Zum ersten Mal seit zwei Jahren haben sich die Auslieferungen bei Tesla im zweiten Quartal dieses Jahres gegenüber dem Vorquartal nicht erhöht, sondern gingen um rund 18 Prozent zurück. Nach dieser Meldung von Anfang Juli brach die Aktie aber nicht etwa ein, denn wegen der zeitweisen Schließung der Gigafactory in China war eine Abnahme in dieser Größenordnung erwartet worden. Im Juni erreichte Tesla dort zudem anschließend einen neuen Rekord in der Produktion. Und eine Anlage-Firma hat jetzt ausgerechnet, wie hoch sie ohne die mehrwöchigen Einschränkungen in China insgesamt ausgefallen wäre.
Tesla-Wachstum ohne China-Effekt erhöht
Mit den 254.695 Auslieferungen in Q2 2022 hatte Tesla die zuvor gesenkten Analysten-Erwartungen knapp erfüllt, und auch die Produktion war mit 28.580 rund 15 Prozent niedriger als zu Beginn des Jahres. Denn die wichtige Fabrik in China war von Ende März bis in die zweite April-Hälfte wegen eines Corona-Lockdowns komplett geschlossen und konnte dann zunächst nur begrenzt wieder produzieren. Dadurch fehlten Tesla in dem Quartal rund 85.000 Elektroautos, hat jetzt die Anlage-Firma Loup Ventures berechnet, die seit langem in das Unternehmen investiert.
In einer Kurzanalyse von Ende vergangener Woche geht Loup davon aus, dass diese zusätzlich produzierten Elektroautos auch im selben Quartal hätten verkauft werden können. Statt knapp 255.000 hätte es dann rund 340.000 Tesla-Auslieferungen in Q2 gegeben, heißt es darin. Das wäre mit einem Plus von rund 10 Prozent im Vergleich zu Q1 ein neuer Rekord gewesen. Gleichzzeitig hätte es gegenüber dem zweiten Quartal im Vorjahr ein Wachstum um 69 Prozent statt knapp 27 Prozent bedeutet – ungefähr der gleiche Wert wie von Q4 2021 auf Q1 2022 mit einer Zunahme um 68 Prozent.
Das zeigt ungefähr, auf welchem Weg Tesla war, bevor der chinesische Corona-Lockdown einen Strich durch diese Wachstumsrechnung machte. Denn die Kapazität der Gigafactory in Shanghai liegt inzwischen weit über den rund 70.000 Model 3 und Model Y von Ende 2021, und im deutschen Grünheide sowie im US-Bundesstaat Texas sind neue Fabriken hinzugekommen. Alle zusammen erreichten nach Angaben von Tesla im Juni die höchste Produktion in der Geschichte des Unternehmens.
Abstand vor US-Autoherstellern nimmt zu
Laut Loup Ventures zeigen die um den China-Effekt bereinigten Q2-Zahlen zudem, dass das Wachstum von Tesla und damit der Abstand vor anderen Herstellern weiter zugenommen hat. In den USA hätten die acht wichtigsten davon im gleichen Zeitraum im Durchschnitt einen Rückgang um 23 Prozent verzeichnet. Somit habe sich Tesla eigentlich sogar um 91 Prozent schneller entwickelt als die Branche und dieser Tempo-Unterschied habe gegenüber Ende 2021 und Anfang 2022 sogar noch zugenommen. Zwar sei ein Vergleich von globalen Zahlen bei Tesla und US-Werten bei anderen Herstellern nicht ganz passend, räumt Loup ein. Dennoch seien die Daten nützlich, um sich das Ausmaß der Diskrepanz vor Augen zu führen.