Wenn Apple irgendwann ein eigenes Elektroauto ankündigt oder gleich vorstellt, könnte die Reaktion in etwa so sein wie am Donnerstag, als Tesla-Elon Musk das neue Model S Plaid aus seinem Haus präsentierte: Es ist spektakulär, aber fällt damit gar nicht mehr richtig auf, weil schon im Vorfeld so viel darüber bekannt war. Bei Apple ist der Nachrichten-Fluss im Vergleich dazu deutlich dünner, aber auch hier werden immer wieder Häppchen über angeblich laufende Elektroauto-Vorbereitungen berichtet. Und die letzten zwei lassen kaum einen Zweifel mehr daran, dass so etwas wie ein iCar tatsächlich angeboten werden soll.
Apple-Elektroauto fast sicher
Über mögliche Elektroauto-Pläne von Apple wird seit Jahren spekuliert, und zwischendurch hieß es auch, der Smartphone-Erfinder habe sich von kompletten eigenen Autos verabschiedet und strebe nur noch eine Lösung für autonomes Fahren an. Jetzt aber meldete die Nachrichten-Agentur Reuters, dass Apple mit den chinesischen Herstellern CATL und BYD über die Belieferung mit Batterien verhandelt. Die Gespräche sollen in einem frühen Stadium sein. Aber wenn Apple kein ganzes Elektroauto mehr bauen wollte, wären sie gänzlich überflüssig.
Eine nicht weniger aufschlussreiche Nachricht lieferte kurz darauf mit Bloomberg die zweite große Agentur für Finanznachrichten. Als das Unternehmen mit der höchsten Marktkapitalisierung von allen steht Apple unter intensiver Beobachtung, und in diesem Fall kam dadurch heraus: Ulrich Kranz, früherer BMW-Manager und Mitgründer des Elektroauto-Startups Canoo, arbeitet jetzt dort. Diese Information aus damit vertrauten Kreisen habe Apple anschließend bestätigt.
Bloomberg bezeichnet die Einstellung von Kranz zwar nicht als endgültigen Beweis für Apples Elektroauto-Ambitionen, aber doch als klares Zeichen dafür sowie „eine der wichtigsten im Automotive-Bereich“. Sein direkter Vorgesetzter soll Doug Fields sein, der 2013 Apple für Tesla verlassen hatte, aber 2018 wieder dorthin zurückkehrte. Aktuell soll er Leiter für das Auto-Projekt sein, berichtet die Agentur unter Berufung auf Insider.
Früherer BMW-Manager als Verstärkung
Eine ähnlich bewegte und hochkaraätige Geschichte hat laut The Verge auch die deutsche Elektroauto-Verstärkung Kranz. Bis Ende 2016 arbeitete er bei BMW und dort an der Einführung des neu gedachten Elektroautos i3 sowie des hybriden Sportwagen-Verwandten i8. Zusammen mit seinem BMW-Kollegen Stefan Krause aus diesem Bereich sollte er dann das Startup Faraday Future retten, schied aber im Streit mit dem Gründer schnell wieder aus. Ein Jahr später gründeten die beiden zusammen mit anderen ihr eigenes Startup Evelozcity, um Lieferwagen und Vans auf einer modularen Plattform zu bauen und zu lizenzieren.
Dieses bald in Canoo umbenannte Unternehmen (das Foto oben zeigt einen Prototypen von Ende 2020) wollte Apple Anfang vergangenen Jahres schon übernehmen, doch es wollte lieber unabhängig bleiben, fand The Verge heraus. Später in dem Jahr dann habe erst Krause Canoo verlassen und im April 2021 nach einer umgekehrten SPAC-Fusion zur Börsennotierung auch der damalige CEO Kranz. Den erfahrenen BMW-Manager gleich danach zu sich zu holen (und vielleicht noch weitere Canoo-Abtrünnige) dürfte für Apple zumindest deutlich billiger gewesen sein als der Kauf des ganzen Startups. Und die Ankündigung des eigenen Elektroautos dürfte jetzt wie bei Tesla das Model S Plaid niemanden mehr richtig überraschen.