Bild: Ford
Manche Elektroauto-Fahrer vermissen den kernigen Sound von Verbrennern so sehr, dass sie sich nachträglich eine Lautsprecher-Anlage für seine Simulation installieren lassen – so etwas gibt es auch für Tesla und merkwürdigerweise auch nach außen statt nur innen gerichtet. Ebenso fangen Konkurrenten von Tesla an, ihren Elektroautos ab Werk künstliche Motor-Sounds mitzugeben, zum Teil ebenfalls für die Außenwelt. Dazu gehört auch Ford mit seinem noch recht neuen Mustang Mach-E. Und mit Blick auf einen anderen Sinn hat dieses Unternehmen die Verbrenner-Nostalgie jetzt auf eine geradezu absurde Spitze getrieben.
Benzin-Parfüm für Elektroauto-Umsteiger
Die Idee ist so merkwürdig, dass in ersten Berichten darüber vielfach der Verdacht eines Scherzes geäußert wurde. So etwas hatte auch Volkswagen USA in diesem Jahr in einem Elektroauto-Zusammenhang versucht, aber das war immerhin zum 1. April. Ebenso wie VW damals seinen Scherz scheint aber jetzt der US-Hersteller seine Neuigkeit ernst zu meinen: „Ford entwickelt Parfüm – Benzin-Fans kommen mit dem vollelektrischen Mustang Mach-E GT nicht zu kurz“, lautet der deutsche Titel einer am Donnerstag in mehreren Sprachen veröffentlichten Pressemitteilung.
Eine nicht näher beschriebene Umfrage im eigenen Auftrag habe ergeben, dass 20 Prozent der Umsteiger auf ein Elektroauto nichts stärker vermissen würden als den Benzin-Geruch, erklärt Ford zur Motivation für seinen Branchen-Seitensprung. Zusammen 70 Prozent der Befragten würde er zumindest etwas fehlen. Damit sei ein Hauch Benzin in der Luft beliebter als Wein oder Käse und werde als fast so angenehm empfunden wie frische Bücher. Aus diesem Grund habe man zusammen mit Experten das Parfüm namens Mach-Eau entwickelt, das am vergangenen Wochenende bei der Auto-Veranstaltung Goodwood Festival of Speed präsentiert worden sei.
Zu diesen Informationen gibt es Bilder von proberiechenden Personen in oder nahe an einem Mustang Mach-E (s. oben). Wie das Elektro-Eau bei ihnen ankam, verrät Ford nicht, erklärt aber, dass es erstens nicht verkauft wird und zweitens gar nicht nach Benzin riecht.
Ausgangspunkt dafür waren laut der Mitteilung die Chemikalien, die von Auto-Innenräumen, Motoren und Benzin emittiert werden. Konkret werden Benzaldehyd als mandelartiger Innen-Duft und Parakresol genannt, das die Gummi-Note von Reifen ausmache. Hinzu kommt aber weder Benzin in flüssiger oder gar verbrannter Form noch ein direkter Geruchsersatz dafür, sondern blauer Ingwer, Lavendel, Geranium und Sandelholz. Dadurch sollen am Ende auch „rauchige“ Akzente in dem Elektroauto-Parfüm enthalten sein, das zusätzlich als Erinnerung an das Erbe des Ford Mustang eine „animalische“ Note bekam.
Tesla-Marketing geschickter als bei Ford
Zu verstehen ist das laut Ford als Teil der Mission, verbreitete Vorurteile gegenüber Elektroautos zu widerlegen. Wie genau das mit einem Parfüm für die Freunde von Benzin-Geruch funktionieren soll, das nach einem Elektroauto benannt ist und offenbar wie jedes Auto beliebigen Antriebs nach jungem Plastik und Reifen (plus einem Schuss Tier) riecht, lässt sich den langen Erläuterungen dazu nicht entnehmen.
Wie es aussieht, hat Ford also zwar anders als Volkswagen USA mit der angeblichen Voltswagen-Umbenennung keinen Scherz versucht, aber einen recht bemühten Marketing-Gag veranstaltet. So etwas sorgt offensichtlich für Aufmerksamkeit und Erwähnungen, aber ähnlich wie aktuell bei Elektroautos selbst scheint Tesla darin geschickter als Ford. Zum Beispiel hat das Unternehmen vor kurzem mit Tequila unter der eigenen Marke einen ähnlichen Ausflug in eine nur entfernt verwandte Branche gemacht. Auch darüber wurde viel berichtet, aber anders als das Ford-Parfüm wird der Tesla Tequila mit der Blitz-Flasche teuer verkauft, in Europa sogar ohne den Inhalt.