Wenn eine Aktie mit einer Kapitalisierung von mehr als 100 Milliarden Dollar an mehreren Tagen nacheinander um mehr als zehn Prozent steigt und dann nahezu 20 Prozent verliert, dann hat das Unternehmen dahinter normalerweise bedeutende positive bzw. negative Nachrichten veröffentlicht. Nicht so bei Tesla: Nachdem die Aktie am Montag und Dienstag dieser Woche zweistellige Zuwächse verzeichnet hatte, brach sie am Mittwoch um 17 Prozent ein – ohne dass es echte Neuigkeiten gegeben hätte.
Zwar wurden für den massiven Verlust einige klassische Erklärungen vorgebracht. Autoblog etwa zitiert einen Analysten, der dafür die Produktionsunterbrechung in der neuen Tesla-Gigafactoy in China wegen des Corona-Virus verantwortlich machte. Dass es die gibt, war aber schon seit vergangener Woche bekannt, und nach den bisherigen Informationen wird sie nicht länger andauern als die von Tesla-Finanzchef Zachary Kirkhorn angekündigten eineinhalb Wochen.
Wahrscheinlicher ist deshalb, dass nach den ständigen Anstiegen der vergangenen Wochen, bei denen die Aktie von Tesla immer neue Rekordstände erreichte, technische und psychologische Faktoren eine Rolle gespielt haben. Das erklärte auf thestreet.com James Cramer, ein langjähriger Börsenbeobachter, der mittlerweile von einem Tesla-Skeptiker zu einem überzeugten Anhänger des Unternehmens geworden ist.
„Endlich haben sich natürliche Verkäufer bei Tesla gefunden“, schreibt Cramer. Besonders gewitzte Anleger hätten sich vor dem angekündigten Auftritt des bekannten Tesla-Investors Ron Baron im Finanzfernsehen in der Aktie positioniert. Baron enttäuschte nicht, denn er sagte Tesla bis zu einer Billion Dollar Umsatz pro Jahr in zehn Jahren voraus. Doch irgendwann war trotzdem die Kauf-Luft aus der Aktie, und durch die beginnenden Verluste stiegen viele der kurzfristig Investierten, von denen laut Cramer manche Tesla auf Kredit gekauft hatten, wieder aus.
Nach den jüngsten wilden Kursbewegungen fingen manche Beobachter schon an, Parallelen zwischen Tesla und der Kryptowährung Bitcoin zu ziehen, die nach einem immer steileren Anstieg Ende 2017 einen jähen Einbruch erlebte. Cramer aber weist diese weit zurück: Tesla sei ein einzigartiges Technologie-Wachstumsunternehmen auf Rädern, und ein Rücksetzer wie am Mittwoch „der normale Verlauf bei einer stark leerverkauften Aktie“. Wann Tesla wieder den Höchstkurs von Dienstag bei 968 Dollar erreichen werde, könne er nicht sagen, so Cramer. Aber wenn es so weit sei, „werden nicht mehr haufenweise Aktien darauf warten, abgestoßen zu werden“.