Michael Scharnberg hat oft mit Tesla-Fahrzeugen zu tun und ist vielen deutschen Kunden des Unternehmens ein Begriff: Mit seiner Jürs-Autolackiererei in Lübeck repariert er Unfallschäden an den Elektroautos, schützt ihren Lack mit Keramik-Versiegelungen und berichtet darüber regelmäßig in sozialen Medien. Er kennt sich also aus – und war vor kurzem erschrocken über ein Model 3 mit massiven Rostproblemen. Bei der Behebung zeigte sich laut dem Auto-Lackierer, dass Tesla den Schutz davor anfangs vernachlässigt hat.
„Vergammelter“ Schweller am Tesla
Die Schweller des Elektroautos seien an den Spitzen „total vergammelt“ gewesen, wie er sagt (s. Foto oben). Von dort ausgehend bestehe die Gefahr, dass sich der Rost so weit ausbreitet, dass Teile ersetzt werden müssen, wenn man nicht frühzeitig etwas dagegen unternimmt. Bei dem Tesla in seiner Werkstatt war es dafür noch nicht zu spät: Scharnberg demontierte aufwendig den Vorderwagen, um ihn zu säubern, zu entrosten und neu zu lackieren.
Dass es ausgehend vom Schweller zu so etwas kommen kann, begründet Scharnberg mit fehlender Hohlraum-Versiegelung. Anders als nach seiner Erfahrung VW, BMW und Mercedes und ähnlich wie Fiat und Hyundai verzichte Tesla darauf, sagte er teslamag.de. In diesem Fall könne eine Verzinkung noch vor Rost schützen. Doch hinter der Radhaus-Schale des betroffenen Model 3 sieht man, dass sich der Dreck förmlich aufstapelte. Wenn er dazu noch nass wird, vermischt mit Streusalz, entsteht eine Mischung, der das Zink nicht lange widersteht, und der Schweller rostet.
Wie das Model 3 in Scharnbergs Werkstatt zeigte, kann das auch schon nach vier Jahren passieren. Billiger als mit einer Demontage und Aufarbeitung des ganzen Vorderwagens kommt nach seiner Einschätzung davon, wer früher eingreift: Man solle die Schweller regelmäßig beobachten und bei den ersten Anzeichen von Rost einen Fachmann mit der Entfernung beauftragen. Ob Garantie-Ansprüche gegen Tesla in solchen Fällen Erfolg haben, wollte Scharnberg nicht einschätzen, sagte aber, man könne es versuchen.
Model 3 jetzt ab Werk geschützt
Dass Dreck in der Radhaus-Schale zu Rostproblemen führen kann, hat Tesla mittlerweile offenbar selbst erkannt. Denn laut dem Auto-Lackierer lässt sich das Eindringen mit einem relativ einfachen Mittel verhindern: mit Schmutzfängern an den Kotflügeln. Solche „mud flaps“ waren an dem betroffenen Model 3 noch nicht werkseitig montiert, doch im Sommer 2020 führte Tesla sie für die Vorderräder zunächst als Zubehör in Nordamerika ein und später als Serienausstattung weltweit. Im Online-Shop kann man sie zudem nachträglich kaufen.