Bild: Mercedes
Laut ihrem Koalitionsvertrag will die neue Bundesregierung bis 2030 volle 15 Millionen reine Elektroautos auf den Straßen haben, und auch wenn der Verkehrsminister Volker Wissing an dieses Ziel offenbar nicht so recht glaubt, fangen manche seiner Minister-Kollegen bei sich selbst an: Laut einem Bericht haben mehrere von ihnen als Dienstwagen Elektroautos bestellt. Ein Tesla ist offenbar nicht darunter, aber mehrere neue Modelle aus der deutschen Auto-Industrie.
Grüne Baerbock mit Mercedes-Elektroauto
Wenn das Tesla Model Y aus Deutschland wie geplant schon jetzt ausgeliefert würde, hätte es vielleicht ebenfalls zum Elektro-Dienstwagen für die Regierung werden können, so aber bleiben erst einmal die schon immer deutschen Hersteller gefragt. Praktisch seit Beginn der Bundesrepublik fuhr das Kabinett Audi, BMW, Mercedes und zeitweise den VW Phaeton, berichtete dazu jetzt die Automobilwoche. Und weil auch die einheimische Industrie mittlerweile einige Elektroautos im Angebot hat, bleibt es vorerst dabei.
Der Grünen-Landwirtschaftsminister Cem Özdemir hat sich laut dem Bericht für einen Audi e-tron entschieden, Familienministerin Anne Spiegel für einen BMW i4. Beide Ressorts sollen damit erstmals reine Elektroauto für ihre Chefs haben. Im Umweltministerium hatte schon die frühere Amtsinhaberin Svenja Schulze von der SPD einen Mercedes EQC – das erste reine Elektroauto in der Bundesregierung, wie die Automobilwoche schreibt. Es soll jetzt von ihrer Nachfolgerin Steffi Lemke von den Grünen weitergenutzt werden.
Das größte und teuerste Minister-Elektroauto ist laut der Zeitschrift für die Grüne Annalena Baerbock im Außenamt vorgesehen: Sie plane die Anschaffung eines Mercedes EQS (s. Foto oben), der in Format und Preis mit der konventionellen S-Klasse zu vergleichen ist. Mit seinem großen Akku kommt der EQS nach Norm dabei weiter als jedes andere Elektroauto in Europa, blieb in einem Winter-Test vor kurzem allerdings früher leer stehen als ein Tesla Model 3 Long Range.
Panzer-Verbrenner für Kanzler und Vize
Für Kanzler, Vizekanzler, Finanzminister sowie die Verteidigungsministerin steht bislang weder von Tesla noch von deutschen Herstellern ein geeignetes Elektroauto zur Verfügung, berichtet die Automobilwoche weiter. Stattdessen fahren sie im Dienst „tonnenschwere Verbrenner“ mit Panzerung. Die gibt es von Audi, BMW wie Mercedes, wobei nur das Amt von Kanzler Olaf Scholz verriet, auf welches Modell die Wahl fiel: den Mercedes S 680 Guard mit einem Gewicht von 4,2 Tonnen. Zum Dienstwagen von Verteidigungsministerin Christine Lambrecht erhielt die Zeitschrift keinerlei konkrete Informationen – das soll streng geheim sein.
Verkehrsminister Wissing wiederum hat sich laut dem Bericht noch nicht entschieden. Aktuell prüfe er Angebote der üblichen drei deutschen Premium-Marken. Mit entschlossenen Elektroauto-Aussagen hatte der FDP-Politiker zunächst den Eindruck erweckt, die Parteilinie der Technologie-Offenheit zu verlassen, doch nach Kritik daran ruderte er zurück. Bei einem Treffen mit Spitzen der deutschen Automobil-Industrie soll er dann mit ihnen zusammen an dem reinen Elektroauto-Ziel der Ampel-Regierung gezweifelt haben. Insofern hat seine Entscheidung starken Symbol-Charakter – und könnte durchaus auf einen Plugin-Hybrid hinauslaufen.