Elon Musk scheint wie viele andere Menschen zu wollen, dass der von Russland begonnene Krieg gegen die Ukraine schnell endet. Als die Invasion in diesem Februar begann, stellte er sich mit Lieferungen von Starklink-Empfängern und Tesla-Akkus dafür klar auf die Seite des angegriffenen Landes, wofür er viel Sympathie bekam. Im März befremdete der Tesla- und SpaceX-CEO bereits mit einer Herausforderung zu einem persönlichen Zweikampf an Russlands Präsident Putin um die Ukraine, was die meisten Politiker großzügig ignorierten. Jetzt aber wagte Musk einen neuen Vorstoß – für den er auf Twitter geradezu verprügelt wurde.
Tesla-Chef Musk für Ukraine-Referenden
Ohne erkennbaren Anlass zählte der Tesla-Chef am Montag seine Vorschläge zur schnellen Beendigung des Krieges auf und machte eine Ja/Nein-Abstimmung daraus: In den von Russland annektierten Gebieten solle es eine Abstimmung unter Aufsicht der UN darüber geben, zu welchem Land die Bevölkerung gehören will. Die besetzte Krim solle offiziell Teil von Russland werden, wie sie es ab 1783 gewesen sei. Die Wasser-Versorgung der Halbinsel solle zugesichert werden und die Ukraine neutral bleiben.
So also stellte sich Musk die Lösung für den Ukraine-Krieg vor, und anfangs fand sich auch eine Mehrheit dafür in seiner Twitter-Umfrage. In der Nacht auf Dienstag schlug das Verhältnis allerdings um. Der Tesla-Chef sah dahinter „die größte Bot-Attacke, die ich je erlebt habe“. Nach den Antworten auf seine Vorschläge zu urteilen, die zum Teil mehr Likes bekamen als Musks eigene Nachricht, kam die Idee aber eher schlicht nicht gut an.
Ukraine-Russia Peace:
– Redo elections of annexed regions under UN supervision. Russia leaves if that is will of the people.
– Crimea formally part of Russia, as it has been since 1783 (until Khrushchev’s mistake).
– Water supply to Crimea assured.
– Ukraine remains neutral.
— Elon Musk (@elonmusk) October 3, 2022
Denn die Überlegung dahinter ähnelt der, mit der sich schon der deutsche Philosoph Richard David Precht für manche Beobachter unmöglich gemacht hat: Russland sei so stark, dass ein Sieg der Ukraine unwahrscheinlich sei und verheerende Todeszahlen auf beiden Seiten die Folge seien, erklärte der Tesla-Chef in einer weiteren Nachricht. Wem das Land am Herzen liege, der müsse deshalb Frieden anstreben. Mit der Bereitschaft, die Krim abzugeben und sich an das Ergebnis eines Referendums zu halten, verlangte er also von der Ukraine, sich der Macht des vermeintlich Stärkeren zu beugen.
Ex-Botschafter wird noch undiplomatischer
Was Vertreter des bislang unbeugsamen Landes davon halten, haben sie schon mehrere Male deutlich gemacht – und auch Musk bekam das in Reaktionen auf Twitter zu hören. Der Präsidenten-Berater Mychaljo Podoljak blieb noch höflich und präsentierte einen Gegenvorschlag, der darin bestand, dass die Ukraine die besetzten Gebiete einschließlich Krim befreit und Russland demilitarisiert wird; am Dienstagmorgen hatte er 92,2 Prozent Zustimmung dafür. Der frühere Deutschland-Botschafter des Landes, den seine zunehmend undiplomatischen Äußerungen in diesem Juli schon den Job kosteten, wurde deutlicher: Seine Antwort an Musk laute „Fuck off“, schrieb er. Kein Ukrainer werde jetzt jemals noch seinen „verdammten Tesla-Mist“ kaufen.
Die Welle der ukrainischen Sympathie für Musk scheint also beendet, auch wenn seine Starlink-Terminals und Powerwalls dort immer noch Militär wie Zivilbevölkerungen helfen dürften.