Bild: NHTSA
Elon Musk hat in der zurückliegenden Woche weitere Anhänger verloren. Nachdem er zuvor die AfD zur einzigen Chance für Deutschland erklärt hatte, griff er jetzt Ukraines Präsident sowie Astronauten an, was einigen früheren Fans zu weit ging. Dennoch war Musk auch in Sachen Elektroautos aktiv: Nach einem Treffen mit Indiens Premierminister hieß es, Tesla werde den überfälligen Start in dem Land kurzfristig umsetzen. Auf X lobte Musk zudem erneut den Cybertruck. Den breiten Start des Model Y in Europa und ein für Tesla negatives Autopilot-Urteil aus Deutschland kommentierte der CEO nicht. Und seine eigene KI ist der Meinung, dass niemand so viele Falschinformationen auf X verbreitet wie Musk.
Umstellung auf neues Model Y in Europa
Weltweit synchron werde im Februar die Produktion beginnen, hatte Musk Ende Januar erklärt, nachdem Tesla das aufgefrischte Model Y zunächst in Asien und dann im Westen vorgestellt hatte. Die Vermarktung erfolgt jedoch in unterschiedlichen Geschwindigkeiten. In Europa kann man das Model Y seit Freitag nur noch in der überarbeiteten Form bestellen, fast wie früher in drei unterschiedlichen Varianten. Die Performance-Version fehlt bislang, soll aber nach Tesla-Angaben noch in diesem Jahr folgen.
In den USA dagegen stand auch am Samstag noch das bisherige Model Y parallel zum neuen in einer speziellen „Launch Series“ mit einigen Extras zur Auswahl. Auf dem weltweit wichtigsten Elektroauto-Markt China wiederum gibt es wie in Europa nur noch überarbeitete Model Y zu bestellen. Hier hatte Tesla die Modellpflege schon Anfang des Jahres präsentiert und zwei unterschiedliche Ausführungen der Launch Series in seinen Konfigurator gestellt. Die offizielle Anmeldung ließ erkennen, dass in der Basis-Version jetzt ein etwas größerer Akku steckt. Die um etwa 10 Prozent erhöhte Reichweite beim kleinsten neuen Model Y für Europa spricht dafür, dass das nicht nur für China gilt.
Tesla kassiert deutsches Autopilot-Urteil
CEO Musk hatte bislang offenbar keine Zeit, um seine rund 220 Millionen X-Follower auf die Auffrischung des mit Abstand wichtigsten Elektroautos von Tesla hinzuweisen. Derlei Werbung überlässt er zunehmend anderen Managern, während er sich selbst als Berater von US-Präsident Trump immer stärker mit Politik beschäftigt. Auch eine Gelegenheit, sich wie früher über deutsche Regulierung zu beschweren, ließ Musk jetzt ungenutzt verstreichen: Im wohl ersten Urteil dieser Art stellte laut dem Handelsblatt das Landgericht Traunstein fest, dass Autopilot-Funktionen bei Tesla mangelhaft und nicht für gewöhnliche Verwendung geeignet seien.
Anlass für die Klage gegen Tesla war ein Phänomen gewesen, das viele Kunden nur zu gut kennen: die seit langem so genannten „Phantom-Bremsungen“, also teils heftige Bremsmanöver bei aktivierter Autopilot-Steuerung ohne erkennbaren Grund. Ein Gutachter in dem Prozess brach einen Autobahn-Test nach solchen Phantom-Manövern ab. Das Gericht urteilte jetzt, dass Tesla bei dem klagenden Kunden nachbessern muss. Seinem Anwalt reicht das jedoch nicht. In einem Berufungsverfahren will er erreichen, dass der Kläger vom Kauf zurücktreten kann oder ein neues Fahrzeug ohne Mängel bekommt.
