So eine Krise würde man sich fast häufiger wünschen: Schon im vergangenen Jahr sorgte eine Kombination aus anhaltenden Corona-Problemen und Halbleiter-Knappheit dafür, dass die verkauften Stückzahlen von Auto-Herstellern aus den USA und Europa abnahmen – ihr Umsatz erhöhte sich aber, und in der gesamten Branche stieg der operative Gewinn auf ein neues Rekord-Niveau. Im ersten Quartal hat sich die Situation vor allem in Europa durch den Krieg um die Ukraine noch verschärft. Der weltweite Auto-Absatz brach geradezu ein, doch der operative Gewinn erreichte erneut einen Rekord. Die Marge von Tesla blieb dabei die höchste in der gesamten Branche.
Tesla mit 19,2% Marge ganz vorn
Das geht aus einer Auswertung von Geschäftszahlen zum ersten Quartal hervor, die jetzt die Beratungsfirma EY veröffentlichte. Demnach betrug der operative Gewinn der 16 weltweit größten Auto-Konzerne in den ersten drei Monaten dieses Jahres 34,1 Milliarden Euro. Das seien 19 Prozent mehr als im ersten Quartal 2021 und mehr als je zuvor zu Beginn eines Jahres, heißt es in einer Mitteilung. In ganz 2021 hatten die wichtigsten Hersteller den operativen Gewinn laut EY um 168 Prozent auf 134 Milliarden Euro gesteigert.
Die höchste Gewinn-Marge in 2021 ebenso wie in Q1 2022 hatte nach den Daten der Beratungsfirma Tesla: Von 12,1 Prozent im Durchschnitt des Vorjahres stieg sie jetzt auf 19,2 Prozent; als Vergleichswert für Q1 2021 nennt EY 5,7 Prozent. Zweistellig waren die Margen auch bei Mercedes, Volkswagen, BMW und General Motors. Mit 15 Prozent folgte auf Tesla Mercedes und dann mit 13,3 Prozent Volkswagen. Beide setzten sich vor BMW und General Motors, deren Margen gegenüber Q1 2021 etwas abnahmen.
Absolut gesehen war beim operativen Gewinn mit 8,3 Milliarden Euro der VW-Konzern vorn, der mit 62,7 Milliarden Euro knapp vor Toyota auch den höchsten Umsatz im ersten Quartal dieses Jahres hatte. Den zweithöchsten Gewinn ermittelte EY mit 5,2 Milliarden Europa bei Mercedes und den dritthöchsten mit 3,6 Milliarden Euro bei Toyota. Tesla hatte für Q1 2022 einen operativen GAAP-Gewinn von 3,6 Milliarden Dollar gemeldet (zum aktuellen Kurs gut 3,3 Milliarden Euro), dürfte also nicht weit dahinter gelegen haben.
Skeptisch für Auto-Gewinn in 2022
Premium-Anbieter würden derzeit Traummargen verdienen, wird in der Mitteilung ein EY-Partner zitiert. Aufgrund des Chip-Mangels sei die Nachfrage größer als das Angebot, und selbst für die bevorzugt produzierten großen und teuren Autos müssten die Hersteller kaum Rabatte geben. Allerdings habe gleichzeitig jedes zweite der betrachteten Unternehmen in Q1 eine Marge unterhalb von 6 Prozent gehabt. An einem Teil der Branche gehe der aktuelle Gewinn-Boom also schlicht vorbei. Und auch weil im ersten Quartal durch Lockdowns der zuletzt sehr robuste Auto-Markt in China stark getroffen wurde, sei für dieses Jahr eher nicht mehr mit insgesamt steigenden Gewinnen zu rechnen, selbst wenn sich die Chip-Situation entspannt.