Schon zu Beginn vergangener Woche fragten sich Twitter-Beobachter, warum eigentlich immer noch einige hundert Model S auf einem Parkplatz nahe der Tesla-Fabrik Fremont in Kalifornien stehen, obwohl Mitte Juni nach einer langen Verzögerung seit der Vorstellung im Januar die Auslieferungen begonnen hatten. Am Freitag kam dann die wahrscheinliche Erklärung dafür: Tesla hat weitere Übergaben des neuen Model S an Kunden wohl schon vor etwa zwei Wochen unterbrochen. Aktualisierung: Kaum hatte sich diese Nachricht herumgesprochen, war sie offenbar auch schon wieder überholt (s. unten).
Tesla-Kunden berichten von Termin-Absagen
Die Unterbrechung wurde durch Meldungen mehrerer Besteller in Internet-Foren bekannt. Relativ gleichlautend berichteten sie, dass Tesla schon festgelegte Termine für die Übergabe von Model S kurzfristig absagte oder ausfallen ließ. Schon in verschiedenen Service-Centern wartende Fahrzeuge sollen dort bis auf weiteres bleiben. Ein Mitglied des Forums Reddit veröffentlichte eine Nachricht, die von Tesla in Austin stammen soll. Das Model S durchlaufe aktuell eine Inspektion nach frisch aktualisierten Standards, heißt es darin ohne nähere Angaben. Man werde einen neuen Liefer-Termin planen, wenn dieser Prozess abgeschlossen sei.
Laut einem weiteren Betroffenen soll das Technik-Team aus Fremont alle Service-Center in den USA aufgefordert haben, keine Model S auszuliefern und auf weitere Instruktionen zu warten. Das Team bei ihm vor Ort wisse nichts über Art oder Ausmaß des Problems, schrieb er. Es könne mit Hardware ebenso zu tun haben wie mit Software. Laut dem Blog Electrek bekamen Kunden unterschiedliche Aussagen von Tesla. Meist sei aber erwähnt worden, dass es eine „hold“-Anweisung für das Model S gibt.
Nachdem schon die ersten Auslieferungen bis Juni statt Februar auf sich warten ließen, stellt sich die Frage, woran das liegt und ob der Grund immer noch der gleiche ist. Im April sagte CEO Elon Musk, Tesla habe viel an dem Akku für das neue Model S (und Model X) arbeiten müssen, damit er sicher ist. Das sei schwieriger gewesen als erwartet. Die dann für Anfang Juni angekündigte Veranstaltung zur Auslieferung der ersten Model S wurde kurz vorher verschoben. Es brauche noch eine weitere Woche Optimierungen, erklärte Musk dazu.
Model S wegen Plaid-Brand gestoppt?
Als dann tatsächlich die ersten 25 Model S in der Plaid-Version übergeben wurden, schienen die Probleme gelöst. Für das ganze zweite Quartal gab Tesla kurz darauf zudem 1890 Auslieferungen seiner Premium-Elektroautos bekannt, also aktuell nur des Model S. Fast gleichzeitig wurde allerdings ein schwerer Brand eines Model S Plaid gemeldet, der nach Angaben von Rechtsanwälten mitten in der Fahrt ausbrach. Der Profi-Anleger @TaylorOgan, häufig kritisch, aber nach eigenen Angaben in Tesla investiert, schrieb schon vergangene Woche, ihm sei gesagt worden, dass sein bestelltes Model S Plaid wegen dieses Brandes wohl erst im nächsten Jahr kommen werde.
I do have to admit, Tesla told me today that I likely won’t take delivery of my Plaid until next year, due to the Pennsylvania Plaid battery fire causing “significant” delays. Too bad. I’ll likely be living in China before I could get my Plaid. https://t.co/0mGOgCXYnx
— Taylor Ogan (@TaylorOgan) July 18, 2021
Dem wurde zunächst nicht viel Glauben geschenkt, aber mit den vermehrten Meldungen bis Freitag fühlte sich @TaylorOgan bestätigt. Allerdings schien zunächst niemand außer ihm die Erklärung mit dem Fall des brennenden Tesla bekommen zu haben. Auf Reddit berichteten stattdessen mehrere Besitzer neuer Model S von kleineren Problemen mit der teilweise neuen Nutzer-Oberfläche. Diese wären bei Tesla aber im Zweifelsfall durch ein Funk-Update nach der Auslieferung zu lösen, sodass diese Erklärung nicht sehr wahrscheinlich klingt.
Aktualisierung: Was auch immer der Auslöser für die Pause bei der Auslieferung von Model S war, das Problem scheint behoben zu sein. Über das Wochenende meldeten mehrere Besteller in sozialen Medien wie zuvor die Unterbrechung, dass sie jetzt Termine für die Übergabe ihres Tesla bekommen hätten. Die US-weite Sperre sei aufgehoben worden, hieß es dazu. Mindestens ein Kunde soll gesagt bekommen haben, dass vorher ein Firmware-Update nötig gewesen sei.