Das Starlink-Netz von Elon Musks Weltraum-Unternehmen SpaceX wird immer größer – nicht nur im Weltraum, wo inzwischen rund 2500 Satelliten den Internet-Dienst realisieren, sondern auch auf der Erde, wo die Zahl der Nutzer in großen Schritten zunimmt. In einer Eingabe an eine Behörde meldete das Unternehmen jetzt 400.000 Starlink-Kunden, 150.000 mehr als vor zwei Monaten. Zudem will die deutsche Bundeswehr das Satelliten-Internet des Tesla-Chefs testen – und China macht sich schon Gedanken darüber, wie es sich im Konfliktfall außer Gefecht setzen lässt.
SpaceX-Internet mit geopolitischer Bedeutung
Der letzte Punkt zeigt, wie tief sich der Tesla- und SpaceX-Chef Musk mit Starlink in die weltweite Politik verstrickt hat. Das war schon mit Beginn der russischen Invasion auf die Ukraine zu erkennen: Musk stellte sich auf die Seite des angegriffenen Landes und ließ tausende Starlink-Terminals dorthin schicken, teils zusammen mit Tesla-Batterien und Solarmodulen für die Strom-Versorgung. Dadurch ließ sich sowohl die zivile als auch die militärische Kommunikation in dem Land aufrechterhalten, wie Mitglieder seiner Regierung mehrfach dankbar erklärt haben.
Die geopolitische Bedeutung von SpaceX und Starlink reicht aber noch deutlich weiter. Wie wichtig moderne Informationstechnik in Konflikten ist, zeigt auch eine Entscheidung der Bundeswehr. Vergangene Woche bat der Leiter von deren Cyber Innovation Hub Musk um einen Anruf, um Starlink-Tests bei der deutschen Truppe zu vereinbaren. Ob der CEO daraufhin selbst zum Telefon griff, ist nicht bekannt. Aber das Bundesverteidigungsministerium bestätigte wenig später der Publikation golem.de, dass der SpaceX-Dienst zunächst testweise für die Kommunikation von Soldaten genutzt werden soll.
Hey @elonmusk, Germany is calling. Lets try Starlink for the german armed forces. Waiting for your call. Lets make this happen.
— Sven Weizenegger (@svenweizenegger) May 19, 2022
Anders als in der Ukraine, die in dieser Hinsicht derzeit wohl keine Wahl hat, soll Starlink bei der Bundeswehr nur für die „Betreuungskommunikation“ von Soldaten im Einsatz zum Einsatz kommen, also wohl für ihre privaten Kontakt-Bedürfnisse. Hierfür müssten in Gebieten ohne Mobilfunk-Infrastruktur oft teure Satelliten-Dienste gemietet werden, sagte ein Sprecher des Ministeriums. Kritische Infrastruktur der Bundeswehr für ihre militärische Kommunikation solle mit Starlink vorerst nicht ersetzt werden.
Wie der Einsatz in der Ukraine zeigt, wäre das wohl durchaus möglich. Laut CEO Musk gab es bereits russische Versuche, den Starlink-Dienst zu stören, die aber mit einem Software-Update abgewehrt werden konnten. Das Satelliten-Netz zeigt sich also widerstandsfähig – und macht damit schon China nervös: Laut einem Bericht von Business Insider haben mehrere Militär-Forscher dort einen Fachaufsatz veröffentlicht, in dem sie fordern, dass das Land neue Fähigkeiten zur Starlink-Abwehr und -Störung entwickeln muss.
Gerät Musk mit Tesla zwischen Fronten?
Mit Störsignalen wie offenbar zuletzt Russland will sich China dabei laut dem Bericht nicht zufrieden geben: Gefordert werden in dem Aufsatz sowohl „weiche“ als auch „harte“ Methoden der Starlink-Zerstörung, also wohl auch physische Beschädigung oder Vernichtung. Das Land verfüge bereits über verschiedene Methoden, um Satelliten gezielt anzugreifen. Für das SpaceX-Netz wird dieser Ansatz aufgrund der hohen Zahl der Satelliten aber als zu teuer bezeichnet. Gebraucht würden preisgünstige Gegenmaßnahmen mit hoher Wirkung, erklären die Forscher laut Business Insider, ohne konkrete neue Vorschläge zu machen.
Dennoch dürfte der Aufsatz laut dem Bericht der erste offene Aufruf aus China zu Angriffen auf Starlink gewesen sein – die Agenda für die nächsten Jahre scheint also gesetzt. SpaceX-Chef Musk, der mit Tesla ungefähr jedes zweite Elektroauto in der chinesischen Gigafactory produziert, könnte dadurch buchstäblich zwischen die Fronten geraten, zumal das US-Militär bereits Interesse an Starlink auch für Kampfzwecke zeigt.