Die meisten Auto-Messen im Westen mussten, anders als solche in China, bis vor kurzem ohne die Elektroautos von Tesla auskommen, doch im vergangenen Jahr hat sich das geändert: Bei der IAA Mobility in München, an der auch eine Rekordzahl chinesischer Hersteller teilnahm, wurde im September unter anderem das kurz vorher aufgefrischte Model 3 präsentiert. In diesem Jahr will Tesla zudem bei einer wichtigen Nutzfahrzeug-Messe in Deutschland vertreten sein: mit dem Sattelschlepper Semi bei der IAA Transportation 2024, die für Mitte September in Hannover angesetzt ist.
Tesla erstmals bei Nutzfahrzeug-Messe
Beide deutschen IAA-Messen (kurz für Internationale Automobil-Ausstellung) werden vom Verband der Automobilindustrie (VDA) organisiert. Bis 1992 gab es nur eine gemeinsame Veranstaltung alle zwei Jahre, dann folgte die Aufspaltung in eine Pkw- und eine Lkw-Messe. Die Nutzfahrzeug-IAA fand von Beginn an in Hannover statt und trägt heute die Zusatz-Bezeichnung Transportation. Die Auto-Messe heißt seit 2021 IAA Mobility und fand in dem Jahr erstmals in München statt in Frankfurt statt.
Bei der Messe in der bayerischen Hauptstadt im vergangenen Spätsommer waren neben Tesla mehr als 50 chinesische Unternehmen präsent, überwiegend mit Elektroautos oder Komponenten dafür. Und bei der IAA Transportation in diesem September dürfte es laut dem VDA ganz ähnlich aussehen: Der Anteil ausländischer Hersteller sei nach dem aktuellen Stand weiter auf 70 Prozent gestiegen, wobei mit Abstand die meisten davon aus China kämen, teilte der Verband am Dienstag mit.
Nach den VDA-Angaben ist gut jeder vierte bislang angemeldete Hersteller in diesem Jahr zum ersten Mal bei der IAA Transportation – und dazu zähle auch Tesla. Das Unternehmen aus den USA werde bei der Messe seinen „Semi Truck“ vorstellen, heißt es in der Mitteilung. Diesen rein elektrischen Sattelschlepper hatte Tesla im November 2017 präsentiert und wollte eigentlich zwei Jahre später mit der Produktion beginnen. Nach mehreren Verschiebungen fanden Ende 2022 die ersten Semi-Auslieferungen statt, zunächst nur an den Testkunden PepsiCo.
50.000 Semi pro Jahr aus Nevada
Der jetzt angekündigte Auftritt des Semi bei der Nutzfahrzeug-IAA dürfte ein Zeichen dafür sein, dass das Programm in Fahrt kommt – oder dass Tesla zumindest das europäische Interesse testen will. In der Telefon-Konferenz zu den Q1-Zahlen in diesem April hieß es, Tesla bereite die kostengünstige Produktion in hohem Volumen vor, die in einer neuen Fabrik neben der Batterie-Gigafactory im US-Bundesstaat Nevada erfolgen soll. Erste externe Kunden sollen ab 2026 mit dem Tesla-Lastwagen beliefert werden. Die Zielkapazität beträgt nach Angaben des Programm-Chefs Dan Priestley 50.000 Semi pro Jahr.
In der VDA-Mitteilung von diesem Dienstag ist von großem Interesse an „nachhaltigen Nutzfahrzeugen“ die Rede, nicht aber explizit von rein elektrischen wie dem Tesla Semi. Dennoch sind für die Messe in Hannover noch mehr davon zu erwarten als vor zwei Jahren, als noch ein ungefähres Gleichgewicht mit Wasserstoff-Lkw herrschte. Wie bei der IAA Transportation 2022 soll dieses Jahr erneut BYD dabei sein. Mercedes-Benz Trucks will laut VDA ebenfalls wiederkommen und unter anderem den Sattelschlepper eActros 600 zeigen, der ab Ende des Jahres in Serie produziert werden soll.