Die Bau-Arbeiten gingen in Rekordzeit voran, aber trotzdem fehlt für die deutsche Gigafactory von Tesla in Grünheide bei Berlin noch einiges an Infrastruktur und vor allem die abschließende Genehmigung nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz. Nach offiziellen Tesla-Angaben sollte die Produktion von Model Y in der neuen Fabrik im Juli dieses Jahres beginnen, woran bislang trotz Verzögerungen festgehalten wurde. Im am Montag veröffentlichten Bericht zum ersten Quartal aber schreibt Tesla erstmals, die Produktion in Giga Berlin werde „late 2021“ starten, also erst gegen Ende des Jahres. Und auch die Angabe zur voraussichtlichen Auslieferung des Model Y auf der deutschen Website hat sich zu „Ende 2021“ verändert.
Tesla-Angabe um 3 Quartale verschoben
Damit ist zumindest quasi-offiziell, worüber zuletzt vermehrt spekuliert wurde: Der angestrebte Produktionsstart von Giga Berlin im Juli 2021 ist nicht mehr zu halten. In seinen Berichten hatte sich Tesla mit Angaben dazu stärker zurückgehalten als (wohl notwendigerweise) in seinen Anträgen für die Fabrik. Nach dem Abschluss des vierten Quartals 2020 schrieb das Unternehmen noch, die Gigafactory-Projekte bei Berlin und in Texas lägen im Plan, in diesem Jahr mit der Fahrzeug-Produktion zu beginnen. Im Web-Konfigurator für das Model Y in Europa stand zu diesem Zeitpunkt und noch bis vor kurzem, der Produktionsstart sei „für Anfang 2021“ vorgesehen.
Diese Angabe zu verändern, war offensichtlich nötig, denn der Anfang des Jahres im engeren Sinn liegt jetzt schon mehr als drei Monate zurück. Aber Tesla ging sozusagen gleich drei Quartale weiter – „late“ in einem Jahr ist üblicherweise als sein letztes Viertel zu verstehen. Auch in dem Bericht heißt es jetzt, der Ausbau der Gigafactory bei Berlin komme voran und liege weiterhin im Plan, um Ende 2021 mit Produktion und Auslieferungen beginnen zu können.
Doch importierte Model Y für Europa?
Dass in diesem Jahr keine riesigen Stückzahlen an Model Y aus der deutschen Fabrik kommen würde, hatte CEO Musk vorher schon angedeutet. So erwähnte er Ende Oktober 2020, dass die neue Bauweise mit 4680-Batterien als Teil der tragenden Fahrzeug-Struktur ein „erhebliches Produktionsrisiko“ bedeute. Es werde deshalb 12-18 Monate oder sogar 24 Monate dauern, bis in Grünheide die Nennkapazität erreicht sei. Neu ist aber die Angabe im Quartalsbericht, dass erst spät in diesem Jahr überhaupt damit begonnen wird. In 2021 werde es nur eine „anfängliche begrenzte Produktion“ in der deutschen Fabrik geben, sagte Musk in der anschließenden Telefon-Konferenz.
Für Tesla könnte das bedeuten, dass der europäische Markt für Elektroautos im gefragten SUV- oder Crossover-Format den Großteil dieses Jahres über der zunehmenden Zahl von Konkurrenten überlassen bleibt – und für Käufer des Model Y, dass sie warten oder sich umentscheiden müssen. Etwas Hoffnung auf eine frühere Verfügbarkeit macht der jüngste Quartalsbericht aber doch: „In der Zwischenzeit werden wir die Import-Volumina nach Europa erhöhen“, heißt es darin mit Blick auf den deutschen Zeitplan. In der Giga Berlin sollen vorerst nur Model Y entstehen – die Aussage könnte also so zu verstehen sein, dass es entgegen der ursprünglichen Planung anfangs doch aus den USA oder China nach Europa kommt.