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Nachdem die Aktie von Tesla in den vergangenen Monaten zunehmend den Eindruck erweckt hatte, immer nur weiter steigen zu können, erlebten Investierte und Beobachter am Donnerstag zur Abwechslung das krasse Gegenteil: Die Tesla-Aktie verlor mehr als 10 Prozent und nahezu 100 Dollar auf einen Schlusskurs von rund 680 Dollar. Damit liegt die Marktkapitalisierung weiterhin deutlich über 100 Milliarden Dollar und über der von Volkswagen. Aber allein seit Ende letzter Woche hat Tesla rechnerisch 25 Prozent seines Wertes verloren, und seit dem Höchstkurs Anfang Februar fast 300 Dollar pro Aktie.
Auch wenn Börsendienste versuchten, Erklärungen wie sinkende Verkaufszahlen in China anzuführen: Ein echter Nachrichtlen-Auslöser für das Abbröckeln des Tesla-Kurses ab Montag und den Absturz am Donnerstag war nicht zu erkennen. Dies gilt umso mehr, als die China-Meldungen außer Acht ließen, dass ein Rückgang von Quartalsende zu Quartalsanfang auf Auslandsmärkten bei Tesla eigentlich kein Anzeichen für fehlende Nachfrage ist, sondern schlicht den Transportzeiten aus Fremont geschuldet; im Dezember 2019 wurden noch keine lokal produzierten Model 3 in China verkauft.
Each and every year car sales drop in January as people want to buy before the end of the year. Corona virus will be a factor for less sales as Chinese people stay at home (but they could order online), and factory closed for a couple of days.
— Steven Peeters (@aikisteve) February 27, 2020
Was aber bewegt die Tesla-Aktie dann so heftig? Schon kurz nach dem Hoch Anfang Februar war sie an einem Tag um 17 Prozent abgestürzt. Zumindest werden allmählich einige der Anleger bekannt, die mit großen Käufen im letzten Quartal 2019 sowohl zum Kursanstieg von Tesla beigetragen als auch davon profitiert haben – und bis heute profitieren, weil die Aktie trotz der Verluste im Februar immer noch weit über den fast exakt 420 Dollar von Ende des Vorjahres notiert.
Die Hedgefonds-Firma Renaissance Technologies zum Beispiel hat im Schlussquartal 2019 mehr als 3 Millionen Tesla-Aktien zugekauft, berichtet CBS MarketWatch. Dahinter steht der berühmte quantitative Anleger James Simons, dessen Hauptfonds Medaillon seit 1998 jährlich 39 Prozent Rendite verzeichnet hat, aber nur von Mitarbeitern von Renaissance genutzt werden kann.
Tesla kaufen mit Optionen
Jedoch wurden Tesla-Aktien zuletzt auch von weitaus weniger raffinierten Anlegern in der Hoffnung auf schnelle Gewinne gekauft – und darin könnte zumindest ein Teil der Erklärung für den jüngsten Einbruch liegen. So sollen allein am ersten Montag im Februar 12.000 Kunden des Kostenlos-Broker Robinhood erstmals in Tesla-Aktien investiert haben.
Vor allem aber gab es laut einem Bericht von Bloomberg zuletzt bedenklich an Marktmanipulation grenzende Aktivitäten in dem wichtigen Internet-Forum Reddit. Unter /r/wallstreetbets fänden sich dort zunehmend vermeintlich heiße Aktientipps, denen mehr oder weniger koordiniert folgen. Mit dem Ziel, möglichst schnell mehr aus ihrem Einsatz zu machen, kaufen diese Internet-Anleger nicht nur Aktien, sondern (Kauf-)Optionen. „Das Forum könnte etwas Schaum zu der Tesla-Rally beigesteuert haben“, heißt es in dem Artikel, in dem es ansonsten aber eher um kleine Unternehmen geht (deren Aktienkurse über Foren und Optionen viel leichter zu beeinflussen sind).
Jedenfalls könnten vorherige Optionskäufe durch unerfahrene Privatanleger Teil der Erklärung für die jüngsten jähen Verluste bei Tesla sein. Denn so wie Gewinne einer Aktie bei Kaufoptionen einen mehrfachen Anstieg bedeuten, so vervielfachen sich auch mögliche Verluste. Wenn also wirklich massenhaft Reddit-Leser Tesla-Optionen gekauft haben, dann wäre zu erwarten, dass sie spätestens nach den zunehmenden Verlusten ab Ende vergangener Woche immer rascher zum Aufgeben gezwungen wurden. An der Tesla-Aktie können sich also offensichtlich nicht nur Leerverkäufer die Finger verbrennen.