Teil der Präsentation von CEO Elon Musk bei der Tesla-Hauptversammlung 2022 vergangene Woche war eine Beschäftigung mit Innovationen in der Produktion. Die bestünden unter anderem darin, dass Tesla die größten Gussteile einsetze, die es je gab, erklärte Musk, und ließ eine Grafik mit einem Vergleich zwischen Model 3 und dem neuesten Model Y dazu auf dem Bildschirm erscheinen (s. klein in dem Foto oben). Und kurz zuvor konnte man in einem Video des bekannten Beraters Sandy Munro ungefähr das Gleiche an echten Auto-Gerippen sehen.
Tesla reagierte auf Berater-Kritik
Die von Musk präsentierte 3D-Grafik trägt den Titel „Vereinfachung der Fahrzeug“-Struktur und zeigt nebeneinander die Rohbau-Karosserien von Model 3 und Model Y, bevor Glas, Innenaustattung und Antrieb folgen. Der hintere und der vordere Teil sind eingefärbt – bei der Limousine in vielen unterschiedlichen Farben und beim Crossover nur in Blau. Das ist auch die Botschaft der Grafik: Aus 171 einzelnen Teilen in der Fahrzeug-Struktur für das Model 3 hat Tesla zwei gemacht, nämlich je ein großes und komplexes Gussteil vorne und hinten.
Dadurch wird die Produktion deutlich erleichtert, erklärte Musk, und zugleich sei der vereinfachte Rahmen steifer und vibrationsärmer als zuvor, „wirklich in jeder Hinsicht besser“. Und dieses Lob konnte einem fast bekannt vorkommen, wenn man ungefähr eine Woche zuvor ein Video des Industrie-Beraters Munro gesehen hat, der sich seit langem mit Tesla beschäftigt. In dem Beitrag zeigt er die Roh-Karosserien des ersten bei ihm zerlegten Model 3 von 2018, eines Model Y von 2020 und eines Model Y aus der Gigafactory in Texas, das als eines von offenbar wenigen mit vorderem und hinterem Gussteil und Akku aus 4680-Batterien dazwischen produziert wurde.
Das Model 3 sei noch ein „hier hinten sind 120 Teile“-Auto gewesen, erklärt Munro und zeigt auf den Heck-Bereich des nackten Elektroautos. Nach der Zerlegung hatte er Tesla für dieses Stückwerk deutlich kritisiert. Doch statt beleidigt zu sein, habe das Unternehmen auf seine Kritik reagiert, sagt der Berater. Er habe empfohlen, das hintere Rahmen-Element aus nur zwei Teilen zu fertigen, und beim Model Y habe Tesla das von Anfang an umgesetzt. Das sieht man an dem Exemplar von 2020 in der Mitte, das ebenfalls schon bei Munro zerlegt wurde.
Neuestes Model Y als „Weltklasse-Design“
Bei allen Model Y wird das hintere Rahmen-Element inzwischen sogar aus einem Stück gegossen, und bei der Produktion in der neuen Gigafactory in Texas kam anfangs auch das vordere Element direkt aus einer der Giga-Pressen dafür. Offenbar aus Mangel an 4680-Batterien für das tragende Akku-Paket in der Mitte hat Tesla inzwischen wieder auf eine konventionellere Bauweise wie bislang in der deutschen Fabrik umgestellt, aber Munro konnte sich vorher eines der neuesten Model Y aus Texas sichern. Das steht in seinem Video, ebenfalls nur noch als Metall-Gerippe, ganz rechts – ein „Weltklasse-Design“, wie der Berater angetan dazu sagt.
Mit der neuen Bauweise könne Tesla hunderte Millionen Dollar sparen, erklärt er, und nicht zu vergessen reichlich Platz, Maschinen und Personal in seinen Fabriken. Er rate wirklich jedem, der ein neues Fahrzeug entwickelt, sich mit diesem Konzept zu beschäftigen, auch wenn es sich stark von Gewohnten unterscheide. Vom Tesla-Kritiker ist Munro also fast zu einem Fan geworden – und bei der Gelegenheit legte er gleich noch ein gutes Wort für den scheidenden Volkswagen-Chef Herbert Diess ein, der das Elektroauto-Unternehmen ebenfalls oft als Vorbild dargestellt hat, Anfang September aber gehen muss: Diess sei seiner Meinung nach das Beste gewesen, was VW je hatte, sagt Munro.