Tesla Cybertruck mit Crash-Bestnoten
Immerhin eine für Tesla positive Nachricht war geeignet, Musk einen Kommentar auf X zu entlocken. Am Mittwoch veröffentlichte die US-Verkehrsbehörde Ergebnisse ihres Crashtests mit dem stählernen Pickup Cybertruck. Nach Angaben von Tesla ist auch dieses Elektroauto für maximale Sicherheit konstruiert, was wegen der scheinbar fehlenden Knautschzonen teils bezweifelt wurde. Beim unabhängigen Test der NHTSA aber (s. Foto oben) bekam der Cybertruck insgesamt und in den meisten Einzelkategorien die Bestnote von 5 Sternen.
Engineering Cybertruck for maximum safety pic.twitter.com/VGMCEnGm0R
— Cybertruck (@cybertruck) February 19, 2025
Der X-Account des Cybertruck ergänzte diese Informationen mit einem Video, in dem eigene Crashtests gezeigt und Maßnahmen zum Schutz der Passagiere bei Unfällen erklärt werden. Nach den Angaben darin ist die Wahrscheinlichkeit für eine Verletzung der Insassen und die Gefahr des Überschlagens bei dem Tesla niedriger als bei jedem anderen Pickup auf dem Markt. Den Tesla-Hinweis auf diesen Test-Erfolg kommentierte auf X auch Musk: Der Cybertruck sei „apokalyse-sicher“, wiederholte er ein Lob, das er vorher schon so ähnlich geäußert hatte.
Musk-Angriff auf Selenskyj und Astronaut
Ansonsten ging der Tesla-Chef in der zurückliegenden Woche weiter in seiner neuesten Rolle als Trump-Sparbeauftragter und Weltpolitiker auf. Kurz vor der deutschen Bundestagswahl warb er am Freitag erneut für die AfD, bei deren jüngstem Parteitag er als Video-Gast aufgetreten war. Außerdem zeigte er sich weiter treu an der Seite des neuen Präsidenten, selbst nachdem der erklärt hatte, Ukraines Präsident Selenskyj sei ein Diktator, und sich für einen Waffen-Stillstand nach weitgehend russischen Vorstellungen stark machte. Darauf stieg auch Musk ein. Zwar wiederholte er nicht direkt Trumps Diktator-Vorwurf, behauptete aber, Selenskyj betreibe eine riesige Korruptionsmaschine, die mit toten ukrainischen Soldaten betrieben werde.
Schon das reichte manchen ehemaligen Anhängern vor allem in Europa, um sich von Musk abzuwenden, wie sie auf X wissen ließen. Zusätzlich fing der Tesla-Chef am Donnerstag Streit mit einer allgemein beliebten Berufsgruppe an: Astronauten, wie er sie mit SpaceX selbst ins All und wieder zurück bringt. Der Anlass dafür war, dass ihn ein ehemaliger ISS-Kommandant der Lüge bezichtigte, nachdem Musk behauptet hatte, die Rückholung zweier US-Astronauten von der Raumstation sei von der Biden-Regierung aus politischen Gründen verzögert worden.
You are fully retarded.
SpaceX could have brought them back several months ago.
I OFFERED THIS DIRECTLY to the Biden administration and they refused.
Return WAS pushed back for political reasons.
Idiot.
— Elon Musk (@elonmusk) February 20, 2025
Daraufhin bezeichnete Musk den europäischen Astronauten als „völlig zurückgeblieben“ und „Idiot“. Der so Angegriffene wurde jedoch in Schutz genommen von einem US-Kollegen, der ihn einen der kompetentesten, vertrauenswürdigsten und ehrlichsten Menschen nennte, den er je getroffen habe. Der Tesla-Chef blieb bei seinem „Idiot“-Urteil und griff dann noch den Bruder des US-Astronauten an. Keine Replik von ihm kam aber zunächst auf einen weiteren Astronauten-Kommentar dazu: Musk solle sich erst einmal trauen, selbst in eine Rakete zu steigen, bevor er mitreden könne, schrieb Mark Kelly, früherer Navy- und Nasa-Mitarbeiter sowie Ehemann einer demokratischen US-Senatorin.
