Um die Entwicklung der ersten wirklich autonomen Autos herrscht nicht nur gesunder Wettbewerb, sondern auch so etwas wie ein Glaubensstreit: Alle großen Unternehmen und Zusammenschlüsse mit Ausnahme von Tesla setzen zusätzlich zu Kameras auf Lidar-Sensoren, die mit Laser-Pulsen die Umgebung abtasten und so 3D-Abbilder von ihr liefen können. Die Technologie ist teuer, gilt aber weithin als robust und unverzichtbar – außer eben bei Tesla, wo CEO Elon Musk erst vergangene Woche sagte, er würde sie nicht einmal kostenlos nehmen. Jetzt allerdings sind Anzeichen dafür aufgetaucht, dass Tesla zwar nicht Lidar, aber zumindest ein neuartiges Radar mit ganz ähnlichen Fähigkeiten einsetzen will.
Produkt soll Tesla-Anforderungen erfüllen
Der Hinweis darauf kam auf Twitter von dem Hacker @greentheonly – der fast sicher ist, dass er in neuen Software-Versionen nur noch entdeckt, was Tesla entdeckt haben möchte. Zuletzt meldete er, dass ein hochfeiner Hepa-Filter wie für Model S und Model X für das Model Y abzusehen sei, und außerdem eine Luftfederung auch für das Model 3. Aber dann schrieb er noch von einer neuen Option für das Radar, die in der Software zu finden sei. Offenbar wolle Tesla hier in Zukunft ein Produkt des israelischen Anbieters Arbe Robotics einsetzen.
Tesla habe bislang versucht, intern ein neues Radar zu entwickeln, das die doppelte Reichweite haben sollte wie das des aktuellen Zulieferers, nach seinen Angaben Continental aus Deutschland, erklärte @greentheonly. Diese Bemühungen würden aber wohl nicht schnell genug vorankommen, weshalb Tesla sich vielleicht wieder für einen externen Lieferanten entschieden habe. Auf jeden Fall würden die Daten des Arbe-Radars allen Tesla-Anforderungen wie etwa höhere Auflösung entsprechen.
The vendor appears to be Arbe Robotix and their website has a bunch of material that many of you would find resembling output of a sensor that Tesla cannot include due to perceived loss of face. https://t.co/364G43oXvJ pic.twitter.com/EtDFRzuxdj
— green (@greentheonly) October 22, 2020
Sogar die Bezeichnung passt bestens zu Tesla: Von „4D-Bildgebung mit hoher Auflösung“ schreibt Arbe Robotics auf seiner Webseite – CEO Musk beschreibt den Tesla-Autopiloten für autonomes Fahren seit kurzem ebenfalls als 4D-System. Und auch sonst könnte das Unternehmen nach seinem Geschmack sein: Gegründet wurde es nach eigenen Angaben von einem „Elite-Team aus Halbleiter-Ingenieuren, Radar-Spezialisten und Daten-Wissenschaftlern“ und will Radar von einem unterstützendes Sensor zu einem zentralen machen.
4D-Radar für 4D-Autopilot
Die Bilder aus dem System, die @greentheonly bei Arbe fand, ähneln nach seiner Aussage verdächtig dem, was sonst Lidar-Sensoren liefern – nicht so exakt, wie es davon manchmal gezeigt wird, aber ebenfalls als 3D-Punktwolke. Auf diese Weise könne Tesla die Vorteile solcher Scan-Technologien nutzen, ohne mit einem Umschwenken auf Lidar das Gesicht zu verlieren, spekulierte der Hacker. Wie immer wisse er aber nicht, ob die Neuerung tatsächlich komme und wenn ja zu welchem Zeitpunkt, schränkte er ein. Und in der Zwischenzeit zeigt Teslas neueste Autopilot-Version mit der eigenen 4D-Software allein mit dem alten Radar und Kameras beeindruckende Ergebnisse.