeladen werden sollen, ist aber zusätzlich ein Solar-Wechselrichter in dem Paket, ebenfalls vorkonfektioniert. Nach weiteren gut fünf Minuten ist er mit dem Powerwall-Wechselrichter und einigen Solar-Modulen auf dem Boden verbunden.
Wie viele Powerwall-Pakete Tesla in die Ukraine geschickt hat, geht weder aus der E-Mail noch aus dem Video hervor; auch ob immer gleich Photovoltaik dabei ist, blieb zunächst ebenfalls offen. Vollkommen strom- und internetlos dürfte das Land dank der Hilfe von Musk und seinem Team so schnell jedenfalls nicht werden. In weniger gefährdeten Staaten könnten Bastler unterdessen schon damit liebäugeln, eine Powerwall nach der Tesla-Anleitung selbst als riesige mobile Powerbank zu nutzen.