Amin A. ist nach den Angaben in seinem Twitter-Profil Software-Entwickler im Autopilot-Team bei Tesla, und wenn das stimmt, dann ist er Ende dieser Woche entweder ziemlich aus der Reihe getanzt, oder bei seinem Arbeitgeber hat sich etwas verändert. Normalerweise hat dort allein CEO Elon Musk auch das öffentliche Sagen, doch am Freitag begann @armanthehacker, Informationen zur bevorstehenden Erweiterung des Beta-Tests der neuesten Autopilot-Software FSD zu verbreiten. Dabei erweckte er stark den Eindruck, tatsächlich für Tesla zu arbeiten. Außerdem korrigierte er Musk und schrieb, mit der aktuellen Hardware in den Elektroautos des Unternehmens sei voll autonomes Fahren nicht möglich.
Aktualisierung: Nach knapp zwei Tagen wurde der angebliche Tesla-Insider als Aufschneider enttarnt, und er hat sein Twitter-Konto gelöscht. Offenbar hat ein Jugendlicher mit einigen Elektroauto-Interesse die halbe Twitter-Welt vorübergehend in die Irre geführt.
„Definitiv“ neue Hardware bei Tesla
Das steht in Widerspruch zu Aussagen des CEO, der wiederholt erklärt hat, für Autonomie auf der höchsten Stufe 5 (ein Auto fährt überall dort selbstständig, wo es auch ein Mensch könnte) seien bei Tesla nur noch Software-Verbesserungen nötig. Die aktuelle Hardware mit Kameras und dem selbst entwickelten FSD-Computer dagegen reiche nach seiner Überzeugung für Level 5 bereits aus, sagte Musk zum Beispiel bei einer Konferenz im vergangenen Juli. Noch in diesem August bei Teslas KI-Tag erklärte er, die FSD-Hardware genüge, um autonom 200-300 Prozent sicherer zu fahren, als es durchschnittliche Menschen können.
Allerdings bestätigte Musk auch, dass eine neue Generation des Computers geplant ist, und nannte das sogar „offensichtlich“. Nach aktuellen Gerüchten wird Samsung die Produktion des FSD2- oder HW4-Chips dafür übernehmen und er soll ab dem zweiten Quartal 2022 verbaut werden. Laut Musk will Tesla damit den Abstand von Computern vor Menschen weiter vergrößern. Aber @armanthehacker erklärte jetzt auf Twitter, für autonomes Fahren auf Level 5 werde auf jeden Fall die neue Hardware gebraucht.
https://twitter.com/armanthehacker/status/1441613981307736066
„Für Level 5 ja“, beantwortete er die Frage, ob Teslas mit dem aktuellen FSD-Computer (auch als HW3 bezeichnet) für uneingeschränkt selbstständiges Fahren eine Umrüstung auf HW4 benötigen werden. Die gesamte Autonomie-Branche habe „gravierend unterschätzt“, wie viel Rechenkraft zur Auswertung von Kamera-Bildern gebraucht werde, schrieb der selbsterklärte Autopilot-Entwickler außerdem freimütig.
Entwickler gibt Musk Tipp auf Twitter
Vorher hatte er Musk auf Twitter fast schon zurechtgewiesen. Nicht jeder werde noch am Freitag den „Beta-Button“ bekommen, auf den die halbe Tesla-Welt an dem Tag wartete, schrieb @armanthehacker. „Elon sollte wirklich twittern, damit die Leute nicht wachbleiben“, empfahl er dem CEO, der am Nachmittag die Verbreitung der Software mit der FSD-Bestellmöglichkeit für die Nacht auf Samstag angekündigt hatte.
https://twitter.com/armanthehacker/status/1441592879512580096
Alle diese Nachrichten von Amin A. waren am deutschen Samstagabend auf Twitter noch zu lesen. Dabei schien keine darunter zu sein, in der er auf die mehrfachen Nachfragen eingeht, ob er denn wirklich bei Tesla arbeite. Allerdings gab er mehrere weitere Auskünfte zu aktuellen und zukünftigen Autopilot-Fragen, die sich zumindest kompetent und gut informiert anhören. Unter anderem ließ @armanthehacker noch wissen, dass Tesla wohl keine zusätzlichen Kameras in seine schon verkauften Elektroautos einbauen werde. Andere Optiken an den bestehenden Positionen seien aber eine Option, um das Sichtfeld zu vergrößern. So viel Offenheit ist bei Tesla, wenn sie denn wirklich von dort ausging, eine große Ausnahme. Den Twitter-Account sollte man auf jeden Fall im Auge behalten – und sei es nur um zu sehen, wie er verschwindet oder wieder leiser wird.