Auch ohne weitere Aktien-Verkäufe durch CEO Elon Musk (jedenfalls wurden nach den Meldungen über 19,5 Millionen vergangene Woche zunächst keine bekannt) kommt Tesla an der Börse bislang nicht wieder in Gang. Am Dienstag schaffte die Aktie zumindest ein Plus von rund 2 Prozent auf 194,42 Dollar, liegt damit aber immer noch mehr als 50 Prozent unter dem Hoch von November 2021. Gedrückt wird Tesla an der Börse laut der Investmentbank Morgan Stanley derzeit sowohl von Twitter- als auch von Konjunktur-Sorgen. Dadurch könne der Kurs noch ein gutes Stück weiter sinken – aber auch eine Kauf-Gelegenheit entstehen.
Twitter und China-Sorgen belasten Aktie
Vor allem seit sich die Ende Oktober vollzogene Twitter-Übernahme konkretisierte, hat die Tesla-Aktie an der Börse verloren – und vergangene Woche trug CEO Musk kräftig dazu bei, indem er selbst noch einmal für knapp 4 Milliarden Dollar verkaufte. Zusätzlich wird die Aktie von ungewohnten geschäftlichen Sorgen belastet: Im dritten Quartal wurden etwa 22.000 weniger Elektroautos ausgeliefert als produziert. Finanzchef Zach Kirkhorn informierte Ende Oktober, dass Tesla die vorige Prognose von 50 Prozent Wachstum in 2022 wohl knapp unterschreiten wird.
Manche Analysten verlieren angesichts der Twitter-Querelen schon die Geduld mit Tesla-Chef Musk. Adam Jonas als Leiter des Auto-Teams bei Morgan Stanley aber bezeichnet die aktuell denkbar schlechte Stimmung für Tesla in einer Kurzstudie, die auf Reddit veröffentlicht wurde, als mögliche Kauf-Gelegenheit. Erst einmal könne die Aktie allerdings noch weiter bis auf etwa 150 Dollar fallen. Gegenüber dem Kurs-Rekord im vergangenen November wären das fast zwei Drittel Verlust.
Dazu könnte es laut Jonas kommen, wenn die Image-Belastung für Tesla durch Twitter anhält und sich die Nachfrage nach Elektroautos in China abschwächt. In dem Land hatte Tesla vor kurzem die Preise für Model 3 und Model Y gesenkt, und Gerüchte über einen deutlich stärkeren nächsten Schritt nach unten kursieren. Mit einer ähnlichen Entwicklung ist nach Einschätzung des Analysten im Westen zu rechnen: Man solle sich auf Preis-Senkungen in Europa einstellen, sobald die deutsche Gigafactory eine Produktion von 5000 Model Y pro Woche übersteigt, schreibt er. Für die USA sei im ersten Halbjahr das Gleiche zu erwarten.
Tesla-Kurs könnte auf „Value“-Niveau fallen
Der vorherige Aufstieg von Tesla zu einer „tera cap“-Aktie, also einer Marktkapitalisierung von mehr als einer Billion Dollar, war laut Jonas möglich, weil Anleger darauf vertrauen konnten, dass das Wachstum des Unternehmens mit Elektroautos und Energie-Produkten von einem guten Konjunktur-Umfeld unterstützt werde. Diese Zuversicht werde derzeit auf die Probe gestellt, was wohl bis Ende des Jahres so bleiben werde.
So kommt Jonas zu seiner Prognose, dass der Tesla-Kurs noch bis auf 150 Dollar fallen könne. Das Kursziel von Morgan Stanley blieb aber bei unverändert bei 330 Dollar. Denn auf dem niedrigeren Niveau würde die Aktie laut der Einschätzung „exzellenten Value“ bieten, wenn man berücksichtigt, dass das Unternehmen sich selbst finanziere, den Umsatz um 20-30 Prozent steigere und bestens positioniert sei, um von einer Umstellung der USA auf erneuerbare Energie im großen Maßstab zu profitieren.