Die Hauptversammlungen von Berkshire Hathaway sind ähnlich fröhlich wie die bei Tesla, aber länger und größer: Jedes Jahr kommen tausende Aktionäre in die Stadt Omaha im US-Bundesstaat Nebraska, um dort über Stunden den Worten der Führung zu lauschen, bestehend aus dem bekannten Superinvestor Warren Buffett und seinem langjährigen Vize Charlie Munger. Bei dem Berkshire-Treffen am vergangenen Samstag sollen 40.000 Personen live dabei gewesen sein. Zur Sprache kamen dabei auch Tesla und sein CEO Elon Musk.
Berkshire kaufte statt Tesla BYD
Berkshire investierte schon früh in Elektroautos, allerdings in das chinesische Unternehmen BYD, das gleichzeitig ein bedeutender Batterie-Hersteller ist. Bei Tesla wäre ein Einstieg laut CEO Musk schon 2008 bei einer vorbörslichen Bewertung von 200 Millionen Dollar statt heute mehr als 500 Milliarden Dollar ebenfalls möglich gewesen, doch Buffett und Munger lehnten ab. Mit ihrer Entscheidung scheinen sie trotz des entgangenen Gewinns zufrieden zu sein: BYD sei Tesla in China fast schon lächerlich weit voraus, sagte Munger in diesem Februar.
Auf dieses Thema werden die beiden Berkshire-Chefs häufiger angesprochen – für manche Tesla-Fans wäre ein Berkshire-Einstieg die ultimative Adelung der Aktie, und zusätzliche Nachfrage könnte dem zuletzt wieder schwächlichen Kurs gewiss nicht schaden. Doch danach sieht es weiterhin nicht aus. Denn der diesjährigen Hauptversammlung äußerten sich Buffett und Munger zwar respektvoll über Musk, gaben aber auch zu erkennen, dass seine Art des Wirtschaftens nichts für sie ist. Der Tesla-Chef schien sich trotzdem darüber zu freuen.
Appreciate the kind words from Warren & Charlie
— Elon Musk (@elonmusk) May 6, 2023
Er wisse die freundlichen Worte der beiden zu schätzen, schrieb Musk zu einem Video-Ausschnitt von der Berkshire-Veranstaltung auf Twitter. Darin beantwortet Munger zunächst die Frage, ob er immer noch der Meinung sei, dass der Tesla-Chef sich überschätzt, mit einem unumwundenen Ja. Er merkt allerdings auch an, dass Musk tatsächlich „sehr talentiert“ sei, und sich deshalb eigentlich gar nicht zu überschätzen brauche. Der Unternehmer habe viel erreicht, was laut Munger nicht möglich gewesen wäre, wenn er sich nicht „unrealistische extreme Ziele“ setzen würde.
Buffett will keine Musk-Konkurrenz
Ähnlich bezeichnete Buffett, der sich beim Antworten mit Munger abwechselte, Musk als „brillant“ und erklärte, er werde bedeutende Dinge erreichen und habe das auch schon getan, denn er widme sich dem Lösen von unmöglichen Aufgaben, was ihm manchmal auch gelinge. Konkurrieren wolle er mit ihm jedenfalls nicht. Das kommentierte Munger mit „wir wollen nicht so viel Misserfolg“, was aber vermutlich nicht auf das erwartete Ergebnis von Konkurrenz mit Musk bezogen war, sondern auf das Tesla-Modell, viel zu wagen und nicht alles gleich zu schaffen. Mit BYD haben die beiden Staranleger immerhin den zweitgrößten Hersteller reiner Elektroautos weltweit im Portfolio – der tatsächlich nicht Tesla, sondern die etablierte Auto-Industrie als seine Konkurrenz sieht.