Seit 2007 findet auf dem Messe-Gelände von Hannover regelmäßig die IdeenExpo statt, eine Veranstaltung mit dem Ziel, junge Menschen für Wissenschaft und Technik zu begeistern und sie als Fachkräfte zu gewinnen. Spätestens mit seiner Gigafactory bei Berlin hat auch Tesla großen Personal-Bedarf in Deutschland, und so war das Unternehmen bei der diesjährigen IdeenExpo sogar doppelt vertreten. An einem Stand in einer der Hallen wurde das Model Y zusammen mit dem dafür vorgesehenen Akku aus 4680-Batterien präsentiert. Und auf dem Außengelände stand ein von Tesla-Azubis gebauter Solar-Anhänger mit Starlink-Internet – der zu einem medialen Welterfolg wurde, obwohl es keinerlei konkreten Pläne damit gibt.
Kein Reichweiten-Verlängerer für Tesla
Die Welle von Berichten im deutschen wie im englischen Sprachraum schien komplett auf Informationen zu beruhen, die der bekannte deutsche Beobachter @tesla_adri ab Anfang vergangener Woche auf Twitter verbreitete. Zunächst reichte er nur Fotos und Angaben über den Tesla-Anhänger von einem privaten Instagram-Account weiter, aber schon das reichte für mehrere Dutzend Meldungen in deutschen Online-Medien. Englischsprachige Publikationen griffen das Thema sogar in noch größerer Zahl auf.
Nicht in jedem Fall wurde dabei erwähnt, was @tesla_adri schon in seine zweite Twitter-Meldung zu der Entdeckung in Hannover geschrieben hatte: Einer der dort anwesenden Tesla-Mitarbeiter erklärte, dass es keinerlei Pläne gebe, den Photovoltaik-Anhänger zu einem Produkt zu machen. Es handele sich schlicht um eine Machbarkeitsstudie. Trotzdem hieß es in vielen Berichten, Tesla habe ihn auf der Messe „vorgestellt“, und es wurde spekuliert, wie viel Extra-Reichweite sich mit dem kompakten Anhängsel wohl erreichen ließe.
More images of the trailer. Another employee confirmed the range extender + Starlink purpose.
He said the trailer does not have internal storage at this point.He again confirmed that the trailer is meant as a "show of concept".
Picture credit:https://t.co/OSCZGWK0uI https://t.co/zdPYLxAt7T pic.twitter.com/I8ZELnWUo4
— Tesla_Adri (@tesla_adri) July 5, 2022
Interessant und naheliegend ist das Konzept tatsächlich. Photovoltaik und Elektroautos sind eine fast ideale Kombination, und verschiedene Versuche, beides direkter miteinander zu vereinen, gibt es sowohl schon in angehängter als auch in integrierter Form. Wie einer der Mitarbeiter auf dem Tesla-Außenstand teslamag.de jedoch am Sonntag sagte, ist das dort präsentierte Konstrukt nicht zur Reichweiten-Verlängerung gedacht. Diese Nutzung sei zwar theoretisch möglich. Er würde sie aber nicht empfehlen, erklärte er, denn dafür sei die mit den neun Modulen erreichbare Spitzenleistung von rund 3,5 Kilowatt zu niedrig.
Starlink-Internet für Messe-Besucher
Stattdessen ist die Idee hinter dem schwarzen Anhänger, rasch Hilfe in Regionen zu bringen, in denen Strom und Internet ausgefallen sind. Die dreimal drei Solar-Module lassen sich seitlich so ineinander schieben, dass sie beim Fahren nicht über die rollende Basis hinausragen; abgestellt und ausgefahren wird die Photovoltaik-Fläche dadurch verdreifacht. Der gewonnene Strom fließt in einen vorne montierten Powerwall-Akku von Tesla, und über einen Wechselrichter daneben kann er an Wechselstrom-Verbraucher abgegeben werden. In Hannover war an den Steckdosen dafür neben der Starlink-Technik für Satelliten-Internet eine mobile Sound-Anlage angeschlossen, aber nicht in Betrieb. Das mit einem A4-Zettel an dem Anhänger versprochene „free wifi“ ließ sich aber tatsächlich nutzen.
Dieses System sei eine Aktion von Auszubildenden bei Tesla Automation zur Präsentation bei der Ideen-Messe gewesen, bestätigte am Sonntag der junge Mitarbeiter, der nach seinen Angaben nicht selbst daran beteiligt war. Einen Einsatz damit habe es bislang noch nicht gegeben, aber das könne sich ändern. Ein Produkt aber werde Tesla fast garantiert nicht daraus machen, denn dafür fehle bei dem Unternehmen schlicht die Zeit. Mit der enormen Medien-Aufmerksamkeit für den Azubi-Anhänger habe vorher auf jeden Fall niemand gerechnet, sagte der Messe-Mitarbeiter weiter. Eine Schlange bildete sich am Sonntagnachmittag in der echten Welt aber trotzdem nicht vor dem Photovoltaik-Anhänger mit Starlink-Schüssel, sondern daneben, wo Besucher als Mitfahrer in Elektroautos von Tesla deren rapide Beschleunigung erleben konnten.