Tesla dringt mit seinen Elektroautos zunehmend in die oberen Regionen von Statistiken zu den Neuzulassungen vor, und 2021 musste die etablierte Branche nicht nur mit diesem schnell wachsenden Konkurrenten zurechtkommen, sondern auch mit verbreiteten Lieferketten- und Logistik-Problemen. Laut einer Analyse der Beratungs- und Prüfungsfirma EY ist ihr das allerdings bemerkenswert gut gelungen: Nach ihren Angaben erreichte der operative Gewinn der ganzen Branche im vergangenen Jahr 134 Milliarden Euro und war damit höher als je zuvor. Den absolut höchsten Wert verzeichnete dabei Toyota, die höchste prozentuale Gewinn-Marge Tesla.
Absatz von US-Herstellern trotz Tesla gesunken
Während Tesla in 2021 scheinbar kaum beeinträchtigt von der schwierigen Logistik-Lage seine Produktion um weitere 82 Prozent auf 930.422 Elektroautos steigerte, mussten andere Hersteller priorisieren. Dabei nutzten sie knappe Chips vorrangig für teurere Fahrzeuge mit höheren Margen, heißt es in einer Pressemitteilung zur der EY-Analyse. Zusammen mit dem weitgehenden Verzicht auf Rabatte habe diese Strategie funktioniert: „Die Margen lagen 2021 auf Rekordniveau“.
So wurde der zusammengerechnete operative Gewinn von 134 Milliarden Euro der Auto-Hersteller weltweit erzielt. Laut EY waren das 168 Prozent mehr als in 2020 und gleichzeitig der höchste Wert überhaupt. Auch der Umsatz stieg gegenüber 2020 nach den Zahlen um knapp 12 Prozent, lag damit aber immer noch 5 Prozent unter dem Niveau von 2019. Der Absatz erhöhte sich mit plus 1,2 Prozent unterproportional. Bei den deutschen Herstellern ging er sogar um 4 Prozent zurück, bei US-amerikanischen um 1 Prozent. Auto-Unternehmen aus Südkorea hatten demgegenüber das mit 7 Prozent höchste Stückzahlen-Wachstum, japanische legten um 5 Prozent zu.
Westliche Hersteller mit Ausnahme von Tesla scheinen also am stärksten von der Halbleiter-Knappheit betroffen gewesen zu sein oder am konsequentesten auf hohe Margen gesetzt zu haben. Das änderte nach der EY-Analyse allerdings nichts daran, dass Tesla der profitabelste Auto-Hersteller der Welt war: Seine operative Gewinn-Marge 2021 habe 12,1 Prozent erreicht, knapp vor BMW und Mercedes-Benz mit jeweils 12 Prozent. Absolut gesehen war Toyota mit 24,8 Milliarden Euro vorn, gefolgt von Volkswagen und Mercedes-Benz.
Neue Krise stellt Globalisierung in Frage
Mit Blick auf das neu begonnene Jahr 2022 wagen die Berater keine feste Prognose. Tendenziell erwarten sie noch keine Erholung beim Absatz, denn Halbleiter sowie andere Vorprodukte und Rohstoffe seien immer noch knapp. Hinzu komme als „enorme Belastung für die Branche“ der Krieg in der Ukraine, der weitere Engpässe oder Ausfälle bedeute. Nach der Chip-Krise gerate die Branche in die nächste, „deren Verlauf noch unvorhersehbarer und kaum steuerbar ist“.
Die zwei (oder drei, wenn man Corona und Halbleiter einzeln versteht) Krisen zusammen würden zudem das heutige System der internationalen Arbeitsteilung grundsätzlich in Frage stellen, schreibt EY weiter. Lieferketten hätten sich als längst nicht so widerstandsfähig erwiesen wie gedacht, was bedeute, dass die Logik des weltweiten Einkaufs beim jeweils billigsten Zulieferer nicht mehr funktioniere. Also gebe es einen Trend zurück zur Regionalisierung. Bei Tesla kann man den schon seit einer Weile beobachten, erst mit der Gigafactory in China und zuletzt bei der deutschen. In China ist die Produktion nach Tesla-Angaben schon fast vollständig lokalisiert, und auch in Europa sollen möglichst viele Komponente einschließlich der Batterien vom selben Kontinent kommen.