Nach einem langen Verfahren hat eine Jury in Florida am Dienstag ihre Entscheidung über die Klage eines Vaters verkündet, dessen damals 18-jähriger Sohn im Mai 2018 zusammen mit einem Freund bei einem Unfall in einem Tesla Model S ums Leben gekommen war. Wie US-Medien berichteten, sprach sie den Eltern 10,5 Millionen Dollar Schadenersatz zu. Sie hatten Tesla die Schuld am Tod ihres Sohnes gegeben, weil das Unternehmen einen zuvor installierten Tempo-Begrenzer deaktiviert hatte; außerdem soll ein Design-Fehler der Batterie dazu beigetragen haben, dass das Elektroauto nach dem Unfall in Flammen aufging. Doch die Jury befand jetzt, dass Tesla nur zu einem Prozent die Schuld am Tod des Teenagers trage.
Tesla führte nach Unfall neue Funktion ein
Bei dem Unfall im Mai 2018 kamen sowohl der am Steuer sitzende Sohn des Tesla-Besitzers ums Leben als auch ein gleichaltriger Freund, ein weiterer überlebte. Bevor er von einer Mauer gestoppt wurde, war er mit 187 km/h durch eine Kurve in einem Wohngebiet mit Tempo-Limit 40 km/h gefahren. Kurz darauf ging das Auto in Flammen auf, was der Vater in seiner Klage von 2019 auf einen Design-Fehler des Batterie-Systems zurückführte. Diesen Punkt hatte ein Richter aber schon Ende Juni zurückgewiesen, berichtet die Agentur Reuters.
Also sollte die Jury in Florida nur noch über den zweiten Vorwurf entscheiden: Weil sein Sohn vorher bei einer erheblichen Geschwindigkeitsüberschreitung in dem Model S erwischt worden war, hatte der Vater von Tesla eine Vorrichtung zur Tempo-Begrenzung darin installieren lassen, die der später Getötete an einem anderen Standort heimlich wieder deaktivieren ließ. Als den Besitzer hätte Tesla ihn vorher fragen müssen, argumentierte der Kläger. Doch die Jury befand jetzt, dass die Schuld an dem tödlichen Unfall nur zu 1 Prozent bei dem Unternehmen liege. Zu 9 Prozent verantwortlich war in ihren Augen der Vater, und den Großteil der Schuld trug mit 90 Prozent der Sohn.
Der Fall ist unter anderem deshalb sehr bekannt, weil Tesla mit einem Software-Update darauf reagierte. Einen Monat nach dem Tod der zwei Teenager in Florida wurde die Version 2018.24 v mit der neuen Funktion Speed Limit Mode verbreitet, über die man eine mittels PIN gesicherte Höchstgeschwindigkeit für das eigene Elektroauto einstellen kann. „In Gedenken an Barrett Riley“, schrieb Tesla unter die Versionshinweise, machte also klar, was die Motivation für diese Aktualisierung war: Der Name ist der des jungen Mannes, der am Steuer des Model S gesessen hatte.
CEO Musk hat laut Vater Fehler eingeräumt
Laut einem Bericht von Bloomberg sagte der klagende Vater in dem Prozess aus, wenige Tage nach dem Unfall eine E-Mail sowie später einen Anruf von Elon Musk bekommen zu haben. In dem Telefonat habe der Tesla-Chef eingeräumt, dass es ein Fehler war, den Tempo-Begrenzer ohne Rückfrage zu deaktivieren. Seine Anwälte bestritten diese Darstellung vor Gericht jedoch. Die Kläger-Vertreter zeigten sich erfreut, dass die Jury Nachlässigkeit auch auf der Seite von Tesla festgestellt habe. Sie hoffe, dass der Fall durch die dadurch ausgelöste Einführung der Software-Funktion zur Tempo-Begrenzung zumindest weitere Unfälle verhindert und Leben gerettet habe.