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Tesla-Woche 4/25: Neues Model Y zu bestellen, Zoll-Klagen, VDA sieht E-Rekord, Musk-Gruß

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Bild: Out of Spec Reviews

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Tesla-CEO Elon Musk geriet in der zurückliegenden Woche so sehr in die Kritik wie wohl nie zuvor – nicht wegen einer Twitter-Äußerung, sondern wegen einer Geste in einer Rede vor Trump-Anhängern, die Ähnlichkeit mit einem Hitler-Gruß hatte und bald darauf wohl auf der deutschen Gigafactory zu sehen war. Aber das von Musk geführte Unternehmen produziert immer noch Elektroautos, und am Freitag stellte es das überarbeitete Model Y für westliche Märkte vor. Außerdem reichte Tesla China wie andere Hersteller eine Klage gegen EU-Zölle auf ihre Elektroautos ein. Und in Deutschland prognostizierte der Auto-Verband VDA für die ganze Branche neue Rekorde mit dieser Antriebsart in diesem Jahr.

Tesla Model Y weltweit aufgefrischt

Mit dem neuen Model Y ging Tesla in Asien schon Anfang Januar an den Start, jetzt wurde es auch für westliche Märkte vorgestellt. In den USA wie Deutschland sollen die Auslieferungen im März beginnen. Für den Anfang ist dieses Elektroauto im Westen nur in einer „Launch Series“ zu bestellen, die wie das bisherige Model Y LR AWD mit großem Akku und Allrad ausgestattet ist. Mit einigen stets vorhandenen Extras wie größeren Felgen kostet der neueste Tesla in Deutschland 60.990 Euro, 6000 Euro mehr als vorher das Model Y mit dem gleichen Antrieb. In den USA verlangt Tesla sogar 12.000 Dollar mehr dafür.

In einer Besonderheit ist im Westen weiterhin auch das bisherige Model Y zu bestellen, auf dem europäischen Markt in vier Varianten von der Basis-Version mit kleinerem Akku und Heckantrieb bis zum Performance-Modell. Die weitere Umstellung auf die überarbeitete Version soll nach Tesla-Angaben später folgen. In China hatte Tesla das neue Model Y zuvor konsequenter eingeführt: Dort kann man die Launch Series als Basis-Version und wie im Westen auf Grundlage des Model Y LR AWD bestellen. Der Preis ist trotz der Extras nur wenig höher als zuvor, und das frühere Modell gibt es nicht mehr.

Die Produktion des intern nach Berichten als Model Y Juniper bezeichneten Nachfolgers hat offenbar in allen vier Elektroauto-Fabriken von Tesla weltweit bereits begonnen. In Deutschland stand ab Freitag ein Exemplar in der Lobby der Gigafactory in Grünheide, in den USA konnte man es in mehreren Showrooms ansehen. Im Vorfeld hatte Tesla eine Reihe von Influencern eingeladen. Der US-Youtuber Kyle Connor zum Beispiel berichtete aus China vom neuen Model Y (s. Foto oben). Als Enttäuschung bei der ansonsten gelungenen Modell-Pflege bezeichnete er, dass sich bei Akku-Kapazität und vor allem Ladeleistung nichts geändert habe.

Tesla klagt gegen Elektroauto-Zoll

Vor allem chinesische Hersteller legen hier vor und versuchen zunehmend, ihre Elektroautos auch in Europa an Kunden zu bringen. Der CO2-Bilanz würde das helfen, aber wegen staatlicher Subventionierung hatte die EU Ende 2024 Strafzölle auf Importe reiner Elektroautos aus China verhängt. Die Höhe richtet sich zum Teil nach dem Ergebnis individueller Untersuchungen. Tesla etwa konnte den Satz für Elektroautos aus seiner Fabrik in Shanghai auf diese Weise von zunächst 9 Prozent auf 7,8 Prozent senken, den niedrigsten für alle betroffenen Unternehmen.

Dennoch gehört laut einem Bericht von SCMP auch Tesla zu den Herstellern, die jetzt kurz vor Ablauf der Frist dafür Klage gegen die Elektroauto-Zölle der EU eingereicht haben. Den Anfang machten die lokalen Größen BYD, Geely und SAIC, die bis zu 35,3 Prozent zahlen müssten. Eine Klage kam aber auch von der chinesischen Handelskammer, und außerdem von Tesla sowie dem deutschen Konzern BMW, der manche Elektroautos für den europäischen Markt in China produziert. Tesla schickt von dort das Model 3 nach Europa und hatte den Preis dafür schon im Juli 2024 nach der Festlegung vorläufiger Zollsätze um 1500 Euro erhöht (inzwischen allerdings unter das Niveau von vor der Anhebung gesenkt).

Deutsche Elektroauto-Rekorde erwartet

Im vergangenen Jahr sind die Elektroauto-Verkäufe europaweit um 5,9 Prozent gesunken, wie aus Zahlen hervorgeht, die am Dienstag der Verband ACEA veröffentlichte. Tesla allein verzeichnete ein überproportionales Minus von 13,1 Prozent, konnte seinen Europa-Verkauf im Dezember allerdings gegen den allgemeinen Elektroauto-Trend um 5,9 Prozent steigern. Der Rückgang im Gesamtjahr entstand nicht zuletzt auf dem ehemals größten europäischen Tesla-Markt Deutschland, wo die Zulassungen 2024 um 41 Prozent eingebrochen waren.

