Mit einem Grünen-Minister hätte das Treffen kontrovers werden können, doch der Antrittsbesuch des FDP-Politikers Volker Wissing (s. Foto) bei der deutschen Auto-Branche verlief ausgesprochen harmonisch. Davon berichtete anschließend das Manager-Magazin. Ende Januar sei der neue Bundesverkehrsminister für eine Stunde zu Gast bei dem Verband VDA gewesen, zusammen mit den Chefs der deutschen Auto-Konzerne und von deren Zulieferern. Und nachdem Wissing zuvor kurz mit einer Elektroauto-Festlegung mitsamt Tesla-Empfehlung aufgefallen war, ließ er BMW-Chef Oliver Zipse laut dem Bericht jetzt sogar unwidersprochen von einer möglichen Verbrenner-Renaissance erzählen.
VW-Chef nur virtuell dabei
Als einziger der Auto-Chefs nicht physisch anwesend war Herbert Diess vom Volkswagen-Konzern, schreibt das Manager-Magazin. Das lag an dessen Corona-Quarantäne, hat aber möglicherweise auch symbolischen Wert, denn der VW-CEO zeigt sich am stärksten von einer Elektroauto-Zukunft nach Tesla-Art überzeugt. Wissing aber soll bei dem VDA-Treffen Zweifel daran zum Ausdruck gebracht haben. Mindestens Plugin-Hybride würden gebraucht, sagte er laut dem Bericht mit Blick auf ländliche Mobilität.
Damit bekräftigte der Minister seine Abkehr vom Ampel-Koalitionsvertrag, laut dem in Deutschland bis 2030 mindestens 15 Millionen reine Elektroautos fahren sollen. In einem Interview in diesem Januar hatte Wissing dazu zunächst erklärt, die Entscheidung für E-Mobilität sei durch EU-Regulierung längst gefallen, und er wolle sie forcieren. Kurz darauf bekannte er sich aber wieder zur alten FDP-Linie der Technologie-Offenheit und erklärte sogar, bei dem 15-Millionen-Ziel seien Plugin-Hybride mit enthalten.
Manager-Zweifel an Elektroauto-Ziel
Neben Hybriden sollen auch E-Fuels und Wasserstoff eine Chance haben, soll der Minister jetzt zudem den deutschen Branchen-Vertretern gesagt haben, wofür er laut Manager-Magazin von vielen der Anwesenden Unterstützung erhielt. Das Ziel von 15 Millionen Elektroautos hätten sie insgesamt in Zweifel gezogen, unter anderem unter Verweis auf fehlende Lade-Infrastruktur und drohende Rohstoff-Abhängigkeit. BMW-Chef Oliver Zipse soll sogar von einer möglichen Verbrenner-Renaissance gesprochen haben, weil Motoren nach neuen EU-Regeln so sauber werden würden wie noch nie.
All das nahm Minister Wissing laut dem Bericht ohne größeren Widerspruch zur Kenntnis. Die Auto-Manager hätten das als Signal dafür verstanden, dass sie mit ihren Argumenten in seinen Augen richtig liegen und mit seiner Unterstützung rechnen können. Nach dem Treffen herrsche deshalb „fast schon Euphorie“, schreibt das Manager-Magazin. Es war ja auch für jeden etwas dabei.