Doch bald Tesla-Start in Indien?
Möglicherweise von Musk selbst vorbereitet, zeichnete sich unterdessen ein baldiger Marktstart von Tesla im riesigen, aber relativ armen Indien ab. Den hatte der CEO ab 2020 wiederholt als kurz bevorstehend dargestellt, bis er im vergangenen April einen Besuch absagte und es hieß, der Tesla-Start in Indien sei bis auf weiteres verschoben. Mitte Februar aber traf er sich in Washington mit dem Premierminister des Landes – und danach berichteten lokale und internationale Medien, dass Tesla doch kurzfristig Elektroautos dort anbieten will. Dafür spricht unter anderem, dass derzeit Mitglieder für ein Indien-Team und Standorte in wichtigen Städten gesucht werden.
Über Details des Indien-Eintritts wird offenbar noch verhandelt. Bislang scheute Tesla unter anderem hohe Import-Zölle, doch daran könnte sich im Rahmen eines allgemeinen Handelsabkommens mit der neuen US-Regierung etwas ändern. Schon jetzt sind Import-Erleichterungen für ausländische Auto-Hersteller vorgesehen, wenn sie gleichzeitig Investitionen zusagen. Darauf könnte auch Musk setzen. Allerdings zeigte sich sein Präsident nicht begeistert von dieser Aussicht: Eine Fabrik in Indien sei möglicherweise hilfreich für Tesla, aber unfair gegenüber den USA, „sehr unfair“, sagte er in einem Interview am Dienstag.
KI: Meiste Falschinfos von Musk
Während er auf den breiten Europa-Start des neuen Model Y wie erwähnt nicht einging, zeigte sich Musk auf X weiter begeistert von seinem jüngsten Unternehmen, dem KI-Startup xAI, das er Mitte 2023 gegründet hatte. Schneller als Tesla baute es ein riesiges Rechenzentrum mit Nvidia-Prozessoren auf, um das Sprachmodell Grok zu trainieren. Am Montag wurde wie von Musk angekündigt die dritte Version davon freigeschaltet, nach seinen Angaben „die intelligenteste KI der Welt“. Ein Sprachmodus soll folgen – erste Kostproben der künstlichen Standard-Stimme hörten sich nach dem xAI-Gründer an.
Musk bezeichnete Grok 3 auf X als „so based“ und führte als Beispiel dafür die Meinung des Modells zu der US-Publikation The Information an, die schon mehrmals exklusiv über Tesla-Entwicklungen berichtet hat. Wie die meisten etablierten Medien sei auch sie „Müll“, befand die KI – gefiltert, voreingenommen und an den Interessen von Gründern oder Redakteuren orientiert. Auch das klingt nach Musk. Allerdings nimmt sein neuestes Werk auch kein Blatt vor den Mund, wenn es um den Chef selbst geht: Die Frage danach, wer am meisten Falschinformationen auf X verbreite, beantwortete Grok 3, gebeten um eine einfache Antwort, mit „Elon Musk“.
Tesla-Chef gegen die X-Mehrheit
Solchen Vorwürfen hat Musk bislang entgegengehalten, sogar er selbst sei auf X Korrekturen durch einfache Nutzer unterworfen. Über die Funktion Community Notes können sie Kontext zu einem Beitrag vorschlagen, und wenn er genügend Unterstützung findet, wird er direkt darunter angezeigt. Am Donnerstag jedoch schrieb Musk, diese Möglichkeit werde von Regierungen und Medien zunehmend manipulativ genutzt, und das werde man beheben.
Anlass dafür war eine Community Note, die auf hohe Beliebtheitswerte von Zelenskyj in der Ukraine hinwies. Das sei vollkommen offensichtlich unglaubwürdig, weil die Befragung von dem Präsidenten selbst gesteuert gewesen sei, überstimmte Musk die X-Mehrheitsmeinung in dieser Frage.