Das Angebot von Tesla-Chef Elon Musk für den Kauf von Twitter steht – ob die Transaktion wirklich zustande kommt, ist nach seinen Aussagen in einem Interview in dieser Woche aber längst noch nicht sicher. Probleme dabei bereitet zum Beispiel der Kurs der Tesla-Aktie. Der ist seit Anfang April um mehr als ein Drittel auf zuletzt 728 Dollar gefallen, was bedeutet, dass Musk mehr seiner Aktien als Sicherheit für einen Kredit für die Twitter-Übernahme hinterlegen müsste, als er dafür noch zur Verfügung hat. Doch möglicherweise könnte er auch ganz ohne diesen Teil auskommen – und vielleicht will er Twitter gar nicht mehr.
Musk-Berater sammeln Twitter-Milliarden
Schon vergangene Woche wurde gemeldet, dass Musk für 7 Milliarden Dollar von den für Twitter nötigen 44 Milliarden Dollar Co-Investoren gefunden hat, darunter den Mitgründer Jack Dorsey und den saudischen Prinzen bin Talal. Damit blieben rechnerisch nur noch etwa 5,5 Milliarden Dollar von dem Wertpapier-Kredit auf Tesla-Aktien übrig, den Musk als Teil der Finanzierung mit Banken vereinbart hatte. Und laut einem Bericht haben seine Finanzberater seitdem eine weitere Milliarde zugesagt bekommen und sind weiter dabei, Geld von außen einzusammeln.
Wie bei Wertpapier-Krediten üblich, kann nicht der gesamte aktuelle Wert der Aktien als Sicherheit angesetzt werden, Stattdessen gibt es einen Abschlag, sodass die Bank auch dann noch genügend Pfand hat, wenn der Kurs fällt. Bei dem Twitter-Kredit in Höhe von 12,5 Milliarden Dollar beträgt dieser Faktor 5 – Musk müsste für die volle Höhe also Tesla-Aktien im Tageswert von 62,5 Milliarden Dollar stellen. Anfang April hätten dafür etwa 60 Millionen Stück gereicht, zum Schlusskurs von Donnerstag wären es schon rund 85 Millionen gewesen. Insgesamt hat Musk nach seinen neuen Verkäufen von Ende April zwar noch rund 163 Millionen Tesla-Aktien. Doch davon dient schon etwa die Hälfte als Sicherheit für frühere Kredite, sodass der Rest bei den aktuellen Kursen für die komplette Twitter-Besicherung nicht mehr ausreichen würde.
Aber offenbar hat Musk gar nicht vor, den für die Übernahme vereinbarten Wertpapier-Kredit in Anspruch zu nehmen. Denn wie am Donnerstag die Nachrichten-Agentur Bloomberg berichtete, kontaktieren seine Berater weiterhin finanzkräftige Personen und Institutionen, um weitere 6 Milliarden Dollar zusammenzubekommen. Dabei soll es um Vorzugsaktien mit 20 Jahren Laufzeit und hoher Verzinsung gehen. Wenn die gewünschte Summe zusammenkommt, würde sie mehr als genügen, um den Tesla-Chef aus seiner Kredit-Zusage für den Twitter-Kauf entlassen zu können, berichtet Bloomberg unter Berufung auf informierte Personen.
Tesla-Chef setzt Kauf-Angebot aus
Das bedeutet allerdings nicht, dass Musk Twitter dann komplett mit fremdem Geld übernehmen könnte. 21 Milliarden Dollar für den Kauf hat er zusätzlich als eigenen Eigenkapital-Anteil zugesagt und durch Verkäufe von Tesla-Aktien Ende April schon gut 8 Milliarden Dollar (abzüglich Steuern) davon eingenommen. Damit verbleibt aber weiter eine zweistellige Milliarden-Lücke, und dass Musk auch dafür externe Kapitalgeber suchen würde, wurde zumindest noch nicht öffentlich bekannt. Also dürften Tesla-Aktien über Verkäufe oder Kredite für seinen Eigenkapital-Teil doch noch eine Rolle spielen.
Twitter deal temporarily on hold pending details supporting calculation that spam/fake accounts do indeed represent less than 5% of usershttps://t.co/Y2t0QMuuyn
— Elon Musk (@elonmusk) May 13, 2022
Das gilt natürlich nur dann, wenn Musk an der Transaktion festhält. An der Börse wurde die Wahrscheinlichkeit dafür zuletzt als nicht sehr hoch eingeschätzt – das zeigt der zunehmende Abstand des Twitter-Kurses von seinem Angebot zu 54,20 Dollar pro Aktie. Am Freitag schrieb der Tesla-Chef sogar überraschend, das Angebot sei „vorübergehend ausgesetzt“. Anlass dafür war ein Bericht der Nachrichten-Agentur Reuters, laut dem Twitter neue Daten zum Anteil von Fake- und Spam-Konten auf der Plattform gemeldet hat. Im ersten Quartal soll er weniger als 5 Prozent der täglich aktiven Nutzer ausgemacht haben. Das wollte Musk, der das Entfernen von Spam-Bots zuvor als eine seiner Prioritäten bezeichnet hatte, offenbar nicht glauben. Sollten sich die Zweifel erhärten, könnte er die falsche Angabe als Grund dafür nutzen, sein Angebot ganz zurückzuziehen. Tesla-Aktien reagierten auf die Meldung von der Aussetzung vorbörslich mit einem Kurssprung, während Twitter bis zu 20 Prozent verlor.