Bild: Mercedes
Die Woche hätte für Tesla an der Börse historisch hässlich werden können, denn inmitten von Sorgen um sinkende Verkäufe und das politische Abdriften von CEO Elon Musk verlor die Aktie am Montag gut 15 Prozent. Dann aber leistete der Musk-Verbündete Donald Trump Tesla mit einer Verkaufsshow vor dem Weißen Haus Unterstützung. Am Donnerstag wurde zudem mehr über Pläne für ein billigeres Elektroautos bekannt, das wohl auf dem Model Y basieren wird. Der frühere Chef von Waymo sagte unterdessen voraus, dass autonomes Tesla-Fahren weitere Jahre auf sich warten lassen wird. Und Mercedes präsentierte mit dem elektrischen CLA eine reichweitenstarke Alternative zum Model 3.
Trump kauft Tesla vor Weißem Haus
Mit dem Absturz um 15 Prozent auf 222,15 Dollar hatte die Tesla-Aktie am Montag ihren schlechtesten Tag seit September 2020, als sie wider Erwarten zunächst nicht in den Index S&P 500 aufgenommen wurde. Ein skeptischer Analysten-Kommentar trug dazu ebenso bei wie ein allgemein schwaches Umfeld, das durch Sorgen um die Folgen der Trump-Politik für die Weltwirtschaft entstand. CEO Musk erklärte dazu, langfristig werde sich die Aktie gut entwickeln, und der US-Präsident kündigte an, am Dienstag als Zeichen der Unterstützung einen Tesla zu kaufen.
Tatsächlich veranstaltete er zusammen mit Musk dann sogar eine Art Verkaufsshow vor dem Weißen Haus. Trump lobte den CEO und die Produkte des Unternehmens und entschied sich für ein rotes Model S Plaid, das er per Scheck bezahlen wollte – nicht für sich selbst, weil er als Präsident nicht fahren dürfe, sondern für Beschäftigte. Zur weiteren Musk-Rückenstärkung kündigte Trump an, Angriffe auf Tesla-Standorte zukünftig als inländischen Terrorismus zu verfolgen. In der zurückliegenden Woche kam es in den USA und Europa erneut zu teils gewalttätigen Protesten. In Berlin zum Beispiel wurden laut dem RBB in der Nacht auf Freitag vier Elektroautos von Tesla in Brand gesetzt.
Deutsche Tesla-Fabrik im Hochlauf
Musk kündigte bei dem Termin mit Trump an, die Tesla-Produktion in den USA in den nächsten zwei Jahren verdoppeln zu wollen. Das dürfte sich jedoch auf bereits veröffentlichte Pläne beziehen, zu denen unter anderem die Produktion des steuerlosen Cybercab ab 2026 im großen Stil gehört. Zudem sind die Tesla-Fabriken im Westen derzeit längst nicht ausgelastet. Mit Blick auf die deutsche Gigafactory in Grünheide bei Berlin trat der Werksleiter in einem Interview Gerüchten entgegen, dort werde es Kurzarbeit und Entlassungen geben. Im Gegenteil fahre man die Produktion mit dem neuen Model Y gerade wieder hoch.
Seinen Bestseller hatte Tesla im Januar in aufgefrischter Form präsentiert und zur Bestellung freigegeben. Wie gut er ankommt, ist nicht klar, denn die Auslieferungen begannen in China erst Ende Februar und in Europa Anfang März. Laut Berichten baut Tesla aber schon für den Fall vor, dass die Modell-Pflege nicht ausreicht, um die Nachfrage in Schwung zu bringen: In China soll ein abgespecktes Elektroauto auf Grundlage des Model Y entwickelt worden sein, meldete zunächst die lokale Publikation 36Kr. In wesentlichen Aspekten kaum verändert, soll es im zweiten Halbjahr auf den Markt kommen, falls sich das neue Model Y nicht gut genug verkauft.
Kleineres Model Y vor Ende 2025?
Das entspräche in etwa wiederholten offiziellen Ankündigungen, laut denen noch in der ersten Hälfte von 2025 ein bezahlbarerer Tesla auf den Markt kommen soll, über den bislang ansonsten gerätselt wurde. Nach Angaben der Agentur Reuters sollen die Kosten für das abgespeckte Model Y 20 Prozent niedriger sein, was einen entsprechend niedrigeren Preis ermöglichen wurde. In dem Bericht ist explizit von einem „kleineren“ Elektroauto als dem Model Y die Rede. Wenn er stimmt, hätte Tesla seinen Bestseller also nicht nur abgespeckt, um die Produktion billiger zu machen, sondern auf seiner Grundlage ein Modell mit eigener Karosserie-Form entwickelt.
Bei der Konferenz zu den Geschäftszahlen in Q1 2025, erwartet für Ende April, könnte mehr darüber bekannt werden. Der seit April 2024 mehrfach genannte Starttermin im ersten Halbjahr rückt schließlich immer näher, und Anleger dürften Aufklärung darüber verlangen. Ebenfalls nicht mehr viel Zeit bleibt, um den Start eines Dienstes mit Tesla-Robotaxis zunächst in der texanischen Stadt Austin vorzubereiten, den CEO Musk erstmals Ende Januar angekündigt hatte. Wohl noch mit Model Y statt dem reinen Robotaxi Cybercab, aber ohne Mensch am Steuer, soll dort das Zeitalter des wirklich autonomen Tesla-Fahrens beginnen.
