Nach den von Tesla gemeldeten neuen Rekord-Zahlen bei Auslieferungen und Produktion in 2020 richtet sich die Aufmerksamkeit auf die Zukunft des Elektroauto-Pioniers. „Tesla hat die Formel, die Verbraucher wollen“, stellt die lange investierte Anlagefirma Loup Ventures in einem aktuellen Kommentar fest. Im neuen Jahr werde es darum gehen, diese Nachfrage mit mehr Produktionskapazität zu bedienen. Mehr als 40 Prozent Wachstum in 2021 traut Loup Ventures Tesla vor diesem Hintergrund nicht zu – erwartet aber, dass traditionelle Autohersteller in den nächsten zehn Jahren schwerste Probleme bekommen werden.
Zurückhaltende Tesla-Prognose für 2021
Exakt 499.550 Elektroautos hat Tesla im Jahr 2020 ausgeliefert und sogar 509.737 produziert, wie das Unternehmen am vergangenen Wochenende mitteilte. Zu Jahresbeginn hatte CEO Elon Musk die runde Marke von 500.000 als Ziel ausgegeben, das wegen der dann ausbrechenden Coronavirus-Pandemie weithin als unerreichbar galt. Erst in den letzten Tagen 2020 wurde zunehmend klar, dass es doch noch zu schaffen war, unter anderem weil Musk das in einer internen E-Mail verkündete.
Die knapp 181.000 Auslieferungen im vierten Quartal 2020 bedeuteten, dass Tesla seinen eigenen Rekord von einem Jahr zuvor noch einmal um 61 Prozent überboten hat. Allerdings erwartet Loup Ventures nicht, dass es im neuen Jahr in diesem Tempo weitergeht. Das Problem sei nicht die Nachfrage, sondern die Produktionskapazität, schreibt die Anlagefirma in ihrem Kommentar. Für 2021 sei deshalb mit einer Zunahme der Tesla-Auslieferungen um etwa 40 Prozent zu rechnen, gerundet 700.000 Elektroautos also.
Diese Prognose ist vorsichtiger als der aktuelle Konsens am Markt, wie Loup Ventures selbst festhält. Im Durchschnitt werde aktuell mit 785.000 Teslas in 2021 gerechnet, also mit etwa 57 Prozent Wachstum. Tesla selbst hat sich dazu noch nicht geäußert. Einem Analysten, der in einer Telefonkonferenz 810.000 bis 1 Million Auslieferungen vorschlug, sagte CEO Musk im Oktober 2020 nur, er liege „nicht weit daneben“. Genauere Aussagen sollen mit den Geschäftszahlen für Q4 und das Gesamtjahr 2020 folgen.
Noch zehn Jahre für alte Autohersteller?
Unabhängig von der kurzfristig vorsichtigeren Einschätzung aber sieht Loup Tesla „bestens positioniert, um das nächste Jahrzehnt über einen global führenden Elektroauto-Marktanteil zu haben“. Für traditionelle Autohersteller lasse das nur zwei Optionen: Sie könnten hinsichtlich Reichweite und Funktionen ebenbürtige Elektroautos herausbringen, die dann aber 10-25 Prozent teurer würden als bei Tesla, mit der Folge von Marktanteilsverlusten. Oder sie subventionieren diese Fahrzeuge – was aber angesichts schon schmaler Gewinnmargen auf einen Verlust mit jedem Verkauf hinauslaufe.
Beide Möglichkeiten klingen nicht sehr attraktiv. Und tatsächlich sieht Loup schon ein unschönes Ende zumindest für manche etablierten Hersteller kommen: „Logisch zu Ende gedacht, sind wir der Meinung, dass Auto-Unternehmen, die seit mehr als 50 Jahren existieren, letztlich (in zehn Jahren von heute) gezwungen sein werden, sich zu restrukturieren oder aufzugeben.“