Trotz mehrerer Informationsveranstaltungen, Einladungen in die Fabrik und Unterstützung durch die Politik ist es Tesla nicht gelungen, in der lokalen Bevölkerung eine Mehrheit für die Erweiterung seines deutschen Gigafactory-Geländes zu gewinnen: Am Dienstag gab die Gemeinde Grünheide das Ergebnis einer schriftlichen Bürger-Befragung zu dem Thema bekannt, laut dem sich 3499 von insgesamt 5811 Abstimmenden gegen die Tesla-Pläne aussprachen. Das entspricht einem Anteil von 60 Prozent, während sich 32 Prozent dafür entschieden (der Rest waren ungültige Stimmen). Das Bürger-Votum ist nicht bindend, doch Mitglieder der Gemeinde-Vertretung hatten im Vorfeld erklärt, sich daran halten zu wollen.
Grünheider Bevölkerung gegen Tesla-Pläne
Abstimmungsberechtigt waren laut Berichten lokaler Medien knapp 7700 Personen ab 16 Jahren aus Grünheide selbst und den fünf weiteren zu dieser Gemeinde gehörenden Ortsteilen. Die Beteiligung war mit rund 75 Prozent hoch. „Sollen weitere 100 ha Wald (im Landschaftsschutzgebiet) in der Gemarkung Grünheide (Bebauungsplan Nr. 60) in eine Industriefläche umgewandelt werden, die für Logistik, Lagerhaltung und soziale Gebäude genutzt werden?“, hatte die per Brief gestellte Frage der Gemeinde-Vertretung gelautet, zu beantworten mit einem Kreuz bei Ja oder Nein.
Grundsätzlich hatte sich die Vertretung schon dazu entschieden, den in der Frage angesprochenen Bebauungsplan Nr. 60 wie von Tesla gewünscht aufzustellen. Er umfasst etwa 120 Hektar Fläche östlich angrenzend an das bereits für die deutsche Gigafactory genutzte Grundstück, die zum Teil in einem Landschaftsschutzgebiet liegt und bewaldet ist. Tesla will die Erweiterung unter anderem für einen Güter-Bahnhof und mehr Lagerplatz nutzen. Nach Angaben des Unternehmens wäre sie erforderlich, um die Straßen um die Fabrik in Grünheide von Lkw-Verkehr zu entlasten und um logistische Engpässe zu verhindern.
Das ist das finale Ergebnis. pic.twitter.com/4E5hxZ8dHA
— GrünheideForFuture (@Gruenheide4futr) February 20, 2024
Wie eine Übersicht der Initiative „Grünheide für Future“ auf X zeigt, lehnte in allen sechs Ortsteilen eine Mehrheit die Erweiterungspläne ab, am knappsten in Mönchwinkel mit 82 zu 103 Stimmen. Auf den laufenden Betrieb in der Gigafactory bei Berlin, genehmigt vor knapp zwei Jahren mit einer Kapazität von 500.000 Model Y pro Jahr, dürfte das negative Votum der lokalen Bevölkerung keine Auswirkungen haben. Vor kurzem hat sie nach Angaben des Werksleiters eine Rate von 6000 Model Y in einer Woche erreicht, hochgerechnet gut 300.000 pro Jahr. Im aktuellen Quartalsbericht gibt Tesla die jährliche Kapazität mit 375.000 Model Y an.
Gigafactory-Kapazität soll sich verdoppeln
Dass zu den derzeitigen rund 300 Hektar Gigafactory-Gelände die östliche Erweiterung hinzukommen soll, wurde erstmals im Mai 2022 bekannt, also schon kurz nach dem offiziellen Produktionsstart. Ein weiteres halbes Jahr später kam die erste Bestätigung dafür, dass es bei der Kapazität von 500.000 Model Y aus Grünheide pro Jahr nicht bleiben soll – der Landkreis Oder-Spree erwähnte eine Erhöhung auf das Doppelte, wie Tesla sie inzwischen bestätigt und teils beantragt hat. Die Produktionsgebäude dafür sollen auf dem bisherigen Gelände entstehen, aber für ihre Versorgung war auch die zusätzliche Fläche im Osten vorgesehen.