Im vergangenen April überraschte Tesla-CEO Elon Musk mit der Ankündigung, für in Zukunft autonomes Fahren brauche man nicht einmal Radar-Sensoren – stattdessen werde „pure vision“ den Weg dorthin bereiten, also die Auswertung von Kamera-Bildern mit genügend künstlicher Intelligenz. Seitdem hat Tesla beginnend bei Model 3 und Model Y in den USA den früher verbauten Radar in der Front weltweit abgeschafft. Doch möglicherweise war dieser Abschied nicht auf Dauer gedacht, denn jetzt hat das Unternehmen bei der zuständigen Behörde in den USA einen moderneren Radar-Sensor angemeldet.
Neuer Radar von Tesla mit bekanntem Namen
Bevor CEO Musk den kompletten Verzicht auf diese Technologie ankündigte, wurde mehrfach über Interesse von Tesla an internen und externen Weiterentwicklungen berichtet. Im Oktober 2020 machte der Beobachter @greentheonly auf ein Produkt des israelischen Unternehmens Arbe Robotix aufmerksam, für das sich Tesla nach seiner Vermutung entschieden hatte: einen hoch auflösenden Radar-Sensor, der ähnlich wie die von den meisten anderen Autonomie-Entwicklern verwendeten Lidar-Geräte 3D-Punktwolken der Umgebung liefert. Und in diesem Januar, also lange nach Musks Absage, beantragte Tesla bereits die Zulassung eines neuen Radar-Sensors.
Die näheren Angaben dazu blieben weitgehend geheim, und das Gleiche gilt für die neue Radar-Anmeldung, die in dieser Woche ein Twitter-Nutzer entdeckte. Laut @greentheonly kann man ihr immerhin entnehmen, dass die Frequenz des neuen Sensors (gezeigt in der Skizze oben) ungefähr der bei Geräten von Bosch und Continental entspricht, die Tesla früher verwendete. Nach seiner Einschätzung handelt es sich dabei um einen „Imaging-Radar“ wie den von Arbe, der mit hoher Auflösung detaillierte Informationen liefert. Tatsächlich könnte Tesla dafür Technik des israelischen Unternehmens nutzen, denn wie dessen Produkt wird der neue Sensor als „Phoenix“ bezeichnet.
Frequency in line with exterior radars from Bosch and Continental.
Imaging radar that we've been waiting for? https://t.co/EGxinBMvRA
— green (@greentheonly) June 7, 2022
Dass die aktuelle Hardware-Ausstattung bei Tesla noch nicht das Ende der Entwicklung ist, hat CEO Musk im August 2021 selbst bestätigt. „Offensichtlich“ werde es in Zukunft eine Version 2 des intern entwickelten FSD-Computers geben, auch wenn der bisherige reichen werde, um mindestens so sicher zu fahren wie ein Mensch und wahrscheinlich sogar zwei- bis dreimal sicherer, sagte er beim KI-Tag. Doch mit dem Cybertruck werde HW4 (also die vierte Computer-Hardware für das Autopilot-System) kommen, die viermal so leistungsfähig sei. Außerdem erwähnte der Tesla-Chef, dass für die nächste Generation auch neue Kameras vorgesehen seien.
Software-Hinweise auf neue Autopilot-Hardware
In diesem März entdeckte @greentheonly in Tesla-Software bereits Erwähnungen von HW4. Der neue Autopilot-Computer werde voraussichtlich nicht nur schneller und mit mehr Speicher ausgestattet sein als der bisherige, sondern wohl grundlegend anders, schrieb er auf der Grundlage seiner begrenzten Informationen. Von neuen Kameras war in dem analysierten Code offenbar nichts zu sehen, und von einer Rückkehr zum Radar (in modernerer Form) ebenfalls nicht. Die aktuelle Sensor-Neuanmeldung bei der FCC aber spricht dafür, dass sich diese Technologie für Tesla noch nicht erledigt hat.