Bild: Tesla (Symbolfoto)
Die Meldung hörte sich nach einem Aprilscherz an, war aber offenbar keiner: Ein Joint-Venture von Volkswagen mit dem staatlichen Hersteller FAW in China wolle von Tesla Elektroauto-Credits kaufen, um die Regeln für Fahrzeug-Emissionen in dem Land zu erfüllen, berichtete am Monatsersten die Nachrichten-Agentur Reuters, was ein Sprecher zumindest nicht dementierte. Seitdem wurden weitere Informationen zum Volumen des Geschäfts bekannt. Und sie sprechen dafür, dass Tesla mit Einahmen von rund 390 Millionen Dollar rechnen kann – während Volkswagen insgesamt noch viel mehr ausgeben muss, um den chinesischen Regeln gerecht zu werden.
Mehr als ein Credit pro Elektroauto
Angelehnt an die Vorgaben zu Zero Emission Vehicles (ZEV) in Kalifornien hat China im Jahr 2017 ein eigenes Mandat zu New Energy Vehicles (NEV) verabschiedet, geht aus einem Dokument der Organisation International Council on Clean Transportation (ICCT) hervor. Demnach müssen alle Autohersteller mit ihrer Flotte einen jährlich steigenden Anteil an NEV-Credits erreichen. Außerdem sind sie verpflichtet, Grenzen für den maximalen Kraftstoff-Verbrauch ihrer Flotten einzuhalten, wobei es möglich ist, eine Überschreitung mit mehr lokal emissionsfreien Fahrzeugen (also vor allem Elektroautos) auszugleichen.
Wichtig dabei ist, dass ein Elektroauto nicht exakt einem Credit entspricht – abhängig von Reichweite (möglichst hoch) und Verbrauch (möglichst niedrig) können es laut der ICCT-Erklärung bis zu sechs sein. Das dürfte bedeuten, dass die Zahl der NEV-Credits, die Tesla in China anzubieten hat, weitaus höher ist als die seiner dort ausgelieferten Elektroautos. Mehr als genügend Bedarf dafür hätte Volkswagen jedenfalls, geht aus aktuellen Informationen aus China hervor.
VW #China needs to buy 1.535M #NEV credits to offset 2019 and 2020 #CAFC-NEV negative credits.
2019: 243K
2020: 1.292M
(NE-TIMES) https://t.co/cibehPcAcd pic.twitter.com/XTtpUihm1R— Moneyball (@DKurac) April 5, 2021
Für 2019 werde der deutsche Konzern mit seinen Joint-Ventures in China 243.000 NEV-Credits kaufen müssen und für 2020 sogar 1,29 Millionen, meldeten laut dem Twitter-Beobachter @DKurac lokale Medien. Neben FAW-Volkswagen gibt es in dem Land noch SAIC-Volkswagen. Nach den Daten verfehlen beide die NEV-Ziele deutlich, wobei FAW etwa 60 Prozent des Credit-Defizits ausmacht.
In dem Bericht von Reuters wurde nur FAW-Volkswagen als Käufer von Tesla-Credits genannt, und wie sich jetzt zeigt, scheinen der Bedarf dort und das Angebot gut zusammenzupassen. Exakte Angaben dazu, wie viele Credits Tesla pro Elektroauto verdient, lagen nicht vor, aber der Blog Electrek nannte einen Wert von 5, was angesichts der Berechnung nach Verbrauch und Reichweite plausibel klingt. Bei allein knapp 30.000 in China ausgelieferten Model 3 in 2019 und knapp 140.000 in 2020 käme Tesla damit auf 150.000 plus 700.000 Credits. Und FAW-Volkswagen benötigt laut den Twitter-Daten 146.000 Credits für 2019 und 772.000 für 2020.
390 Mio. Dollar Einnahmen für Tesla?
Der Preis pro NEV-Credit in China ist laut dem Reuters-Bericht vom 1. April zuletzt gestiegen und beträgt 3000 Yuan (knapp 460 Dollar oder 390 Euro). Wenn Tesla sein gesamtes Guthaben zu diesem Preis an FAW-Volkswagen abgeben könnte, würde das Einnahmen von rund 390 Millionen Dollar bedeuten, bei entsprechenden Ausgaben für das Joint-Venture. VW wiederum müsste für SAIC-Volkswagen einen weiteren Credit-Verkäufer finden und ihm noch einmal etwa 260 Millionen Dollar bezahlen. Und in 2021 könnte sich VW in China dank neu startender Elektroautos zwar leichter tun, die lokalen NEV-Regeln einzuhalten, doch gleichzeitig werden sie strenger.