Etablierte Hersteller müssen ihre rein elektrischen Verkäufe in diesem Jahr deutlich steigern, wenn sie Strafzahlungen an die EU wegen zu hoher CO2-Emissionen ihrer Neuwagen-Flotte vermeiden wollen. Die Klima-Organisation Transport & Environment schätzte vor kurzem, dass die Branche 2025 in Europa einen Elektroauto-Anteil von 24 Prozent erreichen wird, etwa 10 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Dazu beitragen soll eine ganze Flut neuer Modelle, allein sieben davon zu Preisen unterhalb von 25.000 Euro, wie sie bei Tesla bislang nicht erreicht sind.

Auch der deutsche Verband VDA erwartet für dieses Jahr deutlich mehr Elektroauto-Verkäufe. Am Dienstag prognostizierte er, dass der Absatz in Deutschland um 75 Prozent auf 666.000 Einheiten rapide zulegen wird; für Plugin-Hybride (PHEV), die in China zuletzt viel steileres Wachstum verzeichneten, sagt der Verband ein Deutschland-Plus von 8 Prozent im Vergleich zu 2024 voraus. Auch die inländische Produktion soll auf einen weiteren Rekord steigen: um 24 Prozent auf 1,7 Millionen Stück einschließlich PHEV, was Deutschlands Position als weltweit zweitgrößter Standort für die Produktion von Elektroautos festige.

Tesla-Chef Musk bei Trump-Einführung

Dazu dürfte auch Tesla mit seiner Gigafactory in Brandenburg beitragen, die Model Y für Europa sowie Nahost und Afrika produziert. Nach Berichten von Dezember 2024 soll ihre Produktion in diesem Jahr um gut 40 Prozent auf 287.000 Elektroautos steigen. Zu dieser Zeit war der europäische Absatz-Rückgang 2024 schon absehbar, und Donald Trump war mit intensiver Unterstützung von Tesla-Chef Musk schon zum neuen US-Präsidenten gewählt worden. Die Amtseinführung des Republikaners stand allerdings noch aus und fand am Montag statt. Musk war mit von der Partie.

Von Elektroautos sagte der Tesla-Chef wie schon im Gespräch mit der deutschen AfD-Politkerin Alice Weidel nichts, als er vor einem geplanten Trump-Auftritt nach der offiziellen Einführung das Stadion in Stimmung brachte. Stattdessen freute er sich auf die von seinem Verbündeten angekündigte „goldene Ära“ für die USA einschließlich Mars-Missionen – und zeigte bei einem Dank ans Publikum eine Geste, die als zumindest missverständlich zu bezeichnen ist: Musk legte die rechte Hand aufs Herz und streckte sie zusammen mit dem Arm zackig zum Publikum, was er dann in die andere Richtung gerichtet wiederholte.

Ermittlung wegen Musk-Gruß in Grünheide

Das erinnerte stark an den deutschen Nazi- oder Hitler-Gruß, wie Beobachter empört feststellten. Musk selbst verteidigte sich zunächst nicht direkt, sondern überließ das anderen auf X. Zum Beispiel schrieb dort Israels Premierminister Netanjahu, der Tesla-Chef werde zu Unrecht verleumdet; er habe sich mehrfach für das Recht von Israel ausgesprochen, sich gegen Terroristen zu verteidigen. Musk selbst legte zunächst mit Nazi-Wortspielen nach. Am Freitag dann schrieb er, er habe lediglich gesagt, dass sein Herz zum Publikum gehe und seine Hand von dort in dessen Richtung bewegt. Alte Medien hätten enorm intensiv versucht, ihn dafür zu „canceln“, doch das werde letztlich nur ein weiterer Nagel in ihrem Sarg sein.

Ein juristisches Nachspiel in Deutschland hat der Musk-Gruß von Montag trotzdem. Denn zwei Aktivisten-Gruppen nahmen ihn am Mittwoch zum Anlass, Bilder davon und das Wort „Heil“ auf die Fassade der deutschen Fabrik von Tesla zu projizieren und vom Kauf von Elektroautos der Marke abzuraten. Fotos der Aktion auf X wurden von der Polizei unter Berufung auf den Gigafactory-Werkschutz zunächst als Fake bezeichnet. Als die Aktivisten Videos nachlegten, hieß es laut einem Spiegel-Bericht, die Staatsanwaltschaft ermittle wegen der möglichen Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Dabei geht es aber nicht um Musk als den in den USA Grüßenden, sondern um die Gruppen, die diese Szene auf der deutschen Fabrik zeigten.

AfD-Anhänger bejubeln Musk-Auftritt

Weiter unbeeindruckt von deutscher Kritik an seinem Einsatz für die AfD, mit deren Kanzler-Kandidatin Alice Weidel er Anfang Januar auf X geplaudert hatte, trat Musk unterdessen am Samstagabend per Video-Schaltung auch beim Wahlkampf-Auftakt der Partei in Halle auf. Es sei sehr wichtig, stolz auf Deutschland und die deutsche Staatsangehörigkeit zu sein, sagte der Tesla-Chef in seiner Ansprache. Es gebe eine zu starke Fokussierung auf die Vergangenheit, „die wir hinter uns lassen müssen“, erklärte er unter Jubel des Publikums.

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