Ex-Chef von Waymo über FSD-Robotaxis
Nicht wenige Beobachter bezweifeln nach vielen nicht eingehaltenen Musk-Ankündigungen, dass Tesla sein FSD-System allein auf Grundlage von Kamera-Daten tatsächlich sicher genug machen kann, um es ohne menschliche Überwachung fahren zu lassen. Dazu zählt John Krafcik, bis 2021 CEO der Google-Tochter Waymo, die mit mehr technischem Aufwand bereits Robotaxis in mehreren US-Städten betreibt: Allenfalls ein „unausgereifter, unsicherer“ Robotaxi-Dienst von Tesla sei während der Trump-Amtszeit denkbar, sagte er dem deutschen Manager-Magazin.
Seine FSD-Skepsis begründete Krafcik vor allem mit der Sensor-Ausstattung. Unter anderem würden Technologien wie Radar und Sensor fehlen, aber auch die Kameras hätten eine zu niedrige Auflösung, und Tesla habe keine automatische Reinigung für sie vorgesehen. Aus Job-Anzeigen geht hervor, dass zunächst menschliche Tele-Operatoren Robotaxis bei Tesla unterstützen sollen. Auch das ist laut dem früheren Waymo-Chef jedoch keine Lösung, weil es durch Signal-Verzögerungen zu gefährlichen Situationen kommen könne. Wenn Tesla wirklich ab Juni Robotaxis anbieten werde, dann nur in stark beschnittener Form. Wahrscheinlicher sei aber „ein weiteres gebrochenes Versprechen“ von Musk.
Tesla-Vorteil mit gemischtem Besitz
Der Auto-Wagniskapitalgeber Reilly Brennan sieht dennoch eine Möglichkeit für Tesla, Disruption auf dem Markt für Fahrdienste auszulösen – nicht unbedingt mit technischer Überlegenheit, sondern mit einem gemischten Modell: Anders als andere Anbieter könne Tesla die schwankende Nachfrage teils mit eigenen Robotaxis bedienen und als Ergänzung mit solchen in Kunden-Besitz, schrieb er in einer Analyse. Fahrgäste könnten sich dann auf einen zuverlässigen Dienst aus einer Hand verlassen, und die Mitarbeit von Tesla-Besitzern bei konkurrierenden Diensten lasse sich mit Software-Einschränkungen oder Anreizen verhindern.
Wer mit Erfolg eine Roboter-Flotte mit einem solchen dynamischen Modell bauen könne, könne die Welt der autonomen Taxi-Dienste übernehmen, schreibt Brennan – mit Blick auf Tesla natürlich noch unter der Annahme, dass das Unternehmen unüberwachtes FSD tatsächlich realisieren kann.
Starship departs for Mars at the end of next year, carrying Optimus.
If those landings go well, then human landings may start as soon as 2029, although 2031 is more likely. https://t.co/JRBB95sgNN
— Elon Musk (@elonmusk) March 15, 2025
Laut CEO Musk ist diese Technologie auch für autonome Roboter für Tesla viel wichtiger als das reine Elektroauto-Geschäft. Und am Samstag rief er noch einmal in Erinnerung, worum es ihm bei der Arbeit daran eigentlich geht: Nächstes Jahr würden erste Starship-Raketen von SpaceX zum Mars starten, schrieb Musk auf X. Im Juli 2020 hatte er zu diesem Thema erklärt, der langfristige Sinn seiner eigenen Tesla-Beteiligung liege darin, die Eroberung des Weltraums zu finanzieren. In 10-20 Jahren werde dafür massiver Kapital-Bedarf bestehen, und mit etwas Glück sei das Tesla-Ziel der Beschleunigung von erneuerbarer Energie und Autonomie bis dahin erreicht.
Mercedes CLA übertrifft Tesla Model 3
Jetzt bleiben dafür nach dieser Kalkulation noch 5-15 Jahre, aber es sieht nicht danach aus, als würde Musk bei Tesla bald nicht mehr gebraucht – auch wenn manche Analysten inzwischen der Meinung sind, ohne den zunehmend umstrittenen CEO würde es dem Elektroauto-Hersteller besser ergehen. Tatsächlich aber scheint der weltweite Trend zum Umstieg auf diese Antriebsart mittlerweile auch ohne Tesla als schnell wachsenden Antreiber intakt. Der Chef der Marke Volkswagen etwa bekräftigte jetzt in einem Interview, dass die Zukunft elektrisch sei, und den baldigen Start eines VW-Elektroautos für 25.000 Euro. Und Mercedes stellte den neuen CLA vor, der zunächst rein elektrisch kommt (s. Foto oben) – mit mehr Reichweite als das Tesla Model 3.
Mit einer Batterie-Kapazität von 85 Kilowattstunden soll der elektrische Mercedes CLA nach WLTP bis zu 792 Kilometer weit fahren; Tesla stellt beim Model 3 mit etwas kleinerem Akku bis zu 702 Kilometer in Aussicht. Dank 800 Volt Systemspannung ist bei dem Mercedes Laden mit bis zu 320 Kilowatt möglich. Gegen Aufpreis soll es zudem Assistenten geben, die nach Antippen des Blinkers automatisch die Spur wechseln, was dem aktuellen Tesla-Stand für FSD in Europa entspricht. Preise nannte Mercedes noch nicht, aber der billigste CLA dürfte ab Sommer etwa 10.000 Euro mehr kosten als die Basis-Version des Model 3 für derzeit 39.990 Euro.